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Anton Richard Franz Wiener Baukünstler in Preßburg im Theresianischen Zeitalter
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dem Niveau der Hauptfassade, war der Hofstall an-
gebaut. Derselbe hatte in der Mitte ein schönes
Säulenportal und ein geräumiges Stiegenhaus, welches
mit der Hauptstiege communicierte. .
,,Der Hauptfassade vorgelagert standen zwei in
symmetrischer Analogie bogenförmig aufgeführte,
niedere Gebäude, welche auf beiden Seiten des
nunmehr überwölbten Grabens aufruhten. Der eine
Flügel dieser Gebäude steht, obwohl in der Fassade
durch eine Anlage einer Säulenhalle in neuerer Zeit
erweitert, noch erhalten. . . Dieses Gebäude bezog je
eine deutsche und eine ungarische Schloßwache. Die
untere Terasse begrenzte noch eine Reihe zum Theil
an die alte Ringmauer gelehnter, zahlreicher Gebäude,
Stiege führte in vier kurzen, durch Rasten unterbro-
chenen Windungen zum Seiteneingang des Trophäen-
portales, womit die kürzeste Verbindung der unteren
und oberen Schloßterasse hergestellt war. Diese
offene Stiege wurde bald nach dem letzten Brande
gänzlich abgetragen.“
Nach Rakovszky14 15) bezog Herzog Albert von
Sachsen-Teschen, der nach dem Tode des Palatins
Grafen Batthyany (f 2. Oktober 1765),5) am 25. De-
zember 1765 Statthalter von Ungarn geworden war,
am 1. Jänner 1766 mit seiner Gemahlin Christine,
der Lieblingstochter Maria Theresias, das Schloß. Er
schmückte es mit reichen Sammlungen, und zwar
einer Waffensammlung, einer Kupferstichsammlung
Abb. 6 Königliches Schloß zur Zeit Maria Theresias.
Nach der Titelvignette von Korabinskys Werk.
welche der königl. Leibgarde und der Schloßbesatzung
als Kasernen dienten und zum Theil noch heutigen
Tages als Truppenunterkünfte benützt werden.
Die theilweise Überwölbung des Grabens an der
Front des Hauptgebäudes ermöglichte die Auffahrt
bis vor das Schloßportal.“
„Endlich erhoben sich an Stelle der die südliche
Abschlußmauer der oberen Terasse begrenzenden
Thürmchen der vorigen Restaurationsperiode zwei
gleichartige im Barockstil gehaltene Trophäen-Thore
(portae triumphales) aus zwei gegeneinander ge-
stellten Flügeln mit Seiteneingängen bestehend.
Während jedoch das westliche dieser Thore that-
sächlich der Durchfahrt diente und dazu noch gegen-
wärtig benutzt wird, lehnte sich das östliche, hier den
Abschluß der hohen Zwingermauer bewirkend und
den Aufgang effektvoll krönend, an die große offene
Schloßstiege an. Diese aus 84- Granitstufen bestandene
(Albertina) und einer Gemäldegalerie, die 1780 größten-
teils in die kaiserliche Gemäldesammlung nach Wien
gebracht wurde16). Als Herzog Albert im Jahre 1780
Generalstatthalter in den Niederlanden geworden war,
wurde das Schloß unter Kaiser Josef in ein General-
seminar für den ungarischen Klerus umgewandelt17 *).
14) Stefan v. Rakovszky, Geschichtliches über Preßburg
(im Werke: Preßburg und seine Umgebungen. Preßburg
Wigand 1865) S. 27.
15) Dessen Stelle wurde nicht mehr besetzt. Vgl.
Politisch-geographisch-historische Beschreibung des König-
reichs Hungarn. Preßburg 1772 (Vorrede unterzeichnet
K. G. W. = Karl Gottlieb v. Windiscb) S. 467.
16) Korabinsky, Produktenlexikon (bei künftigen Zitaten
bedeutet Korabinsky Prod. das Produktenlexikon, bloß
„Korabinsky“ die Beschreibung von Preßburg) S. 573.
17) Ebenda S. 572. In diesem Zusammenhänge wird
auch eine kurze Beschreibung des Schlosses zur Theresian.
Jahrbuch des kunsthist- Institutes des deutschösterreichischen Staatsdenkmalamtes iqiq. Beiblatt.
Anton Richard Franz Wiener Baukünstler in Preßburg im Theresianischen Zeitalter
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dem Niveau der Hauptfassade, war der Hofstall an-
gebaut. Derselbe hatte in der Mitte ein schönes
Säulenportal und ein geräumiges Stiegenhaus, welches
mit der Hauptstiege communicierte. .
,,Der Hauptfassade vorgelagert standen zwei in
symmetrischer Analogie bogenförmig aufgeführte,
niedere Gebäude, welche auf beiden Seiten des
nunmehr überwölbten Grabens aufruhten. Der eine
Flügel dieser Gebäude steht, obwohl in der Fassade
durch eine Anlage einer Säulenhalle in neuerer Zeit
erweitert, noch erhalten. . . Dieses Gebäude bezog je
eine deutsche und eine ungarische Schloßwache. Die
untere Terasse begrenzte noch eine Reihe zum Theil
an die alte Ringmauer gelehnter, zahlreicher Gebäude,
Stiege führte in vier kurzen, durch Rasten unterbro-
chenen Windungen zum Seiteneingang des Trophäen-
portales, womit die kürzeste Verbindung der unteren
und oberen Schloßterasse hergestellt war. Diese
offene Stiege wurde bald nach dem letzten Brande
gänzlich abgetragen.“
Nach Rakovszky14 15) bezog Herzog Albert von
Sachsen-Teschen, der nach dem Tode des Palatins
Grafen Batthyany (f 2. Oktober 1765),5) am 25. De-
zember 1765 Statthalter von Ungarn geworden war,
am 1. Jänner 1766 mit seiner Gemahlin Christine,
der Lieblingstochter Maria Theresias, das Schloß. Er
schmückte es mit reichen Sammlungen, und zwar
einer Waffensammlung, einer Kupferstichsammlung
Abb. 6 Königliches Schloß zur Zeit Maria Theresias.
Nach der Titelvignette von Korabinskys Werk.
welche der königl. Leibgarde und der Schloßbesatzung
als Kasernen dienten und zum Theil noch heutigen
Tages als Truppenunterkünfte benützt werden.
Die theilweise Überwölbung des Grabens an der
Front des Hauptgebäudes ermöglichte die Auffahrt
bis vor das Schloßportal.“
„Endlich erhoben sich an Stelle der die südliche
Abschlußmauer der oberen Terasse begrenzenden
Thürmchen der vorigen Restaurationsperiode zwei
gleichartige im Barockstil gehaltene Trophäen-Thore
(portae triumphales) aus zwei gegeneinander ge-
stellten Flügeln mit Seiteneingängen bestehend.
Während jedoch das westliche dieser Thore that-
sächlich der Durchfahrt diente und dazu noch gegen-
wärtig benutzt wird, lehnte sich das östliche, hier den
Abschluß der hohen Zwingermauer bewirkend und
den Aufgang effektvoll krönend, an die große offene
Schloßstiege an. Diese aus 84- Granitstufen bestandene
(Albertina) und einer Gemäldegalerie, die 1780 größten-
teils in die kaiserliche Gemäldesammlung nach Wien
gebracht wurde16). Als Herzog Albert im Jahre 1780
Generalstatthalter in den Niederlanden geworden war,
wurde das Schloß unter Kaiser Josef in ein General-
seminar für den ungarischen Klerus umgewandelt17 *).
14) Stefan v. Rakovszky, Geschichtliches über Preßburg
(im Werke: Preßburg und seine Umgebungen. Preßburg
Wigand 1865) S. 27.
15) Dessen Stelle wurde nicht mehr besetzt. Vgl.
Politisch-geographisch-historische Beschreibung des König-
reichs Hungarn. Preßburg 1772 (Vorrede unterzeichnet
K. G. W. = Karl Gottlieb v. Windiscb) S. 467.
16) Korabinsky, Produktenlexikon (bei künftigen Zitaten
bedeutet Korabinsky Prod. das Produktenlexikon, bloß
„Korabinsky“ die Beschreibung von Preßburg) S. 573.
17) Ebenda S. 572. In diesem Zusammenhänge wird
auch eine kurze Beschreibung des Schlosses zur Theresian.
Jahrbuch des kunsthist- Institutes des deutschösterreichischen Staatsdenkmalamtes iqiq. Beiblatt.