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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Abhandlungen
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Schönherr, David von: Geschichte des Grabmals Kaisers Maximilian I. und der Hofkirche zu Innsbruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0261
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Geschichte des Grabmals Kaisers Maximilian I. und der Hof kirche zu Innsbruck.

221

Alles, was derselbe an Zimmern und Werkstätten für nothwendig erachtet habe, eingeräumt und die
Werkleute alsbald beauftragt, alles Fehlende herzustellen. Er sei darnach noch etliche Male nach Mühlau
gegangen, habe die Arbeiten in Augenschein genommen und die Handwerker angehalten, für den Bild-
giesser das Nothwendige herzustellen. Demselben aber beständig aufzuwarten, hätte ihm sein Amt nicht
gestattet. In der ersten Zeit sei Lendenstreich durch das Ausräumen im Bilderhaus und durch die noth-
wendigen Herstellungen allerdings etwas gehindert worden, ebenso dadurch, dass nach dem Gusse des
ersten Bildes fünf Wochen mit ihm nicht verhandelt worden sei; dafür aber würde ihn die tirolische Kammer
schon zu entschädigen wissen. Schliesslich erklären sich alle drei Berichtgeber gegen eine wöchentliche
Besoldung des Giessers und wollen die Bestimmungen des Contracts aufrecht erhalten wissen.

Im October i5jo hatte Lendenstreich alle vier Virtutes gegossen. Die Regierung zu Innsbruck
meldete dies am 3i. October dem Erzherzog Ferdinand mit der Bemerkung, dass die Bilder »am guss
wol geraten sein« und dass der Giesser jetzt Bescheid verlange, was er weiter giessen solle. Sie wisse nun
nicht, welche Bilder der Erzherzog giessen zu lassen vorhabe, und bitte ihn daher, ihr dies ehestens be-
kanntzugeben, damit Lendenstreich nicht lange auf Kosten des Erzherzogs feiern müsse. Am 5. December
wiederholte die Regierung diese Bitte an den Erzherzog, welcher ihr am 9. November aus Günzburg
geschrieben hatte, er werde sich darüber nach seiner Rückkehr entschliessen. Inzwischen Hess sich Lenden-
streich auf Kosten des Erzherzogs wohl sein, die tirolische Kammer aber beschwerte sich, dass er »teg-
lichen bei uns um gelt seiner versäumnus halben anhalten thuet«. Die Innsbrucker Regierung machte daher
am 2 3. December dem Erzherzog darüber eine neuerliche Vorstellung.

Der Entschluss Erzherzogs Ferdinand ging nun dahin, noch sechs grosse Bilder nach den von ihnen
vorliegenden Zeichnungen und in der Grösse der in der Stiftskirche befindlichen herstellen zu lassen,1
worauf die tirolische Regierung Andreas Frölich, Elias und Hans Christoph Löffler und Andreas Kener den
Auftrag ertheilte, mit Alexander Colin und Hans Lendenstreich darüber zu verhandeln. Sowohl Colin
als Lendenstreich gaben nun den genannten Vertrauensmännern der Regierung Ende April i5yi ihre
Arbeitspreise in ausführlichen Schriftstücken bekannt.

Alexander Colin äusserte sich, wie folgt: Es sei ihm, sagt er, im Jahre 1569 das Bildniss des knieenden
Kaisers in Mannesgrösse und mit dem kaiserlichen Habit für 1 5o Gulden zur Modellirung übertragen wor-
den. In Anbetracht der jetzigen grossen Theuerung könnte er aber um diesen Preis eines der sechs Bilder
nicht mehr schneiden. Nachdem er jetzt die Visirungen der Bilder gesehen habe und wisse, was für Arbeit
darauf gehen würde, könne er sich mit den ihm angebotenen 100 Gulden nicht zufriedengeben und müsse
i5o Gulden verlangen. Ferner verlange er, dass man ihm die Herberge im Bilderhaus in Mühlau ein-
räume, um dort die Arbeit machen und die Gesellen unterbringen zu können, damit diese nicht alle Tage
auf und ab laufen müssten sondern bei der Arbeit bleiben könnten. Was endlich das Schneiden der
Wappen, Kronen, Herzoghüte u. dgl. anbelange, könne er den Preis erst bestimmen, wenn er wisse,
wie dieselben gemacht werden sollten.

Hans Lendenstreich lässt sich dagegen in folgender Weise vernehmen: Zuerst berechnet er das Ge-
wicht der Bilder »in langen kleidern« mit 12 Centnern, das der übrigen mit 8 Centnern und veranschlagt
den Abgang von Metall im Feuer auf 10 Percent. Dann fordert er vor Allem 3oo Schmelztiegel, 3o Fuder
Kohlen, 3 000 Ziegel und das stete Gewärtigsein eines Fuhrmannes zum Zuführen von Erde, Lehm und
Sand. Er verlangt ferner, dass ihm der Schmied Benedict Tyllitz zur Seite gestellt werde, damit er selbst
mit Herumlaufen keine Zeit zu verlieren brauche und Tyllitz ihm alles Eisenwerk, was er, um es in die
Form zu legen, brauche, beistelle. Es solle auch allen Kandlern aufgetragen werden, ihm den nöthigen
Eisendraht und Anderes dieser Art zu verabfolgen, die Tuchscheerer und Rothgärber aber verhalten
werden, ihm die Scheerwolle und Kälberhaare, welche er unter dem Lehm mischen müsse, auf Kosten der
tirolischen Kammer beizustellen. Mit dem bisher zu seiner Verfügung zugewiesenen Rauharbeiter könne
er auch nicht auslangen und es müssten ihm daher künftig zwei Rauharbeiter zur fortwährenden Disposition

1 Es sind dies offenbar sechs von den im Abschnitt II Nr. 5 erwähnten Bildern, nämlich: König Robert, St. Stefan,
Königin Gisela, Virida, Haug und Radepot von Habsburg. Das Bild Karl des Grossen hatte Löffler in der Arbeit, Ottokar
und Julius Cäsar aber waren schon früher, weil von zu weit hergeholter Bedeutung, als nicht brauchbar erklärt worden.
 
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