Fig. i.
DIE ORNAMENTE EINES ALTCHRISTLICHEN CODEX
DER HOFBIBLIOTHEK.
Von
Franz Wickhoff.
ur Wiedergabe und Besprechung der einfachen Zierformen des Codex 847 der
Wiener Hofbibliothek bewog mich die Ueberzeugung, dass wir es hier mit einem
der ältesten Typen ornamentirter Codices zu thun haben, wenn nicht mit dem
ältesten christlichen Typus überhaupt. Der Zierath dieser Handschrift war bisher
nur durch einen Kupferstich bei Lambecius-Kollar bekannt gemacht worden (vol. II,
Tafel zu S. 628), der ihn fragmentarisch und wenig stilgetreu wiedergibt. Dieser
Codex gewinnt für die Geschichte der Buchillustration durch die Beobachtung an
Werth, dass er zwei ursprünglich nicht zusammengehörige Handschriften, eine griechische und eine
lateinische, in sich vereinigt, die beide mit ein und demselben Systeme von Ornamenten geschmückt
sind, also einer Zeit und einer Kunstschule angehören. Die griechische Handschrift, ein Evangelia-
rium, ist nicht vollständig erhalten; nur die Canonestafeln des Eusebius und der Titel entgingen der
Zerstörung und wurden einer Abhandlung des Rufinus über die Segnungen der Patriarchen vorgebun-
den. Aber die vollständige Uebereinstimmung des künstlerischen Schmuckes und der Schrift — denn
auch ihre schönen Uncialbuchstaben sind wenigstens in jenen Fällen, in welchen sich das griechische und
das lateinische Alphabet decken, vollkommen gleicher Gestalt — lässt vermuthen, dass die beiden Hand-
DIE ORNAMENTE EINES ALTCHRISTLICHEN CODEX
DER HOFBIBLIOTHEK.
Von
Franz Wickhoff.
ur Wiedergabe und Besprechung der einfachen Zierformen des Codex 847 der
Wiener Hofbibliothek bewog mich die Ueberzeugung, dass wir es hier mit einem
der ältesten Typen ornamentirter Codices zu thun haben, wenn nicht mit dem
ältesten christlichen Typus überhaupt. Der Zierath dieser Handschrift war bisher
nur durch einen Kupferstich bei Lambecius-Kollar bekannt gemacht worden (vol. II,
Tafel zu S. 628), der ihn fragmentarisch und wenig stilgetreu wiedergibt. Dieser
Codex gewinnt für die Geschichte der Buchillustration durch die Beobachtung an
Werth, dass er zwei ursprünglich nicht zusammengehörige Handschriften, eine griechische und eine
lateinische, in sich vereinigt, die beide mit ein und demselben Systeme von Ornamenten geschmückt
sind, also einer Zeit und einer Kunstschule angehören. Die griechische Handschrift, ein Evangelia-
rium, ist nicht vollständig erhalten; nur die Canonestafeln des Eusebius und der Titel entgingen der
Zerstörung und wurden einer Abhandlung des Rufinus über die Segnungen der Patriarchen vorgebun-
den. Aber die vollständige Uebereinstimmung des künstlerischen Schmuckes und der Schrift — denn
auch ihre schönen Uncialbuchstaben sind wenigstens in jenen Fällen, in welchen sich das griechische und
das lateinische Alphabet decken, vollkommen gleicher Gestalt — lässt vermuthen, dass die beiden Hand-