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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Egger, Hermann: Entwürfe Baldassare Peruzzis für den Einzug Karls V. in Rom: Eine Studie zur Frage über die Echtheit des sienesischen Skizzenbuches
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0010
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Hermann Egger.

ungefähr 2 m Spannweite gedeckt, und kann, wenn es wirklich obigem Ereignisse seinen Ursprung
verdanken sollte, höchstens zur Entlastung des Verkehres oder zu einem anderen derartigen Zwecke
errichtet worden sein.

Ausser dieser lassen sich jedoch noch folgende Zeichnungen des Skizzenbuches mit dem Einzüge
Karls V. in Verbindung bringen: Vor allem der Bogen des Constantin auf fol. 3i, dessen Inschriftfläche
der Attica mit »epitafio«, drei weitere Relieffelder mit Historie«, bezeichnet sind; aus diesen Aufschriften
ist zu ersehen, dass Baldassare Peruzzi daran dachte, die antiken Relieffelder mit Historie«, (auf Rahmen
aufgespannten Cartons) und die alte Inschrift mit einer neuen zu überspannen. Doch kam dieser Ge-
danke bei dem Einzüge Karls V. nicht zur Ausführung; erst 35 Jahre später, als die Stadt Rom dem
von der Seeschlacht von Lepanto siegreich heimkehrenden Marc Antonio Colonna am 4. December 1571
einen rauschenden Empfang bereitete, erhielten sämmtliche Felder der Attica prunkende Dedications-
inschriften, deren Wortlaut1 noch erhalten ist.

Fig. 3. Taccuino di B. Peruzzi, fol. 39 (Ausschnitt).

Ferner die beiden Projecte zu einer Porta triumphalis von fol. 3g und 40. Auf ersterem (Fig. 3)
Grundriss und Aufriss eines propyläenartigen Baues, in dessen Giebelfelde ein Medaillon, in dem dar-
unter befindlichen Friese die Widmung angebracht ist; an den Wandflächen der Seitenflügel sind Fres-
ken (»historiette«), an den Ecken des Giebels und der Flügel zahlreiche Statuen skizziert. Auf letzterem
(Fig. 4) erhebt sich über einem niedrigen, auf vier Pilasterpaaren aufruhenden Gebälke eine hohe
Attica, deren Mittelfeld als Inschriftfläche mit »epitaßo« gekennzeichnet ist, während an den beider-
seitigen Vorsprüngen je zwei Gewandfiguren stehen; darüber sitzt auf einem Stufenbau eine Roma, zu
ihren Seiten Trophäen. Da die Construction eines so überaus langen geraden Sturzes für die damalige
Zeit nur aus Holz denkbar gewesen wäre, ist eine Ausführung in Stein völlig ausgeschlossen. Ver-
gleichen wir damit die Schilderung des oberwähnten Triumphbogens von S. Marco, so ergibt sich eine
auffallende Uebereinstimmung. Denn an diesem ganz aus Holz (»di legname«) errichteten waren die
Schäfte der Säulen versilbert, ihre Basen und Capitelle vergoldet; die Attica war auf beiden Seiten mit
den Statuen von je zwei Kaisern (Friedrich, Rudolf, Albrecht und Maximilian) und je vier Gefangenen
geschmückt, in deren Mitte die Dedicationsinschrift prangte. Zu oberst waren ebenfalls nach beiden

1 Fr. Cancellieri, a. a. O., p. 113.
 
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