Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 2.1884

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Ilg, Albert: Die Limousiner Grisaillen: in den kaiserlichen Haus-Sammlungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5610#0126
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Umousiner Grisaillen.

113

Die älteste inventarische Erwähnung der Gefässe gibt das durch De France 1750 zusammengestellte
Inventar: Copia-Inventary Ueber die Kays. Königl. Weltliche Schatz-Cammer etc., wo es pag. 5c>4 heissf.

Lezt und Beschliesslichen befindet sich noch in diesem vorbeschriebnen Medaillien-Cabinet Ein von
Tischler Arbeith Verfertigter Deckel oder Voute, Worinnen eingefasster und in Ordine eingetheilter zu sehen

In der Mitte

Ein und zwainzig Stuck, Gross, Mitter und kleine Schissein Auch Tazen, nach Giulio Romano Auf Kupfer
geschmolzen.

Folgt weiter die Erwähnung der Majoliken, welche in diesem hölzernen Gewölbe um die Limogen
herum geordnet waren. Dass das Inventar von 21 Stück spricht, während heute noch 29 vorhanden sind,
erklärt sich sehr einfach daraus, dass 7 Stücke, die Kanne, die Salzfässer etc. (die Nummern 3 bis 9 also)
ihrer Form halber nicht in der Vertäfelung eingesetzt gewesen sein können; die ovale Platte Nr. 2 stammt
nicht aus der Schatzkammer, sondern war im k. k. Münz- und Antikencabinet aufbewahrt, aus welchem
sie vor Jahren bereits in die k. k. Ambraser-Sammlung abgegeben wurde.

Ich habe es in der folgenden Beschreibung der Limogen unterlassen, die spärlichen biographischen
Notizen zu wiederholen, welche sich über die Meister, Pierre Raymond und den Monogrammisten I. C,
vorfinden, da dieselben zur speciellen Geschichte unserer Gefässe nichts beibringen und in den citirten
Werken nachzuschlagen sind. Der Hauptzweck dieser Zeilen war die vergleichende Zusammenstellung der
Objecte mit solchen von verwandtem Gegenstande in anderen Sammlungen.

1. Kreisrunde Schüssel (s. umstehende Abbildungen). Durchmesser 45 Ctm.

Das Gefäss umgibt ein flacher Rand von 5 Ctm. Breite, die vertiefte Schüssel selbst hat einen Radius
von 1 1 -5 Ctm., in der Mitte erhebt sich ein Nabel, 3 Ctm. hoch, in Gestalt eines abgestutzten Kegels,
dessen Mantelfläche indessen concav gebildet ist.

Den Rand füllt eine Decoration im Charakter eines Frieses aus, zusammengestellt aus mythologisch-
figuralen Motiven in stilisirter Compositionsweise. Wir sehen da Satyren auf Wagen fahren, Ungeheuer
und Drachen im Geschmacke der römischen Grotesken, während die eigentlichen ornamentalen Motive,
welche die Gruppen verbinden, den Einfluss deutscher und niederländischer Renaissance bekunden.

Das Schüsselfeld, in Form eines Kreisringes, ist mit dem Triumphzug der Diana, als Jagd- und
Keuschheitsgöttin, geschmückt. Die einzelnen Figuren, welche ebenfalls im Charakter eines Frieses sich
von dem schwarzen Grunde abheben, haben 8 Ctm. Höhe. Den Zug eröffnen vier Nymphen, von denen
das erste Paar Jagdspeere trägt; in dem zweiten Paare führt die rückwärts gehende einen Stab mit einem
Täfelchen, worauf die Jahreszahl 1 5 56. Es folgen abermals zwei Paare Nymphen mit Jagdgeräthschaften
und Hunden, Trophäen von Wildbeute, Zweigen und Jagdhörnern. Dann kommen zwei geflügelte Vic-
torien, welche in Posaunen blasen, Amor, und endlich als Hauptgruppe der von vier Hirschen gezogene
Wagen der Göttin, hinter deren Sitze Venus und Amor gefesselt zu sehen sind. Ueber der Diana schwebt
eine Victoria, den Lorbeerkranz über ihr Haupt haltend. Den Beschluss des Zuges machen zwei Nymphen,
deren eine einen Jagdspeer mit einem leeren Täfelchen, die andere ein Hirschgeweih auf einer Stange trägt.
Eine dritte führt an der rechten Hand zwei Windhunde, an der Linken drei gefesselte Amoretten.

Der Nabel, dessen Mantelfläche mit einem Ornament von Goldlinien decorirt ist, enthält auf seiner
oberen Fläche ein Medaillon von 6 Ctm. Durchmesser, worin das Brustbild einer Dame im Zeitcostüme
dargestellt ist. Neben ihrer linken Achsel erhebt sich ein goldener Zweig, lorbeerartig, demjenigen gleich,
welchen die Nymphen auf dem Hauptbilde in den Händen führen.

Die Rückseite ist im grossen Stile ornamental gehalten, auf der Unterseite des Randes begegnen
zweimal das Monogramm P. R. und die Jahreszahl 1 558 in Schildchen. Die Hauptfläche der Unterseite
ist mit kräftigem Ornament von architektonischem Charakter, Rollwerk und Festons geziert, zwischen
denen Masken mit Halbmonden auf dem Scheitel, geflügelte Putten- und Löwenköpfe angebracht sind.
Die Rückseite des Nabels enthält einen Frauenkopf vom Typus einer Camee mit der Umschrift: vos
DOlvE MON C.

i5
 
Annotationen