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Hans Tietze Domenico Martinelli und seine Tätigkeit für Österreich

und Rahmungen — erinnern an ihn, aber die Datierung der Freitreppe 1685 und 1689 und
der Fresken im Hauptsaal 1688 bis 169254) sichern doch die Fertigstellung des Baues vor
der Ankunft Martinellis in Österreich; es müßte denn sein, daß er etwa von Rom aus einen
Entwurf gesandt hätte.

Solche Widersprüche zwischen stilkritischem Befund und historisch gesichertem Tat-
bestand mahnen zur Vorsicht bei freien Zuschreibungen an den Künstlern; daß er in Öster-

Abb. 27 Kloster Hradisch: Gesamtansicht.

reich und vor allem in Wien noch andere Bauten ausgeführt hat, als die Biographie zu
nennen weiß, ist im allerhöchsten Grade wahrscheinlich; aber welche unter den namenlos
gebliebenen Palästen von der Wende des XVII. zum XVIII. Jhs. dürfen wir ihm zu-
schreiben? Vielleicht ist diese Periode noch zu ungenügend erforscht, als daß rein stil-
kritische Bestimmungen zulässig wären; aber ein Gebäude scheint dennoch Martinelli künst-
lerisch so nahe zu stehen, daß die — mit aller Zurückhaltung gewagte — Vermutung seiner
Urheberschaft sich aufdrängt. Es ist das Palais, das Paul von Ezterhazy auf einem 1690
gekauften Grunde in der Wallnerstraße erbaute und das noch heute im Besitz seiner Nach-
kommen ist; eine Inschrifttafel nennt 1695 als das Jahr des Umbaues. Das Palais Ezterhazy in

54) Topographie der historischen und Kunstdenkmale im politischen Bezirke Karolinenthal, 1903, S. 332 ff. und
Fig. 326 ff.
 
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