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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Ilg, Albert: Mathias Steinle
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Boeheim, Wendelin: Der Hofplattner des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, Jakob Topf und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0301
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Der Hofplattner des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, Jakob Topf und seine Werke.

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selben Jahre werden ihm ausser bereits empfangenen 3o fl. noch i3o fl. beim Zollamte in Sacco ange-
wiesen.1 Im Jahre 1587 werden die Hofschulden an die tirolische Kammer zur Tilgung übertragen.
Unter deren Posten figurirt Topf mit 143, Rorer mit 94 fl.2 Im Jahre 1589 wird ihm das zur Anferti-
gung von verschiedenen Kürassen, Stech- und Rennharnischen nöthige Eisen und Blech angewiesen;
ebenso werden ihm für Schützenhauben und Fussknechtausrüstungen 85 fl. 20 kr. bezahlt.3

Der Meister ist im Jahre 1597 aus dem Leben geschieden. Wir finden den einzigen Beweis dafür
in einer Post des Raitbuches vom 8. November dieses Jahres (fol. 304), in welcher es heisst, dass auf
des Meisters Jacob Dopfim Schlosse Ambras an den Kaiser Rudolf II. gestellte Bitte um Bezahlung
seines Guthabens die oberösterreichische Kammer, da Topf inzwischen mit Tod abgegangen war, an
dessen Erben 104 fl. ausbezahlt habe.4

Sein Nachfolger im Amte ist Hans Jakob Topf, zweifelsohne der Sohn des Meisters. Dieser wird
bereits 1605 Hofplattner genannt; doch erfolgte eine zweite Bestallung als »Hofplattner im Schlosse
Ambras« durch Erzherzog Maximilian III. mit 8 fl. Monatssold am 11. März 1618.5

Hans Jakob Topf befand sich in weit günstigeren Lebensverhältnissen als seine Tante, die
Witwe Davids, welche mit ihren vier kleinen Kindern ihrer Armuth halber 1594 ein wöchentliches
Gnadengeld von 3o kr. erhält.6 Er kauft 1616 eine Behausung sammt Garten, Schleif- und Polirmühle
mit dem dazu gehörigen, von Erzherzog Sigismund und Kaiser Maximilian I. verliehenen Wasser-
recht in Mühlau bei Innsbruck um 38o fl.7 Unter den zahlreichen Arbeiten dieses Meisters ist dem
Verfasser nur eine einzige hervorragendere bekannt geworden. Es ist diess der 1619 gefertigte Harnisch
»der niederlendischen furmb« des Erzherzogs Leopold, welchen der Meister im August nach Passau
sendete.8 Der Harnisch ist vermuthlich verloren gegangen oder verschollen; der in der kaiserlichen
Waffensammlung zu Wien befindliche, aus Ambras stammende halbe Harnisch dieses Prinzen ist sehr
einfach gearbeitet und gebläut.

Kehren wir wieder zu unserem Meister Jakob zurück. Die Rechnungsbücher der tirolischen
Kammer enthalten nur einen, allerdings den grössten Theil der Ausgaben für Wraffen. Aber so unvoll-
ständig und lückenhaft erscheinen sie nicht, als dass es nicht auffallen müsste, über einen so hervor-
ragenden Meister wie Jakob erst in einem Lebensalter von etwa 40—45 Jahren etwas zu erfahren und,
wie erwähnt, plötzlich in der angesehenen Stellung eines Hofplattners.

Beurtheilen wir seine Werke in Wien, so ist in ihnen italienischer Einfluss unverkennbar. Es
führt uns diess zu der Annahme, dass der Meister um 1558 aus der Lehre des Jörg Seusenhofer ge-
treten, nach Mailand, Brescia oder überhaupt nach Italien gezogen ist. Die Form seiner Sturmhauben,
der schneppenartige Schnitt der Bruststücke und nicht zum Wenigsten die eigenartige Decoration und
die Anwendung der Bläuung alla sanguigna lässt deutlich den Geschmack der Mailänder erkennen.
Später, etwa von 1562—1575, muss er an einem anderen Orte gearbeitet haben; es frägt sich nur: wo?

Da führt uns ein Codex vom Ende des XVI. Jahrhunderts plötzlich auf eine Spur.

In der Bibliothek des South Kensington - Museums zu London9 wird nämlich ein Bildcodex be-
wahrt, welcher auf Papierblättern eine Anzahl von Harnischen und Harnischtheilen, mit Tusch ge-
zeichnet und leicht mit Wasserfarben bemalt, enthält. Derselbe ist 17 englische Zoll hoch und 11-5
Zoll breit; auf jedem Blatte ist in englischer Sprache diejenige Persönlichkeit bezeichnet, für welche
der dargestellte Gegenstand gefertigt wurde.

1 Ebenda, Reg. 1117g.

2 Ebenda, Reg. 11193.

3 Jahrbuch XVII 2, Reg. 14101, 14123, 14135.

4 Ebenda, Reg. 14448.

5 Ebenda, Reg. 14831.

6 Ebenda, Reg. 14346; vgl. 14339.
' Ebenda, Reg. 14814.

8 Ebenda, Reg. 14876, 14877, 14880.

' South Kensington Museum, Art Liberary, 586—614.

XVIII. 34
 
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