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Anton Richard Franz Wiener Baukünstler in Preßburg im Theresianischen Zeitalter
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Turm hat einen plumpen Blechhelm, der, wohl
ähnlich dem viel zierlicheren ursprünglichen, nach
dem Brande von 1879 nach dem Muster des alten
unglücklich erneuert wurde.
Abb. I Elisabethinerinnenkirche von A. Pilgram.
Das Innere der Kirche zeigt reichen Schmuck.
Der Hauptaltar (Abb. 3) erinnert in seinen figuralen
Details vielfach an donnerische Altäre. Die Decke
ist mit Fresken von Troger geschmückt (Abb. 4 und 5).
Bemerkenswert sind auch die mit reichen Schnitze-
reien, zum Teil bildlichen Reliefdarstellungen, ge-
schmückten Ivirchenbänke.
Über die Baugeschichte der Kirche hat Vämossy* 3)
eine ausführliche Studie veröffentlicht. Nach derselben
Jedesfalls wurde das Fundament zu einer Zeit gelegt, als
Donner vielleicht noch in Preßburg weilte (er übersiedelte
wahrscheinlich im Laufe des Jahres 1739 nach Wien), so
daß es kaum anzunehmen ist, daß er als „Baudirektor“ des
Primas nicht auf die Ausschmückung dieser mit so reichem
figuralen Schmuck ausgestatteten Kirche bestimmenden
Einfluß genommen oder Entwürfe verfaßt hätte, die dann
von einem zünftigen Baumeister technisch ausgearheitet und
ausgeführt worden sein mögen.
3) Dr. St. v. Vämossy. Das Klosterspital zur hl. Eli-
sabeth in Pozsony. Feuill. Preßburger Tagblatt 12.—15. No-
vember 1907.
faßte Primas Graf Emmerich Esterhazy im Jahre 1738
den Plan, den Elisabethinerinnen ein neues Kloster
aufzubauen. Am 23. Februar 1739 wurde das Funda-
ment gelegt. Unter der Bauinspektion des Franz Edl.
v. Török4) wurde der Bau vom Baumeister Anton
Pilgram aus Wien5) begonnen, am 9. Juni 1742 der
Turmknopf aufgesetzt, im Jahre 1743 die Kirche ein-
geweiht. Nach Vämossy ist außer Pilgram kein am
Kirchenbau beteiligter Künstler bekannt6).
Besonders zahlreich sind die zu jener Zeit ent-
standenen Adelssitze, die sich zu Ende der Regierungs-
zeit Maria Theresias nahezu verdoppelt haben. Ko-
rabinsky7) gibt an, daß man im Jahre 1735 in Preßburg
53 Häuser zählte, die den Magnaten und dem Adel
gehörten. Zur Zeit des Erscheinens des Werkes zu
Beginn der Regierungszeit des Kaisers Josef gab es
schon 57 Häuser im Besitze von Magnaten, 47 als
Eigentum des übrigen Adels. Wenn auch diese Adels-
sitze keine großen Prunkbauten sind, wie sie in der
Barockperiode in Wien, dem glanzvollen Mittelpunkt
des Habsburgerreiches entstanden, sondern meist in
bescheideneren Dimensionen und einfacherer Aus-
4) Franz Edl. v. Török wird im Jahre 1761 Camralis
Director principis Archiepricopi genannt. Ung. Staatsarchiv
Cam. Hung. Pos. Benignae resolutiones 3. Juni 1761.
5) Über Pilgram liegen folgende Daten vor. Nach
J. Schauff (Beyträge zu einer künftigen Kunstgeschichte von
Ungarn von Job. Schauff, öffentl. Lehrer der Zeichenkunst a. d.
Normalschule zu Preßburg. Zeitschrift von und für Ungarn,
hg. v. Lud. v. Schedius Jhg. 1804 Bd. VI H. 1. S. 39 ff.)
wurde die Elisabethinerinnenkirche „von einem gewissen
Pilgram“ gebaut. Tschischka (Geschichte der Stadt Wien,
Stuttgart 1847) S. 393 nennt ihn „Landschaftsbaumeister“
und sagt, daß er die Wiener Elisabethinerinnenkirche (erb.
1711 —1715 v. Martin Gerl) „erhöht, erweitert und um-
gebaut“ habe. Nach Tschischka (Kunst und Altertümer
Wien 1836 S. 286) wurde auch die Cisterzienserkirche in
St. Gotthard im Eisenburger Komitat zwischen 1748 u. 1764
von ihm erbaut. Nach Alexander Hajdeckis Exzepten wurde
F. A. Pilgram im Jahre 1727 Meister und in den Wiener
Maurerzunfttafeln unter Nr. 681 eingetragen. Im Toten-
buche der Stadt Wien kommt im Jahre 1747 Pilgrams
Name anläßlich des Todes seines Kindes vor. Damals
wohnte er im eigenen Hause am Graben und war Mitglied
des äußeren Rates. Er scheint aus einer alten Maurer-
familie zu stammen, denn schon im Jahre 1649 war ein
Sebastian Pilgram Maurermeister in Wien.
6) Das stimmt nicht ganz. Die Signatur auf einem der
Deckengemälde (S. Abb. 5) „P. Troger fecit 1742“ zeigt
uns, daß dieser Künstler bei der Ausschmückung der
Elisabethinerinnenkirche tätig war.
7) Beschreibung d. königl. ungarischen Haupt- Frey-
und Ivrönungsstadt Pressburg. Pressburg bey Joh. Martin
Korabinsky (ohne Jahreszahl, ca. um 1781) S. 47.
Anton Richard Franz Wiener Baukünstler in Preßburg im Theresianischen Zeitalter
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Turm hat einen plumpen Blechhelm, der, wohl
ähnlich dem viel zierlicheren ursprünglichen, nach
dem Brande von 1879 nach dem Muster des alten
unglücklich erneuert wurde.
Abb. I Elisabethinerinnenkirche von A. Pilgram.
Das Innere der Kirche zeigt reichen Schmuck.
Der Hauptaltar (Abb. 3) erinnert in seinen figuralen
Details vielfach an donnerische Altäre. Die Decke
ist mit Fresken von Troger geschmückt (Abb. 4 und 5).
Bemerkenswert sind auch die mit reichen Schnitze-
reien, zum Teil bildlichen Reliefdarstellungen, ge-
schmückten Ivirchenbänke.
Über die Baugeschichte der Kirche hat Vämossy* 3)
eine ausführliche Studie veröffentlicht. Nach derselben
Jedesfalls wurde das Fundament zu einer Zeit gelegt, als
Donner vielleicht noch in Preßburg weilte (er übersiedelte
wahrscheinlich im Laufe des Jahres 1739 nach Wien), so
daß es kaum anzunehmen ist, daß er als „Baudirektor“ des
Primas nicht auf die Ausschmückung dieser mit so reichem
figuralen Schmuck ausgestatteten Kirche bestimmenden
Einfluß genommen oder Entwürfe verfaßt hätte, die dann
von einem zünftigen Baumeister technisch ausgearheitet und
ausgeführt worden sein mögen.
3) Dr. St. v. Vämossy. Das Klosterspital zur hl. Eli-
sabeth in Pozsony. Feuill. Preßburger Tagblatt 12.—15. No-
vember 1907.
faßte Primas Graf Emmerich Esterhazy im Jahre 1738
den Plan, den Elisabethinerinnen ein neues Kloster
aufzubauen. Am 23. Februar 1739 wurde das Funda-
ment gelegt. Unter der Bauinspektion des Franz Edl.
v. Török4) wurde der Bau vom Baumeister Anton
Pilgram aus Wien5) begonnen, am 9. Juni 1742 der
Turmknopf aufgesetzt, im Jahre 1743 die Kirche ein-
geweiht. Nach Vämossy ist außer Pilgram kein am
Kirchenbau beteiligter Künstler bekannt6).
Besonders zahlreich sind die zu jener Zeit ent-
standenen Adelssitze, die sich zu Ende der Regierungs-
zeit Maria Theresias nahezu verdoppelt haben. Ko-
rabinsky7) gibt an, daß man im Jahre 1735 in Preßburg
53 Häuser zählte, die den Magnaten und dem Adel
gehörten. Zur Zeit des Erscheinens des Werkes zu
Beginn der Regierungszeit des Kaisers Josef gab es
schon 57 Häuser im Besitze von Magnaten, 47 als
Eigentum des übrigen Adels. Wenn auch diese Adels-
sitze keine großen Prunkbauten sind, wie sie in der
Barockperiode in Wien, dem glanzvollen Mittelpunkt
des Habsburgerreiches entstanden, sondern meist in
bescheideneren Dimensionen und einfacherer Aus-
4) Franz Edl. v. Török wird im Jahre 1761 Camralis
Director principis Archiepricopi genannt. Ung. Staatsarchiv
Cam. Hung. Pos. Benignae resolutiones 3. Juni 1761.
5) Über Pilgram liegen folgende Daten vor. Nach
J. Schauff (Beyträge zu einer künftigen Kunstgeschichte von
Ungarn von Job. Schauff, öffentl. Lehrer der Zeichenkunst a. d.
Normalschule zu Preßburg. Zeitschrift von und für Ungarn,
hg. v. Lud. v. Schedius Jhg. 1804 Bd. VI H. 1. S. 39 ff.)
wurde die Elisabethinerinnenkirche „von einem gewissen
Pilgram“ gebaut. Tschischka (Geschichte der Stadt Wien,
Stuttgart 1847) S. 393 nennt ihn „Landschaftsbaumeister“
und sagt, daß er die Wiener Elisabethinerinnenkirche (erb.
1711 —1715 v. Martin Gerl) „erhöht, erweitert und um-
gebaut“ habe. Nach Tschischka (Kunst und Altertümer
Wien 1836 S. 286) wurde auch die Cisterzienserkirche in
St. Gotthard im Eisenburger Komitat zwischen 1748 u. 1764
von ihm erbaut. Nach Alexander Hajdeckis Exzepten wurde
F. A. Pilgram im Jahre 1727 Meister und in den Wiener
Maurerzunfttafeln unter Nr. 681 eingetragen. Im Toten-
buche der Stadt Wien kommt im Jahre 1747 Pilgrams
Name anläßlich des Todes seines Kindes vor. Damals
wohnte er im eigenen Hause am Graben und war Mitglied
des äußeren Rates. Er scheint aus einer alten Maurer-
familie zu stammen, denn schon im Jahre 1649 war ein
Sebastian Pilgram Maurermeister in Wien.
6) Das stimmt nicht ganz. Die Signatur auf einem der
Deckengemälde (S. Abb. 5) „P. Troger fecit 1742“ zeigt
uns, daß dieser Künstler bei der Ausschmückung der
Elisabethinerinnenkirche tätig war.
7) Beschreibung d. königl. ungarischen Haupt- Frey-
und Ivrönungsstadt Pressburg. Pressburg bey Joh. Martin
Korabinsky (ohne Jahreszahl, ca. um 1781) S. 47.