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Rudolf Guby Die Dreifaltigkeitskapelle in Paura bei Lambach (Oberösterreich)
vor allem setzt Messenta an Stelle der ovalen
Nische das malerisch wirkende Apsisfenster ein
(Abb. 65). Wir gehen nicht irre, wenn wir auch
den Entwurf zur Architektur der Altarmensen
und der Tabernakel Francesco Messenta zu-
schreiben, denn auch für die glänzend kompo-
nierten Tragsteine der Altarmensen erkennen wir
bei Pozzo II, Fig. 106, die deutliche Anregung-
(Abb. 66, 67) und auch für die plastischen Gruppen
des Sieges der Kirche (Abb. 50) und des Triumphes
des Glaubens (Abb. 49) finden wir wieder in den
seitlichen Gruppen des Ignatiusaltars (Abb. 68)
die unzweifelhafte Vorlage. Für Messenta als
den Entwerfer der Innendekorationen sprechen
auch einige urkundliche Nachrichten. Am 16. Jän-
ner 1723 notiert Abt Maximilian in sein Tage-
buch, daß er Francesco Messenta und den
Hofrichter Erb eigens nach Salzburg gesandt
habe, um den Steinmetzmeister Doppler bei der Arbeit an Mensa und Tabernakel zu kon-
trqllieren. Wie käme der Maler Messenta dazu, die Steinmetzarbeit zu überwachen, wenn
er nicht ihr Inventor wäre? Was machte Messenta im Winter in Lambach, da er doch
wegen der Kälte weder in der Dreifaltigkeits- noch in der Puchbergkapelle arbeiten
konnte? Es geht aus Tagebuch und Urkunden klar
hervor, daß Messenta längere Zeit sich in Lambach
aufhielt. Er verfertigte ein neues Hl. Grab, das nach
der Tagebuchaufzeichnung des Abtes am 25. März 1723
zum erstenmal zur Aufstellung kam. Im Vertrag vom
18. Juni 1724 (C. VII) wird ausdrücklich erwähnt, daß
Messenta „zeit dessen allhier sein“ „ausser den
Kürchen Gemähln underschiedtliche andere Mallereyen
und Rüss“ gemacht habe. Einige solcher Risse
können wir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit fest-
stellen. Im Frühsommer 1723, also zu einer Zeit, wo
Messenta schon den ganzen Winter hindurch in Lam-
bach "geweilt hatte, sandte der Abt die noch in der
Bildergalerie des Stiftes erhaltene Skizze zur Taber-
nakelgruppe, die Sendung des Hl. Geistes darstellend
(Abb. 6912), durch den Orgelbauer Eggedacher an den
Bildhauer Götz in Passau mit dem Aufträge, nach der
Skizze ein Modell auszuarbeiten. Am 25. Juli 1723
übersandte Götz das bestellte Modell und schrieb
dazu: „Der riss zwar ist von einer Künstlischen hant,
allein last sich in bilthauer arbeit so nichd dun, wie .
Abb. 64
12) Größe der Zeichnung 24X13V2 'm Band 37 der Bildergalerie Andrea Pozzo, Entwurf zum Ignatiusaltar
des Stiftes. Mitteilung des Kustos der Bildergalerie P. Arno Eilenstein. der Jesuskirche in Rom.
Rudolf Guby Die Dreifaltigkeitskapelle in Paura bei Lambach (Oberösterreich)
vor allem setzt Messenta an Stelle der ovalen
Nische das malerisch wirkende Apsisfenster ein
(Abb. 65). Wir gehen nicht irre, wenn wir auch
den Entwurf zur Architektur der Altarmensen
und der Tabernakel Francesco Messenta zu-
schreiben, denn auch für die glänzend kompo-
nierten Tragsteine der Altarmensen erkennen wir
bei Pozzo II, Fig. 106, die deutliche Anregung-
(Abb. 66, 67) und auch für die plastischen Gruppen
des Sieges der Kirche (Abb. 50) und des Triumphes
des Glaubens (Abb. 49) finden wir wieder in den
seitlichen Gruppen des Ignatiusaltars (Abb. 68)
die unzweifelhafte Vorlage. Für Messenta als
den Entwerfer der Innendekorationen sprechen
auch einige urkundliche Nachrichten. Am 16. Jän-
ner 1723 notiert Abt Maximilian in sein Tage-
buch, daß er Francesco Messenta und den
Hofrichter Erb eigens nach Salzburg gesandt
habe, um den Steinmetzmeister Doppler bei der Arbeit an Mensa und Tabernakel zu kon-
trqllieren. Wie käme der Maler Messenta dazu, die Steinmetzarbeit zu überwachen, wenn
er nicht ihr Inventor wäre? Was machte Messenta im Winter in Lambach, da er doch
wegen der Kälte weder in der Dreifaltigkeits- noch in der Puchbergkapelle arbeiten
konnte? Es geht aus Tagebuch und Urkunden klar
hervor, daß Messenta längere Zeit sich in Lambach
aufhielt. Er verfertigte ein neues Hl. Grab, das nach
der Tagebuchaufzeichnung des Abtes am 25. März 1723
zum erstenmal zur Aufstellung kam. Im Vertrag vom
18. Juni 1724 (C. VII) wird ausdrücklich erwähnt, daß
Messenta „zeit dessen allhier sein“ „ausser den
Kürchen Gemähln underschiedtliche andere Mallereyen
und Rüss“ gemacht habe. Einige solcher Risse
können wir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit fest-
stellen. Im Frühsommer 1723, also zu einer Zeit, wo
Messenta schon den ganzen Winter hindurch in Lam-
bach "geweilt hatte, sandte der Abt die noch in der
Bildergalerie des Stiftes erhaltene Skizze zur Taber-
nakelgruppe, die Sendung des Hl. Geistes darstellend
(Abb. 6912), durch den Orgelbauer Eggedacher an den
Bildhauer Götz in Passau mit dem Aufträge, nach der
Skizze ein Modell auszuarbeiten. Am 25. Juli 1723
übersandte Götz das bestellte Modell und schrieb
dazu: „Der riss zwar ist von einer Künstlischen hant,
allein last sich in bilthauer arbeit so nichd dun, wie .
Abb. 64
12) Größe der Zeichnung 24X13V2 'm Band 37 der Bildergalerie Andrea Pozzo, Entwurf zum Ignatiusaltar
des Stiftes. Mitteilung des Kustos der Bildergalerie P. Arno Eilenstein. der Jesuskirche in Rom.