Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

DOI article:
Ilg, Albert: Mathias Steinle
DOI article:
Boeheim, Wendelin: Der Hofplattner des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, Jakob Topf und seine Werke
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0302
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
266

Wendelin Boeheim.

Der Curator der Waffensammlung im Tower zu London, Viscount Harold Arthur Dillon,
hat diesen Bildcodex in einer ausgezeichneten Abhandlung unter dem Titel »An Elizabethan Armou-
rer's Album« im Archaeological Journal 1895 beschrieben und ihn einer Beurtheilung in Beziehung
auf seinen Autor und die Zeit seines Entstehens unterzogen.

Nach diesem enthielte der Codex die Arbeiten des Meisters Jacobi, eines Waffenschmiedes, der
in der Zeit der Königin Elisabeth einige Jahre zu Greenwich gearbeitet hatte. Diese Annahme ist
belegt durch in zwei Blättern, allerdings in späterer Schrift, angefügte Bemerkungen bei Sir Henry
Lee: »Thes tilte peces wer made by me Jacobe« und bei Worcester (Woster): »Thes peces wer made
by me Jacobe.« Aber auf einem anderen Blatte des Sir Henry Lee finden wir auch die Bemerkung:
»This feld armor was made beyond see.« Ob nun die Zeichnungen insgesammt von Master Jacobi her-
rühren oder doch durch ihn allein veranlasst wurden, ist fraglich. Jedenfalls rühren die Beischriften nicht
alle von dem Waffenschmiede her. Da scheint es doch, als hätte Jacobi mit seiner eigenen Hand-
schrift nur jene Blätter bezeichnet, auf welchen Arbeiten von ihm selbst abgebildet sind. Diese beson-
deren Legenden sind auch in deutschen Lettern geschrieben, während alle Namensbezeichnungen von
englischer Hand sind. Es ist also keineswegs noch vollständig erwiesen, dass der Codex ausschliesslich
Arbeiten des Jacobi enthält, wenn diess auch nach der Aehnlichkeit der Typen und manch' anderen
Umständen anzunehmen ist. Immerhin steht noch die Möglichkeit offen, dass wir in dem Codex ein
bildliches Register der Arbeiten der königlichen Werkstätte zu Greenwich zum amtlichen Gebrauche
und nicht lediglich solche Jacobis vor uns haben. Ebenso wie die Plattnerbücher im Schlosse Tetschen
in Böhmen und jenes der königlichen Bibliothek in Stuttgart ist auch das gegenwärtige erst neuester
Zeit bekannt geworden. Erst 1894 hatten Strutt und Pennaut über dasselbe berichtet.

Der Meister Jacobi wird in einem Schreiben des Masters of the Armoury, Sir Henry Lee, an
den Lordschatzkanzler Lord Burghley vom 12. October 1590 erwähnt, in welchem der Schreiber alt-
eingewurzelte Vorurtheile zu zerstreuen sucht und sich über die Versuche ausspricht, welche er ver-
anstaltet, um über das englische Eisen bezüglich seiner Güte gegenüber dem ausländischen zu einer
richtigen Schätzung zu gelangen.

Dieses Schreiben, welches in mehrfacher Beziehung sehr interessant ist, lautet im Urtexte fol-
gendermassen:1

»May it please your good Lordship in the time of Mr. Secretary who God hath latly called to bis mercy,
he was very desirus to prefere to the comodyty of some fewe as I take yt, certayne Jerne metell wh grewe or
was made in Sropshere or ther abouts in the possessyons of a gentellman whos name I knowe not, never ma-
kynge me aquaynted wth his meanynge. To give the more credyte to that stuffe to the armourers of London
and to Jacobi the Mr. workman of Grenewhyche, the Counsell apoynt in there presence that Sr Robarte Con-
stable and my cossyn John Lee shoulde see a proof made wh by tryall proved most usefull. After thys I beynge
come to the Court and the matter ernestly followed by some, he intrusted me (a new brest beyng sent owt of
the contry of gret litenes and strengthe as he was made beleve) to cause another of the very same wayght to be
made in her Ma'-vs office of Greenewhyche w'11 presently performed, then he inbresed (? ordered) me to make a
trial of them bothe wh all indyfference which I dyde in the presence of a chefe servant of his, and other gentle-
men. I chose a good and stronge pystolle, I took very good powder and weighed it, so I dyde the bulletes and
wh equall Charge I tryed fyrste the one and then the other; that made in the OfTyce and of the mettel of Hungere
helde out and more than a litteil dent of the pellet nothing perced, the other clene shotte thereowe and much
tare the overpart of a beme the brest-studde upon as longe as my fyngeers. Thus muche for this Yenglyshe mettel.
I most umbly beseach yr Lordship informe her Ma'5' what prejudysse is lyke to follow to the wholle compene of
the armorers, beynge very many th' lyve on that trade w,h ther wyves and chyldren, beynge powre men and such
as may be evill spared in any grete scare or where warres may happen as well by sea or land. To drawe so
necessary a trade into few men's handes it will undone the whole compenee. The armour made of Yenglyshe
stuff wrought some one or fewe Inayched (etched) and all the rest badge. Trewe yt is good armour demynishethe
not the bowldnesse of a man and of the towe, very good Lorde, yt is better to have an armore of evill shape

1 Das genannte Schreiben wurde von einem Nachfolger des Sir Henry Lee of Ditchley, dem gegenwärtigen Curator
der Waffensammlung im Tower, Viscount Harold Arthur DiUon, in der Society of Antiquaries mitgetheilt und erschien ge-
druckt und von einer überaus werthvollen Einleitung begleitet unter dem Titel: »A Letter of Sir Henry Lee 1590 on the
Trial of Iron for Armour« in der Archaeologia 1888, Bd. LI, p. 167. Der Verfasser dankt dem hier genannten Autor auch
tür andere unmittelbar ihm gegebene Aufschlüsse, die ihn in der gegenwärtigen Abhandlung wesentlich unterstützten.
 
Annotationen