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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 13.1919

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Guby, Rudolf: Die Dreifaltigkeitskapelle in Paura bei Lambach (Oberösterreich): Kunsthistorisches Begleitwort zu P. Augustin Rabensteiners "Archivalien zur Baugeschichte der Dreifaltigkeitskapelle in Paura"
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https://doi.org/10.11588/diglit.27700#0094
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8o

Rudolf Guby Die Dreifaltigkeitskapelle in Paura bei Lambach (Oberösterreich)

Delineator, häufig mit Ingenieur oder Architekt identisch, der den Gedanken, die flüchtige
Skizze, in genauen Plänen und Rissen für die Übertragung ins Große ausarbeitet, und
schließlich dem Fachmeister (Bildhauer, Maler, Stukkadorer, Baumeister usw.), der die
Pläne ausführt. Natürlich können die vier Funktionen auch in einer Person vereinigt sein, es
können aber auch nur zwei oder drei dieser Funktionen von einer Person geübt und natürlich
kann auch jede einzelne Funktion von einem Individuum für sich allein betätigt werden.

Wer war nun Inventor in weitestem Sinne bei der Erbauung der Dreifaltigkeits-
kapelle? Die Vermutung spricht für Abt Maximlian. Der Anteil des Inventors in weitestem

Abb. 49 Dreifaltigkeitskapelle, Dachungsgruppe des Gottvateraltars: Sieg des Glaubens.

(Ca. Vs der natürlichen Größe.)

Sinne läßt sich natürlich nur selten durch Urkunden erweisen. Wir sind auch in unserem
Falle auf einen Indizienbeweis angewiesen. Die primäre Idee, das Kunstwerk der Dreifaltig-
keit zu widmen, in dem Bau auf dieselbe Bezug zu nehmen, war im Gelübde des Abtes
begründet. Der Bau wurde dem Abt zu seiner Lebensaufgabe, zu einem Teil seines Lebens-
inhaltes: er widmete dem Bau alle seine Privateinkünfte, seine Besoldung als Raitrat der Land-
stände, jeden Kreuzer, der aus seinen Obstkulturen, die er leidenschaftlich pflegte, einging;
alle Bestellungen für die Kapelle, die Verhandlungen mit Handwerkern und Künstlern besorgte
er selbst und notierte jedes kleinste Ereignis, das seinen Kapellenbau betraf, als sein persön-
liches Erlebnis in seinem Tagebuch0). Das überaus feinsinnige Programm des Baues setzt eine

6) P. Arno Eilenstein „Das Tagebuch des Abtes Maximilian von Lambach“. Mitteilungen und Studien des
Benediktinerordens 1917 und 1918.
 
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