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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Editor]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 13.1919

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Popp, Anny E.: Eine Alterszeichnung Donatellos?
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https://doi.org/10.11588/diglit.27700#0079
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Anny E. Popp Eine Alterszeichnung Donatellos?

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der seitlich umfassenden Gestalten zu dem untergeordneten Motiv der kleinen Christus
stützenden Engel herabdrückt. Änderungen, die eine Vereinheitlichung mit sich brachten,
wie sie das Cinquecento verlangte.

Die starke Ausdrucksgewalt des Bildes von Botticelli mag es gewesen sein, die Lotto,
der immer auf den psychischen Ausdruck hinzielte, hingerissen hat, andererseits aber auch
die Möglichkeit, die Bewegung der einzelnen Gestalten einer Einheit zu subordinieren,
was Lotto noch nicht auf dem Wege Tintorettos gelang: alle Gestalten als Teile desselben
Rhythmusses aufzufassen.

Das Motiv, das bei Donatello die Fläche durch Richtungskontraste verlebendigte, wird
im Cinquecento in Florenz und Rom ein Mittel, Massenkonzentration und -auflockerung
im Raum darzustellen, in Venedig ein Mittel, das Hin- und Herschwingen im Raum
fühlbar zu machen, beide Male Maße, nicht mehr Fläche, Dreidimensionales, nicht Zwei-
dimensionales, den ganzen Raum erfassend, nicht nur die einzelne Gestalt. Der Sinn des
Motives der seitlichen Neigung war ein vollkommen neuer geworden, sowie aus der ein-
maligen vereinzelten Lösung in der Zeichnung ein typisches Kompositionsrezept wurde.

Jahrbuch des kunsthist. Institutes des deutschösterreichischen Staatsdcnkmalamtes 1919.

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