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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Drach, Karl Alhard von: Jost Burgi, Kammeruhrmacher Kaisers Rudolf II.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0023
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Jost Burgi, Kammeruhrmacher Kaisers Rudolf II.

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Wir haben ihm von einem ihden von euer lieb und unsert wegen 500 thaler zugesagt, die ehr woll dran
kan verdienen. Ob's nun euer lieb wollen darumb behalten oder nitt, das wollen sie uns bei diesem zuschreiben «

An einem anderen Orte1 gedenken wir eingehend über Burgi's Globen, von denen indessen
keiner der uns bekannt gewordenen der hier gegebenen Beschreibung genau entspricht, zu berichten-
hier ist zunächst nur das besonders hervorzuheben, dass das vom Landgrafen gespendete Lob nicht blos
Burgi's mechanischer Erfindungsgabe und Geschicklichkeit gilt sondern auch bereits seiner Leistungen
in der Mathematik und Astronomie rühmend gedacht wird. Wo sich der Meister in diese Gebiete ein-
gearbeitet hat, bleibt eine offene Frage; wir glauben nicht, dass es erst während des kaum dreijährigen
Aufenthaltes in Cassel geschehen konnte.

Aus dem Jahre 1586 liegt ein Actenstück vor, woraus wir einerseits ersehen, dass Burgi neben
der Anfertigung von Uhren die Herstellung und Verbesserung der mathematischen und astronomischen
Instrumente des Landgrafen besorgte,2 welches aber anderseits auch den Beweis liefert, dass der Uhren-
bau durch ihn in eine neue Entwicklungsphase getreten war. Burgi's Uhren mit Secundenschlag und
-Zeiger, wie sie hierin vorkommen, ermöglichten es erst, die vom Landgrafen ausgedachte neue Me-
thode der Bestimmung von Sternörtern, wobei die Zeit als Beobachtungselement benutzt wird, zur
Ausführung zu bringen.3 Das betreffende Document ist ein mit der Aufschrift: »40 thlr. Jost Burgi,
Uhrmacher, den 27. augusti anno 1586« versehener Papierbogen, auf dessen zweitem Blatte wir Nach-
stehendes lesen:

Folget, was ich meinem gnedigen fursten und herrn, seiner fürstlichen gnaden, gemachet habe auf die
Aldaunen: « Thaler Albus

Ein uhr mit gewicht, welchs die stunden, minuten und secunden zeigt; dafür.........

Die keten zum Sextanten und den bogen verfertiget....................

Zwen bogen im meridian gemachet, einer einn halben cirkel, der ander einn viertheil eines cirkels .
Einen bogen gemachet, damitt mann die latitudinem und longitudinem auf dem globo mißet, . . .

Einn bogencirkel und den bogen, darauf die theilung der graden...............

Einen kleinen cirkel gemacht.............................

Von der leuchten und dem futter, darinn die gewicht an den quadranten hengen, ausgelegt . . .
Mher zwei buntlein Seiten, zu den perpendiculen und zu dem Sextanten zu corrigiren gebraucht. .

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16

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i

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Summa facit

Es würde zu weit führen, hier alle Posten der Aufstellung eingehend zu besprechen. Wir ver-
weilen nur bei dem ersten, der von der Secundenuhr handelt, noch besonders, weil Wilhelm IV.
in einem Briefe an Tycho Brahe ddo. Cassel, 14. April 1586, einer solchen und also wohl der
hier mit 25 Thalern berechneten sehr lobend gedenkt.5 Nachdem in dem Schreiben der neuen durch

1 In einem zweiten Heft des von uns begonnenen Prachtwerkes: »Urkundliche Nachrichten über noch in den könig-
lichen Sammlungen zu Cassel vorfindliche Kunstgegenstände aus altem landgräflich hessischem Besitz«, Marburg a. L., 1888.

2 Rothmann beschreibt in einem Briefe an Tycho Brahe vom i3. October 1588 ein wohl auch von Burgi ver-
fertigtes Kunstwerk folgendermassen: »Ac secundum hunc modum curavit illustrissimus princeps noster superiori anno
au-ou-arav construi mirae quidem parvitatis sed tarnen omnium planetarum motus exhibens. Est enim orbiculus utrinque
planus, in diametro vix 6 pollices continens, in cujus altera planitie theorica lunae cum suis epicyclis et Capite Draconis
continetur, in altera vero solis et relinquorum planetarum omnium theoricae, exhibenturque omnes motus non solum tarnen
anomaharum et centrorum quam veri in longitudinem verum etiam in tribus superioribus in latitudinem.« Dieser Brief ist
in »Tychonis Brahe Dani epistolarum astronomicarum libri etc. etc.«, Norimbergae 1601, S. 127, vollständig abgedruckt.

3 Rudolf Wolf hebt in seiner »Geschichte der Astronomie«, S. 382, hervor, dass durch Landgraf Wilhelm »die
Zeit zum ersten Male als eigentliches Beobachtungseiemen t benutzt, also die Uhr zum astronomischen Instrument
erhoben wurde, während sie früher höchstens dazu gedient hatte, die Epoche einer Beobachtung angenähert festzulegen«.

4 Hiermit ist das vom Landgrafen im Schloss zu Cassel hergerichtete astronomische Observatorium gemeint.

5 Der Brief findet sich in der oben erwähnten astronomischen Correspondenz Tycho's mit Wilhelm, S. 21 ff.,
abgedruckt, und lauten die für das Folgende in Betracht kommenden Stellen daraus wörtlich: »ists an dem, das damals

unsere instrumenta noch nicht so fleißig seind abgericht gewesen, gleichwie sie jetzo durch angeben des Wittichii et
diligentia et industria unsers Uhrmachers maister Just Burrii, qui quasi indagine alter Archimedes ist, seind angerichtet
Oculum Ö, dextrum hum. Orionis, Canem minorem et majorem, die haben wir nicht allein per distantiam inter se
et latitudinem meridianam laßen observiren sondern durch unser minuten- und secundenuhrlein, welches gar gewisse stunden
geben und a meridie in meridiem oftmals nicht eine minuten variiren, ihr tempus oder culmination i n meridiano gar scharf
zu etlich mahlen und daraus ihre longitudinem vel potius coeli mediationem genommen, das unsers bedünkens wir dero
gewiss seind«.

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