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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0059
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5o

Friedrich Kenner.

Gallienus.

145. Taf. IV, Fig. 145.

IMP GALLIENVS PF AVG GERM Büste des Kaisers, von links, mit Lorbeerkranz und Panzer, auf den
Schultern und an den Armen Mantelfalten; in der Rechten hält er eine Kugel, auf der eine ihm zu-
schreitende Victoria angebracht ist, die mit der Rechten einen Kranz entgegenhält; mit der Linken fasst
er den, wie es scheint, in einen Adlerkopf endenden Griff des Parazonium. Auf dem Brusttheil der
Rüstung ein Medusakopf.

Rev. (AD)LOCVTIO A VGG Rednerbühne, auf der hintereinander die beiden Kaiser und der Präfectus
Prätorio als gerüstete Krieger stehen (von links), beide Erstere mit Lorbeerkränzen, ohne Mäntel, die
Rechte erhoben, Letzterer ohne Kranz, mit Mantel und die Linke an die Seite gelegt. Vor der Bühne
stehen hintereinander drei vollgerüstete Krieger; in der Linken hält der vorderste ein Vexillum, die beiden
anderen Feldzeichen. Die rechten Hände legen sie an die Seite; nur an der Schulter des Letzten ist ein
kurzer Mantel sichtbar. An der mit Ringen geschmückten Bühne sitzen zwei langbärtige Gefangene, von
einander abgewendet, die Hände auf dem Rücken zusammengebunden.

Spuren des Perlenrandes auf beiden Seiten. Silber stark legirt, mit spärlichen Resten von Vergoldung
am Brustbild; 32 Mm. Durchmesser, 2 Mm. dick, 26-3 Gr.

Aus der Sammlung der Karthäuser in Rom. Numism. aer. m. m. etc. coenob. Carthus., tab. 76.
— Cimel. Austr., P. II, Tafel bezeichnet mit: 90, I. — Eckhel, Catalogus Mus. Caes., III, 367, 8, wo
irrig ^EMM statt MMU angegeben ist. — Arneth, Synopsis, p. i65, 52; auch hier irrthümlich als Bronze-
münze eingetragen.

Vgl. den ähnlichen Bronzemedaillon bei Cohen, IV, 438, 712, pl. XVI, 712. — Als Silbermedaillon
scheint dieses Stück noch ganz unbekannt zu sein.

In den Operationen gegen die Alemannen und Franken haben die Römer unter Gallienus und seinen
Feldherren, wie schon oben bemerkt wurde, erhebliche Vortheile errungen, welche in gleichzeitigen Münz-
bildern gefeiert wurden. Goldstücke vom Jahre 2 55 mit virt(us) • Gallieni • Aug. auf der Rückseite ver-
gleichen den Kaiser mit dem Hercules (Cohen, 21, 23), in demselben und im folgenden Jahre 256 erhält
er den Beinamen Germanicus, welchen auch unser Medaillon aufweist, noch später wird dieser gesteigert
durch Hinzufügung von «Maximus» oder von Zahlen, nach welchen die Siege ebenso wie früher die in
Folge derselben erlangten imperia gezählt wurden.

Auf diese ältere siegreiche Epoche der Vertheidigungskriege des viel angegriffenen Reiches deutet
unser Medaillon hin, indem sowohl das Antlitz des Kaisers noch jugendlich gegeben, als auch der einfache
Triumphaltitel Germanicus ohne die erwähnten Zusätze angewendet ist. Die Ansprache mag unmittelbar
nach einer der siegreichen Schlachten stattgefunden haben, dafür zeugen die vor der Rednerbühne sitzenden
Gefangenen; auch die Victoria auf der Erdkugel, welche in der rechten Hand des Kaisers auf der Vorder-
seite erscheint und ihm den Lorbeerkranz entgegenhält, wird als Zeichen davon zu betrachten sein.

146. Taf. IV, Fig. 146.

IMP C P LIG GALLIENVS PF AVG Brustbild von links, mit Lorbeerkranz und Mantel, darunter die
Achselklappen des Panzers.

Rev. AD VE NT VS AVGG Die beiden Kaiser von links, mit Lorbeer bekränzt, in voller Rüstung und
mit den Mänteln, reiten neben einander auf trabenden Rossen und erheben die Rechte. Vor ihnen
schreitet Victoria, in der erhobenen Rechten einen Kranz, im linken Arme die Palme, hinter ihnen ein
vollgerüsteter Krieger, einen Speer über die rechte Schulter gelegt, am linken Arme einen Schild. Im
Hintergrunde gewahrt man neben Victoria eine Standarte, über den Köpfen der Kaiser den Adler eines
Feldzeichens; weiter folgt ein einfaches Signum, endlich ein Feldzeichen mit der Schwurhand.

Perlenrand auf beiden Seiten. Blassröthliche Bronze, der etwas breite Rand abgeflacht; 40 Mm.
Durchmesser, 3-5 Mm. dick, 6o'g5 Gr. — Treffliche Erhaltung.
 
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