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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0058
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Römische Medaillons.

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Perlenrand auf beiden Seiten. Silber, mit wenigen Resten von Vergoldung; 32 : 29 Mm. Durch-
messer, 4 Mm. dick, 26-2 Gr.

Aus der Sammlung der Karthäuser in Rom. Numism. aer. m. m. etc. coenob. Carthus., tab. 71.

— Cimel. Austr., P. II, Tafel bezeichnet mit: 88, II. — Eckhel, Catalogus Mus. Caes., III, 365, 56. —
Arneth, Synopsis, p. 163, 36.

Vgl. Cohen, IV, 3i3, 3. — British Museum, p. 61, 2, doch steht hier MONETAE. — Froehner,
p. 212 Mitte.

Valerianus und Gallienus.

144. Taf. IV, Fig. 144.

CONCORDIA AVGVSTORVM Die kleinen Brustbilder beider Kaiser, einander zugekehrt, beide mit
Lorbeerkranz, Mantel und Rüstung, jenes des Vaters von rechts, das des Sohnes von links.

Rev. ADLOCVTIO AVGVSTORVM Niedrige Bühne mit kleinen Füssen, auf derselben die beiden Kaiser,
von rechts, mit Lorbeerkränzen und in der Rüstung, die rechten Hände erhebend, hinter ihnen die kleinere,
gleichfalls gerüstete Figur des Praefectus Praetorio ohne Lorbeerkranz, die Rechte in die Seite gestützt;
nur an dieser Figur ist ein Mantel sichtbar. Vor der Bühne stehen fünf emporsehende Krieger in voller
Rüstung; in der vorderen Reihe und daher ganz sichtbar steht zunächst dem Kaiser ein Mann ohne
Schild, dann folgen zwei mit Schilden in verschiedenen Stellungen, der eine vom Beschauer ab, der
andere ihm voll zugewendet; Alle scheinen mit erhobener Rechten die Wirkung der kaiserlichen An-
sprache zu bezeugen. Von den beiden in der zweiten Reihe stehenden Soldaten sieht man nur die be-
helmten Köpfe und die oberen Theile der Feldzeichen, die sie halten.

Perlenrand auf beiden Seiten. Röthliche Bronze mit Messingrand; 39 Mm. Durchmesser, 5 Mm.
dick, 61-45 Gr. — Gute Erhaltung.

Aus der Sammlung der Karthäuser in Rom. Numism. aer. m. m. etc. coenob. Carthus., tab. 72.

— Cimel. Austr., P. II, Tafel bezeichnet mit: 88, I. — Eckhel, Catalogus Mus. Caes., III, 363, 11. —
Arneth, Synopsis, p. 162, 8.

Vgl. Cohen, IV, 341, 2, nach dem Wiener Exemplar. — Bei Froehner, p. 211 (oben) ist die
gleiche Rückseite mit einer anderen Vorderseite (Valerian allein) und p. 211 (Mitte) die gleiche Vorder-
seite mit einer anderen Rückseite (Adventus Augg.) verbunden.

Die auf dem Medaillon dargestellte Adlocutio ist die erste Ansprache beider Augusti an das Heer,
die also in jedem Falle gehalten wurde, als Gallienus bereits zum Augustus ernannt war. Dies geschah
noch im Jahre 2 53, da von ihm datirte Münzen dieses Jahres vorhanden sind, die ihn als Augustus be-
zeichnen; es ist bekannt, dass es Cäsarmünzen von ihm überhaupt nicht gibt.

Sicher sind nun die Medaillons mit dieser ersten Adlocutio sehr kurze Zeit nach der Proclamation
des Kaisers Valerianus in Raetien geprägt; denn dieselbe Vorderseite, welche unser Medaillon zeigt, ist
auf einem andern Exemplar mit dem Adventus • Augg., d. h. mit der bildlichen Darstellung des Einzuges
in Rom verbunden (Froehner, p. 211, vgl. unten Nr. 146). Der Letztere muss sehr rasch vor sich ge-
gangen sein, da Valerians Gegner, Aemilianus, von den eigenen Leuten ermordet wurde und damit der
Weg nach Rom frei war. Es scheint daraus hervorzugehen, dass die Ernennung des Gallienus zum Cäsar,
welche der Senat vorgenommen hatte, sobald er die Kunde von Valerians Proclamation erhalten, durch
die gleichzeitig von Letzterem selbst ausgehende Ernennung seines Sohnes zum Augustus überholt und
schon die erste Adlocution von beiden als Augusti vorgenommen worden sei.

Die Vorderseite knüpft nach Form und Bedeutung an das von Philippus gegebene Beispiel an (vgl.
oben Nr. i3i, i32), indem sowohl die Concordia als die Pietas Augustorum (Cohen, 4) der beiden
Kaiser auf ihren ältesten Medaillons gerühmt wurde.

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