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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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II. Theil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
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Beer, Rudolf: Die Handschriftenschenkung Philipp II. an den Escorial vom Jahre 1576: Nach einem bisher unveröffentlichten Inventar des Madrider Palastarchivs
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0355
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DIE HANDSCHRIFTENSCHENKUNG PHILIPP II.

AN DEN ESCORIAL

VOM JAHRE 1576.

NACH EINEM BISHER UNVERÖFFENTLICHTEN INVENTAR DES MADRIDER

PALASTARCHIVS

VON

RUDOLF BEER.

Gleich einer Votivtafel erlesener Art wurde in
der Bibliothek von San Lorenzo el EscorialJahrhunderte
hindurch eine Erinnerung an den Schöpfer der » Octava
maravilla« sorgfältig gehütet. Fast alle Forscher, die
sich mit der Gründungsgeschichte der berühmten Hand-
schriften- und Büchersammlung des Escorial eingehen-
der beschäftigten, wissen von einem Verzeichnis der von
Philipp II. dem Kloster geschenkten Bücher, einem Hand-
exemplar des Königs, zu berichten, in das dieser selbst
Bemerkungen eingezeichnet hatte!

Dieses als Verzeichnis der ursprünglichen Schen-
kung wie als Zeugnis der persönlichen Fürsorge des
Monarchen für die von ihm gestiftete Bücherei, also
doppelt wertvolle Manuscript wird zuerst von Fray
Joseph de Siguenca in seinem Werke: Tercera parte de
la historia de la örden de San Geronimo, Madrid, Im-
prenta Real, i6o5, libro IV, discurso ii, p. 774, erwähnt.
»Grundlage und Anfang der Bibliothek des Escorial
war eben die Bibliothek,« heisst es dort, -»welche König
Philipp II. in seinem Palast besass; es machte ihm
Freude, dort oft zu lesen und die Mussestunden, die
ihm seine so vielfachen und bedeutenden Beschäfti-
gungen übrig Hessen, auf das für Könige so wichtige
Studium zu verwenden. Ich bewahrte ein Verzeichnis
seiner Bücher auf, das wir jetzt in der Bücherei als
kostbares Gut (prenda importante) besitzen; in diesem
sind von des Königs eigener Hand die Bücher ange-
zeichnet, die er uns anfangs gab,......und auch

sonst finden sich viele Bemerkungen von seiner Hand
in dem Verzeichnisse. Die Zahl der Bücher beläuft sich
fast auf zweitausend; in unsere Bücherei kamen mehr
als tausend zweihundert; viele derselben, die alte Drucke
waren, bestimmte er für die einzelnen Zellen der Mönche,
andere blieben in der Bibliothek und bildeten die Grund-
lage und den Kern jener schönen Zahl von Bänden, die
in ihr vereinigt sind.« 1

1 El fundamento y principio fue la misma libreria del rey
Don Felipe II, nuestro Jundador, que tenia en su palacio, en que
muchas ve^es se holgava de leer y se entretenia el tiempo que le

XXIII.

Das Vorhandensein dieses Index bestätigen noch in
demselben Jahrhundert Claudius Clemens (Musei sive
bibliothecae . . . exstructio, Lugduni 1635, p. 5ßi) sowie
Francisco de los Santos (Descripcion breve etc., Madrid
1667, p. 111), dann noch später Fernando Alvarez y
Martine^, Recuerdos del Escorial (Revista de Madrid,
Tercera se'rie, tom. IV [1842], p. ig?).

Der Letzte, der von der kostbaren Reliquie Nach-
richt gab, war der um die Erforschung der spanischen
Bibliotheken und Archive hochverdiente belgische Ge-
lehrte Louis Prosper Gachard; in seinem Werke: Les
bibliotheques de Madrid et de l'Escurial. A'otices et
extraits des manuscrits qui concernent l'histoire de Bel-
gique, das erst i8j5 in Brüssel erschien, jedoch die Er-
gebnisse von Forschungen enthält, die der Verfasser
bereits im Jahre 1843 im Escorial unternommen hatte,
wird Philipps Handkatalog folgendermaassen beschrie-
ben (p. 65gf.):

»Dans un manuscrit de l'Escurial, in-fol., pap.,
rel. en veau, avec le gril sur les deux plats, et qui est
marque /X ig, est un Catälogo de los libros de la libre-
ria de su magestad del rey don Phelipe II0, nuestro
seflor, distinguidos por lenguas y facultades, con al-

quedava de tantas y tan grandes ocupaciones, en exercicio tan im-
portante d los reyes. Guarde yo un indice de sus libros, y tene-
mosle en la libreria agora como prenda importante. en que, de su
misma mano, estdn rayados y notados los libros que nos yva dando
al principio, donde, entre otras Cosas que va notando en las pri-
meras hojas blancas, di\e assi: »Los libros de mano y de mas im-
portancia, por lo que en ellos se verd, que se embiaron d San
Lorenco para que alli los tengan d gran recado en la sacristia con
las cosas mas preciosas. estdn senalados en la mdrgen primera del
cathdlogo con esta senal OCZD5;« y luego, mas abajo, di\e; »Los
libros que tienen mis armas en la enquadernacion, que es la que
se hi;o en Salamanca, tienen una raya al cabo, que atraviessa la
mdrgen postrera.« »Los libros que se llevan d la libreria de San
Lorenco, que agora lian de estar en la Frexneda, tienen en la pri-
mer mdrgen esta senal —« y assi ay otras muchas advertencias
de su mano en este indice. El nümero de los libros es casi dos
mit: truxeronse d esta libreria mas de mit y docientos, que, por
ser muchos dellos de impressiones antiguas, mandö se repartiessen
dor las celdas de los religiosos, y otros se quedaron en la libreria,
para dar cimienlo y servir como de nidal d tan feli^ nümero como
en ella se ha juntado.

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