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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Egger, Hermann: Entwürfe Baldassare Peruzzis für den Einzug Karls V. in Rom: Eine Studie zur Frage über die Echtheit des sienesischen Skizzenbuches
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0016
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Hermann Egger.

eine ebenso knappe Uebersicht der wichtigsten architektonischen Studien. Elf Jahre darauf machte
Heinrich von Geymüller1 in einer kurzen Notiz die Mittheilung von dem Funde von sechs echten
Handzeichnungen Baldassare Peruzzis, welche vom Stuttgarter Architekten Paul Kurr in Wien ange-
kauft worden wären und die einen Theil jenes Originalskizzenbuches gebildet hätten, von welchem das
sienesische nur eine Copie von unbekannter Hand wäre; diese so interessanten sechs Blätter sind aber
leider verschollen.2 Die Notiz Heinrichs von Geymüller, in der Folge weder bestätigt noch widerlegt,
blieb gänzlich unbeachtet. Im Jahre 1894 hingegen erschien von Arthur Weese im Anhang zu seiner
Studie über Baldassare Peruzzis Antheil an dem malerischen Schmucke der Villa Farnesina3 eine kritische
Abhandlung über das Skizzenbuch, in der auch der letzte Zweifel an der Autorschaft Baldassares be-
hoben werden sollte; diese verblieb auch nunmehr unbestritten.

Durch den ehemaligen Bibliothekar Giuseppe Ciaccheri 1780 in Rom erworben, kam das Skizzen-
buch aus dessen Besitze in den der Biblioteca comunale in Siena; es besteht aus 60 Blättern, welche

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Fig. 10. Taccuino di B. Peruzzi, fol. 35 (Ausschnitt).

mit Ausnahme einiger weniger 21/28 cm messen. Die Hauptstütze für die Autorschaft Baldassare Per-
ruzzis bildete sowohl für den Abbate Luigi de Angelis, den Amtsnachfolger G. Ciaccheris, als auch für
A.Weese die auf fol. 35 (Fig. 10) befindliche Bemerkung des Zeichners: »fu di me baldasere perucio el
donai a Messer iacomo melighino et a Messer pierantonio salimbeni«, indem beide Genannten von
der irrigen Ansicht ausgiengen, in dieser unschuldigen Stelle eine »Widmung« zu erblicken, die sich
auf das ganze Skizzenbuch bezöge. A. Weese drückt zwar selbst4 seine Verwunderung aus, dass diese
»Dedicationszeilen« auf einer beliebigen Seite in der Mitte des Albums und noch dazu auf einem Blatt
zu finden sind, das weder durch Schönheit der Zeichnung noch durch ein irgendwie ersichtliches be-
sonderes Interesse sich auszeichnet; doch spricht er andererseits wieder von einem »feierlichen Testa-
mentstone« in diesen Zeilen, den zu entdecken sich jeder vorurtheilslose Leser vergeblich bemühen wird.

1 Raffaello Sanzio studiato come architetto, p. 35, n. 57.

2 Heinrich von Geymüller hatte die Liebenswürdigkeit, mir darüber Folgendes mitzutheilen: »Bezüglich der sechs Original-
blätter, die Kurr in Wien gefunden, kann ich leider nichts mehr sagen. Nach dem Tode Kurrs schrieb ich sofort an seinen
Bruder wegen derselben; aber alle seine Nachforschungen blieben vergebens, so dass Kurr sie wohl zu Lebzeiten verkauft
haben wird. Sie waren absolut echt.«

3 Vgl. F. Wickhoffs Unheil darüber in diesem Jahrbuche XX, S. 184, Anm. 3.

4 A. a. O., S. 79.
 
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