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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Meder, Joseph: Neue Beiträge zur Dürer-Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0065
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Neue Beiträge zur Dürer-Forschung.

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Vor Allem müssen wir auf den Umstand grossen Wert legen, dass es dem Sammler thatsächlich
am Herzen lag, allerlei Andenken, Curiosa und Zeugnisse von Dürers eigener Hand, wenn sie auch
nicht gerade ersten Ranges waren, an sich zu bringen. Ihm genügen selbst handschriftliche Blätter-
fragmente, welche für die damalige Zeit gewiss nicht Gegenstand eines vortheilhaften Umsatzes sein
konnten, mögen auch Bilder und Zeichnungen Dürers um die Wende des XVI. Jahrhunderts noch so
sehr geschätzt und daher auch häufig nachgeahmt und gefälscht worden sein. Jede Nummer seines
Verzeichnisses verräth aber die grosse Verehrung und Pietät für den grossen Nürnberger und nicht ein
fremder Name unterbricht die Reihenfolge seiner Dürer'schen Kunstobjecte. Dass er auch ein Kenner,
und zwar für jene Zeit ein bedeutender Kenner Dürers gewesen sein muss, haben wir bereits flüchtig
hervorgehoben.

(Alberiina). pig_ ^_ Christustypus aus dem Jahre 1513

(Albertina).

Niemals geht der Beschauer wohl mehr auf die Feinheiten und Eigentümlichkeiten eines Ge-
mäldes ein, als wenn er durch strenges Copieren genöthigt ist, Form um Form in Linien und Flächen
nachzubilden. Falkenburg arbeitete aber nach seinem eigenen Zeugnisse sechs Monate lang an der
grossen Copie des Mariahimmelfahrtsbildes in Frankfurt und kam dadurch mehr als ein anderer in die
Lage, sich von Dürers Maltechnik einen genauen Begriff zu verschaffen und sich in seine Kunstweise
zu vertiefen. Ihm dürfen wir daher in dieser Beziehung schon ein richtiges Unheil zumuthen, wenn
ihm das Altärchen von Seite der Verwandten als Dürers Werk gezeigt wurde und auch er diese Meinung
theilte. Schliesslich konnte es ja auch eine Signatur getragen haben; dies erscheint sogar wahrschein-
lich, wenn wir die beigesetzte Notiz: »Ein tafel in Oelfarben« mit dem imitierten Monogramm Dürers
berücksichtigen.

Das Gemälde selbst, soweit es durch die Skizze veranschaulicht wird, trägt auch für den flüch-
tigsten Beschauer Dürer'schen Charakter.

Die beiden Porträtfiguren erinnern in ihrer Auffassung lebhaft an die beiden Tucher-Bildnisse
vom Jahre 149g, welche heute im grossherzoglichen Museum zu Weimar aufbewahrt werden (Fig. 1
und 2). Auch das Münchner Porträt des Oswald Krell 1499 zeigt insbesondere in der flach auf
 
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