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Anton Richard Franz Wiener Baukünstler in Preßburg im Theresianischen Zeitalter
4s
am Terrassengeländer des Garnisonsspitals sehen. Sehr
kunstvoll ist auch das Schmiedeeisengitter der Glas-
türe, die auf den Balkon führt, einfach und ebenfalls
verwandt denen bei Esterhazy und Grassalkovich
sind die Gitter der Fenster zu ebener Erde. Elegant
ist auch das Innere ausgestattet. Bemerkenswert sind
zwei Salons mit in Holzgetäfel eingelassenen Kupfer-
stichenan den Wänden (Abb. 14) und mit schönerStuck-
dekoration der Decke (Abb. 15). In allen Zimmern des
Preßburg sehen.“ Erbaut wurde es im Jahre 17658’).
Daß Spech, einer der reichsten Bürger jener Zeit69)
in Preßburg, gewiß einen Ehrgeiz darein setzte, sein
auf Spekulation gebautes Haus von einem der ersten
Baumeister errichten zu lassen und noch prächtiger
zu gestalten als die kurz vorher entstandenen benach-
barten Neubauten der Grafen Apponyi und Balassa,
und daß er zu diesem Zwecke sich an den Kammer-
architekten wandte, ist wohl naheliegend.
Abb. 14 Kupferstichkabinett im Palais Nyari.
Nach einer Photographie im städtischen Museum in Preßburg.
ersten Stockwerkes finden sich Öfen, die als wahre
Kunstwerke in ihrer Art bezeichnet werden können. Im
Gegensätze zu den meist eisernen Treppengeländern
der übrigen verwandten Palais zeigt die Stiege ein
steinernes Geländer, das an die Treppengeländer der
von Lukas v. Hildebrand erbauten Paläste erinnert.
Darauf dürfte sich wohl die Bemerkung von Ilg66)
beziehen: „Er (sc. Hildebrand) scheint auch auf den
Stil der palastartigen Bürgerhäuser viel Einfluß ge-
nommen zu haben, wie wir dann verschiedene in
Wien und ein kleines reizendes Palais dieser Art zu
66) Ilg, Kunstgeschichtliche Charakterbilder aus Öster-
reich-Ungarn, Wien S. 291
Die beiden letztgenannten Häuser sind etwas
bescheidener und einfacher gehalten. Ersteres wurde
im Jahre 1761 für den Grafen Georg Apponyi,
Rat der königlichen ungarischen Statthalterei, er- * 6
67) Korabinsky, S. 36: „Dieses Haus erkaufte Herr
Spech 1765 von der Stadt, baute es schön aus, zierte es
mit einem Balkon und verkaufte es dann an den titl. Herrn
Grafen Emericli Cschaky.“
6S) Korabinsky führt in dem Häuserverzeichnis des
cit. Werkes eine große Anzahl Häuser und Grundstücke
als Eigentum Spechs, Pächters des bürgerl. Bräuhauses an.
(S. Akten d. kgl. ung. Hofkammer in den 70er Jahren, wo
sein Name häufig genannt wird).
Anton Richard Franz Wiener Baukünstler in Preßburg im Theresianischen Zeitalter
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am Terrassengeländer des Garnisonsspitals sehen. Sehr
kunstvoll ist auch das Schmiedeeisengitter der Glas-
türe, die auf den Balkon führt, einfach und ebenfalls
verwandt denen bei Esterhazy und Grassalkovich
sind die Gitter der Fenster zu ebener Erde. Elegant
ist auch das Innere ausgestattet. Bemerkenswert sind
zwei Salons mit in Holzgetäfel eingelassenen Kupfer-
stichenan den Wänden (Abb. 14) und mit schönerStuck-
dekoration der Decke (Abb. 15). In allen Zimmern des
Preßburg sehen.“ Erbaut wurde es im Jahre 17658’).
Daß Spech, einer der reichsten Bürger jener Zeit69)
in Preßburg, gewiß einen Ehrgeiz darein setzte, sein
auf Spekulation gebautes Haus von einem der ersten
Baumeister errichten zu lassen und noch prächtiger
zu gestalten als die kurz vorher entstandenen benach-
barten Neubauten der Grafen Apponyi und Balassa,
und daß er zu diesem Zwecke sich an den Kammer-
architekten wandte, ist wohl naheliegend.
Abb. 14 Kupferstichkabinett im Palais Nyari.
Nach einer Photographie im städtischen Museum in Preßburg.
ersten Stockwerkes finden sich Öfen, die als wahre
Kunstwerke in ihrer Art bezeichnet werden können. Im
Gegensätze zu den meist eisernen Treppengeländern
der übrigen verwandten Palais zeigt die Stiege ein
steinernes Geländer, das an die Treppengeländer der
von Lukas v. Hildebrand erbauten Paläste erinnert.
Darauf dürfte sich wohl die Bemerkung von Ilg66)
beziehen: „Er (sc. Hildebrand) scheint auch auf den
Stil der palastartigen Bürgerhäuser viel Einfluß ge-
nommen zu haben, wie wir dann verschiedene in
Wien und ein kleines reizendes Palais dieser Art zu
66) Ilg, Kunstgeschichtliche Charakterbilder aus Öster-
reich-Ungarn, Wien S. 291
Die beiden letztgenannten Häuser sind etwas
bescheidener und einfacher gehalten. Ersteres wurde
im Jahre 1761 für den Grafen Georg Apponyi,
Rat der königlichen ungarischen Statthalterei, er- * 6
67) Korabinsky, S. 36: „Dieses Haus erkaufte Herr
Spech 1765 von der Stadt, baute es schön aus, zierte es
mit einem Balkon und verkaufte es dann an den titl. Herrn
Grafen Emericli Cschaky.“
6S) Korabinsky führt in dem Häuserverzeichnis des
cit. Werkes eine große Anzahl Häuser und Grundstücke
als Eigentum Spechs, Pächters des bürgerl. Bräuhauses an.
(S. Akten d. kgl. ung. Hofkammer in den 70er Jahren, wo
sein Name häufig genannt wird).