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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Egger, Hermann: Entwürfe Baldassare Peruzzis für den Einzug Karls V. in Rom: Eine Studie zur Frage über die Echtheit des sienesischen Skizzenbuches
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0018
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Hermann Egger.

zuerst die so zahlreichen architektonischen Zeichnungen Baldassares in den Uffizien und dann die des
Skizzenbuches. Was für einen vollständig anderen Eindruck machen uns jene! Wie wimmelt es in ihnen
von Aufschriften, Erläuterungen und Notizen, ein Umstand, der infolge der so leicht erkennbaren und an-
sprechenden Schriftzüge die Identificierung der Autorschaft bedeutend erleichtert; wie sorgfältig sind
stets die hauptsächlichsten Maassangaben eingetragen und die Ränder mit Berechnungen des Mauer-
körpers, mit anderweitigen Summierungen und Kostenvoranschlägen angefüllt! Weiters legt Baldassare
bei jeder noch so flüchtigen Grundrissstudie stets die Fläche des Mauerwerkes mit einem leichten Sepia-
tone an, ein sehr charakteristisches Moment, welches sich im Skizzenbuche nur ein einzigesmal auf

Fig. i3. Taccuino di B. Peruzzi, fol. 37v.

fol. 29 constatieren lässt. Zieht man ferner die Strichführung näher in Betracht, so erweist sie sich als
eine breite, mit kräftigem, aber fast krampfhaftem Drucke der Hand gezogene, die in den einzelnen, stets
vollen Strichen ein leichtes Schwanken und Zittern erkennen lässt. Diese zitterigen Linien machen
sich besonders in jenen Zeichnungen bemerkbar, in denen zu einander Parallele vorkommen, z. B. in den
Aufrissen von Pilasterstellungen. Gerade die Aufrissstudien zeichnen sich aber wieder durch die La-
vierung der Schattenpartien und Wandöffnungen mit einem Sepiatone aus. Fassen wir nun die archi-
tektonischen Zeichnungen des Skizzenbuches näher ins Auge, so fällt hier vor allem die völlig ver-
schiedene Strichführung auf. Sämmtliche Zeichnungen zeugen von einer, wenn auch flüchtigen, so
doch flotten und sicheren Hand. Keck sind die einzelnen, gewöhnlich mageren Striche hingeworfen,
 
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