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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I., [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0332
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Wendelin Boeheim.

Von Blatt 5 an folgt der Inhalt des Zeughauses in ähnlichen aquarellirten Abbildungen wie in den
Codices 222 und 10824, einige auch von Reimen begleitet. Von den Darstellungen gehen viele auf
Originale des Kölderer zurück, wenn sie nicht von ihm selbst oder seiner Werkstätte herrühren; nur
die gegen das Ende zu sind flüchtiger, von minder gewandter Hand und scheinen, nach den Co-
stümen der Landsknechte und einigen Waffenformen zu schliessen, etwas jünger und etwa aus der Zeit
gegen die Mitte des Jahrhunderts zu stammen, obwohl das Papier überall das gleiche Zeichen trägt.

Schon bei den am Eingange dargestellten Hauptstücken könnte man zweifeln, ob sie dem Wiener
Zeughause angehörten; denn von den im Zeugbuche, Band II, im Jahre 1517 etwa ausgewiesenen sechs

Fig- $8-

Hauptstücken findet sich nicht ein einziges hier wiedergegeben, dafür aber zwei der reichst ausgestatteten,
die sich nachweislich nie im Wiener Zeughause befanden, und zwar Blatt 5: die »Kunigin«, genau und
mit allem Beiwerk wie im Zeugbuch, Band III, Blatt 3, als im Zeughause zu Breisach aufbewahrt. Diese
Darstellung ist bis in die kleinsten Details sorgfältiger ausgeführt und ist auch der Name des Meisters
J. Endorfer auf dem hinteren Visirreif ersichtlich.1 Auf dem folgenden Blatte 6 findet sich ein Hauptstück,
genannt »die schon Katel«, abgebildet. Es ist aber genau das im Zeugbuche, Band I, Blatt 145, dar-
gestellte, dort: »wild Gret« benannte Hauptstück aus dem Zeughause zu Sigmundskron, welches wir
auf Taf. XI dortselbst im Bilde gebracht haben.2 Nun folgen auf den nächsten Blättern zwei Scharf-
keit des Verfassers und seiner Arbeit wirft. Gerade diese bedenkliche Abbildung finden wir auch in einer Besprechung von
Camesina's Abhandlung wieder abgedruckt, welche in den Mittheilungen der k. k. Central-Commission im XIII. Jahrgange,
1868, S. CVII, erschien. Derlei Leichtfertigkeiten in der Bearbeitung eines geschichtlichen Themas müssen zur Vorsicht in
der Benützung der genannten Abhandlung veranlassen.

1 Da hier die genaueste Abbildung dieses Geschützes vorliegt, wurde auch am betreffenden Orte ausnahmsweise
diese statt der im Zeugbuche gegebenen unserer Reproduction zu Grunde gelegt.

2 Im Uebergabsinventare des Zeughauses zu Innsbruck von Michael Ott von 1515 wird die »wunderlich Gret« noch
als zu Innsbruck vorhanden angeführt. In einer späteren Post heisst es: »io3 stäine kuglen zu der ,schon Kail', so ver-
 
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