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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Drach, Karl Alhard von: Jost Burgi, Kammeruhrmacher Kaisers Rudolf II.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0024
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C. Alhard von Drach.

Burgi hergestellten astronomischen Instrumente im Allgemeinen Erwähnung geschehen und der
Meister dabei ein zweiter Archimedes genannt worden, kommt der Landgraf auf die nach seiner neuen
Methode gemachten Beobachtungen und Bestimmungen zu sprechen und rühmt eine Secundenuhr,
welche von Mittag zu Mittag nicht um eine Minute fehlgehe, so dass sich mittelst derselben die Zeit
des Durchganges von Sternen durch den Meridian zuverlässig genug beobachten lasse, um daraus deren
Länge genau berechnen zu können. Dass diese Uhr eine Pendeluhr gewesen sei, ist nicht wohl an-
zunehmen. Wenn Burgi wirklich Pendeluhren gebaut hat, so waren es, zumal in dieser Anfangs-
periode, keinesfalls schon solche mit einem langen Secundenpendel; wahrscheinlich hat er nur wie
nach ihm noch Andere1 das kurze Pendel lediglich als Hemmung benutzt, ohne die Pendelgesetze zu
kennen und ohne sich des Isochronismus der Pendelschwingungen bei gleicher Länge der Pendel voll
bewusst zu sein. Ein in der Ständischen Landesbibliothek zu Cassel befindliches Manuscript
Rothmann's,2 des damaligen Hofastronomen Wilhelms, worin die vom Landgrafen eingerichtete
Sternwarte mit allen Instrumenten beschrieben wird, hebt als wesentliche Neuerung an den Burgi'sehen
Uhren nur das unzweifelhaft hervor, dass die Unruhe Secundenschwingungen mache, eine Einrichtung,
auf die früher selbst bei Uhren, welche Minuten zeigten, noch Niemand verfallen war.3

Wie es mit Vollendung der beiden in dem Briefe an den Kurfürsten von der Pfalz erwähnten
Globen gegangen ist, wissen wir nicht;* ebensowenig konnten wir feststellen, was es mit einem anderen
Globus, welchen der Meister von 1582—1586 in der Arbeit hatte, für eine Bewandtniss gehabt hat.
Laut einer Abrechnung vom i3. März 1586 waren für die fünfjährige Arbeit daran nach und nach
200 Thaler bezahlt worden. Das Schriftstück trägt Burgi's eigenhändige Unterschrift und lautet,
wie folgt:

Jost Burgi, aurmacher, was der auf den globum endpfangen — 200 thaler anno 1586.
Uff den globum ausgeben:

191/'2 thaler, wahren 16 reichsthaler und 4 gülden thaler, den i3ten martii.
19 thaler 23 albus den i7ten decembris.

Anno 1582

3o thaler uf den globum den igten martii.
3o thaler den 22ten octobris.

Anno 1583
Anno 1584

22 thaler 24 albus, wahren 26 gülden thaler, den 3ten aprilis.

Anno 1585

3o thaler den 28ten julii.

Summa bis zu ende des 1585ten jares uff den globum empfangen — 155 daler5.
45 thaler geben meister Jost, dem uhrmacher, den i3ten martii anno 1586.
Summa thut — 200 thaler.

Jost Burgi, uhrmacher.

1 Z.B. Caspar Schott beiden in seiner »Technica curiosa sive mirabilia artis, Würzburg 1664«, S. 628 ff. beschrie-
benen Uhren.

2 Es hat die Signatur: »Mss. Astron. fol. 5«. Ueber Rothmann findet man nähere Nachrichten in Rudolf Wolfs
»Geschichte der Astronomie«, S. 272ff.

3 In Rudolf Wolfs Uebersetzung (Astronomische Mittheilungen XXXIII, S. 122) lautet die betreffende Stelle: »Was
nun aber unsere Uhren anbelangt, deren wir zu unseren Beobachtungen drei zur Hand haben, so wäre es zu weitläufig
und zu mühsam, dieselben zu beschreiben. Das aber wenigstens müssen wir erwähnen, dass die erste Uhr mittelst ihrer
drei Zeiger nicht nur die einzelnen Stunden und Minuten sondern auch die einzelnen Secunden angibt. Die Dauer einer
Secunde ist nicht so sehr kurz sondern kommt der Dauer der kleinsten Note in einem mässig langsamen Liede gleich.
Die Unruhe (oder der Balancier) wird nicht auf gewöhnliche sondern auf ganz besondere, neu erfundene
Weise so getrieben, dass jede ihrer Bewegungen einer einzelnen Secunde entspricht.«

4 In der Antwort ddo. Heidelberg, 26. März 1582, Hess der Pfalzgraf schreiben: »Sovil den globum coelestem betrifft,
da haben wir gern vernohmen, das der meister selbigen so arteficiose zurichtt; wollen ine gern behalten und erachten,
euer lieb werden Selbsten der billicheit nach des Werths halben haben uberkommen lassen.« Ludwig IV. starb, wie in der
Anmerkung S. 18 angegeben, bald darnach und dürfte man vielleicht nach seinem Tode auf den Globus verzichtet haben.

5 Diese Zeile ist vom Landgrafen eigenhändig geschrieben.
 
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