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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Egger, Hermann: Entwürfe Baldassare Peruzzis für den Einzug Karls V. in Rom: Eine Studie zur Frage über die Echtheit des sienesischen Skizzenbuches
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0012
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Hermann Egger.

Zusammenhange mit den bereits besprochenen Triumphbögen ergibt sich jedoch sehr leicht die Lösung
dieses Räthsels, wenn man nämlich die Bemerkung »per santa caterina« zu »archo per santa caterina
in burgho« ergänzt. Also nichts anderes als das Project zu einem weiteren Bogen, welcher, in der Nähe
der einstigen kleinen Kirche S. Caterina delle Cavallerotte 1 im Borgo nuovo errichtet, den Eingang
zur damaligen Piazza di S. Pietro geschmückt hätte. Die ganze Situation ist am besten aus Fig. 5 zu
ersehen, einer Zeichnung des Giov. Ant. Dosio (Uff. n. 2580),2 welche schon längst publiziert zu werden
verdient hätte.

Fig. 5. Giov. Ant. Dosio, Uffizi n. 2580.

Darunter befinden sich (auf fol. 29) noch folgende Studien: Eine Variante des Entwurfes von
fol. 40 in Aufriss und Grundriss mit ebenso hoher Attica, während die Pfeiler ganz in Säulen aufgelöst
erscheinen. Weiter zwei kleine Aufrissskizzen von Triumphbögen, welche sich in ihrem Aufbau an
das Schema des Constantinbogens anlehnen. Zu unterst zwei scheinbar zusammengehörige Skizzen zu
einer Porta triumphalis, deren nebenstehende Erläuterungen sich jedoch nicht recht mit einander in Ein-
klang bringen lassen, daher wohl nur auf einen Irrthum des Zeichners zurückzuführen sind. Während
nämlich die Notiz im Aufriss »per la traspontina« auf einen Bogen schliessen lässt, welcher auf dem un-
bebauten Terrain (»platea Castelli«) zwischen den Bastionen des Castel S. Angelo und dem Borgo zu
stehen gekommen wäre, steht in dem dazugehörigen Grundrisse die überflüssig ausführliche Bezeich-
nung »porta di Castello di Roma in Borgho«, welche am ehesten zu dem Schlüsse berechtigen würde,
dass die nüchterne Porta Alessandrina3 mit einer prunkvollen Portalarchitektur hätte sollen verkleidet
werden. Was nun das erstere Project eines Bogens »per la traspontina« betrifft, so musste es gewiss
einem jeden Künstlerauge als ein nothwendiges Erfordernis erscheinen, den dürftigen Anblick der ersten,
ärmlichen Häuser des Borgo, besonders die schmucklose Langseite von S. Maria in Transpontina, zu
verdecken und daher durch ein prunkvolles Portal den hohen Ankömmling auf die cittä Leonina vor-
zubereiten. Zur Erläuterung der ganzen Situation mögen sowohl der Stich (Fig. 6) des J. B. de Cava-
leriis in seinen nach Zeichnungen des G. Ant. Dosio gestochenen Ansichten der Stadt Rom als auch

1 M. Armellini, Le chiese di Roma, p. 782 f.

2 An dieser Stelle sei hiemit Herrn Inspector Nerino Ferri, welcher dem Verfasser bei der Durchsicht der Florentiner
Zeichnungen B. Peruzzis in überaus liebenswürdiger Weise stets entgegenkam, für die Erlaubnis zur photographischen Auf-
nahme dieser wie der folgenden Zeichnungen aus den Uffizien der wärmste Dank ausgesprochen.

3 Auch Collina, Acnea und del Castello genannt.
 
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