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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Meder, Joseph: Neue Beiträge zur Dürer-Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0060
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Joseph Meder.

gemein sachlich und charakteristisch, sogar mit beigefügtem Maasstabe anzufertigen. Die technischen
Ausdrücke, wie »Visierung, gerissen Sachen, gehöht mit weiss, ein tafel in Olfarb ...« sind ihm geläufig,
so dass man hier schon an einen Fachmann, einen Maler, zu denken sich veranlasst sieht. Ueber Dürer,
dessen Kunstweise und Leben ist er ausgezeichnet, oft bis in das Detail informiert; er berichtet über
Dinge, die ihre Richtigkeit haben. Er weiss, dass Dürer dem Jakob Heller einen grossen Altar gemalt
hat, dass sich dieser noch zu seiner Zeit im Predigerkloster in Frankfurt befindet, dass die Skizze dazu,
welche er besitzt, ein erster Entwurf sei; er kennt die Vornamen von Heller und den Familiennamen
von dessen Frau; er hat Kenntnis von Dürers Zirkelwerk (»Unterweisung der Messung«) und dessen
Proportionswerk (»von menschlicher Proportion«), sowie auch von der Triumphpforte, zu welcher er
sogar eine Skizze (»ein schlecht visirung«) besitzt. Aus den ebenfalls in seiner Sammlung befindlichen
Manuscripten und neun Briefen Dürers informiert er sich mit Interesse so weit, um zu erkennen,
worum es sich handle, und bezeichnet den Inhalt mit kurzen aber verständlichen Schlagworten. Aus
dieser Quelle hat er Kunde von Dürers »Ankunft«, d. i. dessen Herkunft, von den brieflichen Ver-
handlungen zwischen Jakob Heller und dem Künstler über das Frankfurter Altarwerk.

Es erscheint ganz selbstverständlich, dass ein Sammler, sobald er selbst die minderwertigen
Skizzen oder Manuscripte eines Meisters und Erinnerungen an ihn zusammentrug, auch für den Meister
selbst, dessen Leben und Wirken das grösste Interesse empfand, dass er auch dessen grosse Werke,
soweit sie ihm zugänglich waren, genau kennen zu lernen suchte und dass diese ihm oft eine Gewähr
für die Echtheit seines eigenen Sammlungsbestandes abgeben mussten.

Seine Kunstobjecte scheinen nicht mit grossen Summen erworben worden zu sein. Von den zwei
Bildern abgesehen, finden wir durchwegs Zeichnungen von geringerem Werte, flüchtige Skizzen und
Entwürfe aus den verschiedensten Perioden Dürers, dazwischen allerlei Andenken an den grossen
Meister, wie Abgüsse seines Gesichtes und seiner Hand. Die grosse Vorliebe, günstige Gelegenheiten,
gute Bekanntschaften, vielleicht auch Tauschgeschäfte, die wir einem sammelnden Maler besonders
leicht zumuthen können, waren wohl die Hauptfactoren, welche bei der Vermehrung des bereits Vor-
handenen zusammenwirkten.

Das Inventar belehrt uns ferner, dass die verzeichneten Düreriana zum Theile aus Frankfurt,
zum Theile aus Nürnberg stammten, dass also der Besitzer in beiden Städten verkehrt und daselbst
Familien gekannt haben musste, welche derartige Werke aufbewahrten. Man erkennt dies zunächst
aus Folgendem. Das von dem Verfasser des Verzeichnisses an erster Stelle abgebildete Heller-Triptychon,
welches sich Jakob Heller doch nur zu seiner häuslichen Andacht malen liess und das demnach keine
öffentliche Bestimmung hatte, so dass es etwa in beliebige Hände gerathen konnte, ferner die bekannten
neun Briefe an Jakob Heller über den Allerheiligenaltar — ob es Copien waren oder Originale, kommt
hier nicht in Betracht — und vielleicht auch die erste Skizze zu diesem Altar konnten doch nur aus
J. Hellers Nachlass, demnach aus Frankfurt, stammen.

Als Jakob Heller 1522 kinderlos starb, wurden die Kinder seiner Schwester Agnes, welche an
Heinrich von Rhein, und zwar ebenfalls in Frankfurt, verheiratet war, die Erben seines Vermögens
und des Hofes Firnbergk.1 An diese Familie sind jedenfalls auch seine Kunstobjecte und Briefschaften
übergegangen.

Haben wir nun auch keine weiteren Nachrichten über das Schicksal der Kunstschätze selbst, soweit
sie noch bei Hellers Erben vorhanden waren, so sind wir bezüglich der Briefe umso besser informiert.

1607 hatte nämlich der Maler Friedrich von Falkenburg für den Erzherzog Maximilian von
Oesterreich eine Copie nach dem Mariahimmelfahrtsbilde zu machen. Da er, wie wir erfahren, in
Frankfurt »mit haus gesessen«2 und wahrscheinlich mit den damals noch lebenden Verwandten Hellers
in guten Beziehungen stand, hatte er von denselben während dieser sechsmonatlichen Arbeit erfahren,

1 Cornill Otto, Jakob Heller und Albrecht Dürer, Frankfurt a. M. 1871, S. 6.

2 Lange und Fuhse, Dürers schriftlicher Nachlass, Halle a. S. 1893, S. 44-
 
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