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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 13.1919

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Guby, Rudolf: Die Dreifaltigkeitskapelle in Paura bei Lambach (Oberösterreich): Kunsthistorisches Begleitwort zu P. Augustin Rabensteiners "Archivalien zur Baugeschichte der Dreifaltigkeitskapelle in Paura"
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https://doi.org/10.11588/diglit.27700#0095
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Rudolf Guby Die Dreifaltigkeitskapelle in Paura bei Lambach (Oberösterreich)

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profunde theologische Bildung und eine tiefe Glaubensbegeisterung voraus. Abt Maximilian war
ein fast heiligmäßiger Mann, der viele Nächte im Gebet und strenger Kasteiung durchwachte. In
den Urkunden zur Baugeschichte führt immer wieder ein Faden zu dem Abt zurück. Der Abt
bestellt bei den verschiedenen Künstlern in Braunau, München, Linz, Wien, Passau und
sog'ar in Genua; er bestellt zu den verschiedensten Zeiten 1715—1723; ihre Werke aber
zeigen die nämliche gemeinsame Idee, so z. B. bei allen drei Gemälden die
Vereinigung der drei göttlichen Personen in jedem Bilde. Als Carlo Carlone die Skizze für
sein Gemälde der Kreuzabnahme vorlegte, genehmigte der Abt die Ausführung nach der

Abb. 50 Dreifaltigkeitskapelle, Dachungsgruppe des Gottvateraltars: Triumph der Kirche.

Skizze, bestimmte aber, daß „hierzue noch in ainer Glori Gott Vatter und der heyllige Geist
gemahlt, und also die allerheyligste Dreyfaltigkheit Vorgestöhlt werden solle“; das heißt,
der Abt korrigiert die Skizze, um sie seinem Gesamtkonzept anzupassen (C. VII). Der
Münchner Hofmaler Ruffini bittet bei seiner Bewerbung um den Auftrag für die Altarblätter
um Zusendung von Maß und Konzept (C. VII). Der Plan der Dekorationen war bis in
die feinste Nuance ausgedacht. Die Tore sind jedes einer der drei g’öttlichen Personen zu-
geeignet. Das Haupttor ist Gott dem Vater gewidmet; tritt man ein, so steht man dem
Hauptaltar mit der Schöpfungsgeschichte gegenüber; am Rande der Gewölbekuppel prangt
die Inschrift: „Soli Deo Creatori“. Das Tor gegen den Traunfluß ist Gott Sohn geweiht.
Nun sollte man meinen, daß man, durch dieses Tor tretend, gegenüber den Altar Gott
Sohnes fände, zumal am Kuppelrand in einer kleinen Kartusche die Inschrift steht: „Re-
demptori mundi“ und das Medaillonbild Christus als Weltenrichter zeigt. Zu unserer Über-

Jahrbuch des kunsthist. Instituts des deutschösterreichischen Staatsdenkmalamtes 1919. IX
 
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