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Hans Tietze Domenico Martinelli und seine Tätigkeit für Österreich

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•der Wallnerstraße (Abb. 28) ist ein elfachsiger Bau, dessen gebänderter Sockel von rechteckigen
Fenstern mit geraden Sturzbalken durchbrochen ist; das Hauptgeschoß, bei dessen Fenster
flache und segmentbogige Giebelabschlüsse abwechseln, und das Bodengeschoß darüber sind
von einer durchgehenden Ordnung jonisierender Pilaster zusammengefaßt, deren langgezogene
Stützen das Erdgeschoß gliedern. Die Mitte nimmt das von doppelten einen Balkon tragenden
Steilvoluten eingefaßte Hauptportal ein, über dem das Fenster durch ein Wappenschild
ausgezeichnet ist; überdies betont die Kuppelung der gliedernden Pilaster die Mittelachse.

Abb. 28 Palais Ezterhazy in der Wallnerstraße.

Diese Motive — zusammen mit dem nüchtern gebildeten Kranzgesimse und der einfachen
Behandlung des Daches — stehen Martinelli näher als irgend einem der für uns sonst faß-
baren Palastarchitekten des damaligen Wien; entscheidender aber als solche Einzelheiten
ist — wie beim Palais Harrach —■ der Gesamteindruck, das architektonische Wesen des
ganzen Palastes, das sich mit dem Bild, das wir aus Martinellis ganzem Werk gewinnen,
durchaus deckt; es spricht aus ihm der künstlerische Charakter unseres Meisters, den wir
nun im Zusammenhang zu umreißen versuchen wollen.

III. Martinellis Stil und Bedeutung.

Martinellis Kunst stammt genau wie die seines Zeitgenossen und Freundes Carlo Fontana
aus dem ausgereiften klassischen Stil Berninis55 *), wie er am treffendsten durch die Fassade

55) S. die Charakteristik Fontanas durch K. Escher in Thiemes Künstlerlexikon XII, 173.

Jahrbuch des kunsthist. Institutes des deutschösterreichischen Staatsdenkmalamtes 1919.

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