Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Meder, Joseph: Neue Beiträge zur Dürer-Forschung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0068
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
62

Joseph Meder.

Kopf des heil. Petrus mit dem Monogramm Albrecht Dürers und der Jahreszahl 1512 an.1 Eine Ver-
gleichung unserer Zeichnung mit diesem Bilde ist ausgeschlossen, da das letztere heute verschollen ist.

In dem Willibald Imhoff-Inventare (Eye, Uebersichtstafel Nr. 25) wird ferner noch ein Apostel
St. Simon, und zwar ebenfalls »auf tuech wasserfarb 1518« aufgezählt.2

Schliesslich erwähnen wir noch den im Cabinet des Frauenholz seinerzeit befindlichen heil.
Paulus auf Pergament in Oelfarben, doch mit dem Bemerken, dass schon Heller hier auf eine Copie
von der Hand Hans Hofmanns hinwies. Auch in unserem Falle, wo ausdrücklich als Technik die Oel-
farbe angegeben wird, ist die Vermuthung, dass eine Copie, vielleicht von Falkenburg selbst, vorgelegen
sein könnte, nicht zurückzuweisen.

Für die Dürer-Forschung bleibt es aber trotzdem von Wichtigkeit, zu wissen, dass neben den
beiden Florentiner Apostelköpfen noch zwei weitere, St. Petrus und St. Simon, nachzuweisen sind und
dass sich Dürer in der Zeit von 1512 —1518 mit dieser Serie befasste.

Ver\eichenung noch andr sachen von der ich noch hab.

1. Ein visierung bogens gros von Maria himmelfardt, welches die erste gewest ist3 %u der
tafel im Prediger kloster \u Franckhfurt, welche er Jacob Hellern geschikt hat 1503.

Soweit auch heute Dürers Zeichnungen durchforscht und publiciert und so viele Detailstudien
gerade für den Heller-Altar auch vorhanden sind, ein erster, d. i. von dem Gemälde abweichender Ent-
wurf konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Wenn wir hier eine Zeichnung der Ergänzung halber
heranziehen dürfen, welche als eine Vorstudie zu jenem Altarwerke gegolten hat, so ist dies jene bei
Lippmann unter Nr. 354 publicierte Silberstiftzeichnung auf weiss grundiertem Papiere. Allein diese
ist durchaus nicht von Dürers Hand sondern eine Copie nach dem Gemälde, welche sclavisch und
stumpf Figur um Figur wiedergibt. Auch die ImhofT besassen, wie uns das Inventar vom Jahre 1588
berichtet, einen »Abriss eines Altars, so Dürer zu Frankfurt gemacht« (Heller II, 2, S. 84, Nr. 87).
Unser Inventar sagt aber ausdrücklich »ein Visierung, welches die erste gewest ist«, und fügt zum
Schlüsse noch die Jahreszahl 1503 hinzu. Bei dem flüchtigen Durchlesen des ganzen Textes macht es
zunächst den Eindruck, als ob die Jahreszahl sich auf die Absendung der Tafel an Heller beziehe.
Allein da der Schreiber des Inventares zugleich Besitzer der Dürer-Briefe war, deren Inhalt er doch
genau kannte, so musste er auch wissen, dass der Heller-Altar erst 150g abgesandt wurde. 1503 kann
sich demnach nur auf die Visierung beziehen, also auf eine Jahreszahl, die wahrscheinlich auf der
Zeichnung selbst notiert war.

Wenn wir Falkenburgs Schreibung Glauben schenken und einen eventuellen Irrthum aus-
schliessen, dann eröffnen sich uns in die Entstehung des Mariahimmelfahrtsbildes ganz neue Einblicke.
Hellers Auftrag würde in diesem Falle weit früher zurückreichen, als bisher angenommen wurde;4 er
fiele noch vor die zweite italienische Reise, seine Ausführung wäre durch diese und andere uns un-
bekannte Ursachen unterbrochen und erst nach Dürers Rückkehr im Anfange des Jahres 1507 wieder
in Angriff genommen worden.

Die Skizze von 1503 würde demnach nur einen Versuch, sich den Plan zu dem Gemälde zu-
rechtzulegen, bedeutet haben, so ungefähr wie jene Farbenskizze für den Landaueraltar, welche be-
reits 1508, also mitten in der gedrängten Arbeit mit dem Mariahimmelfahrtsbilde entworfen, aber erst
ir/2 Jahre später bei der Inangriffnahme des Werkes selbst wieder hervorgesucht und benützt wurde.5

Für jene frühe Zeit sprechen aber auch die bereits nachgewiesenen Beziehungen zwischen Heller
und Dürer, welchen das kleine Hausaltärchen mit dem Eccehomokopfe seine Entstehung verdankt.

1 Huber II, S. 421. 2 Heller II, 2, S. 80, Nr. 24.

3 Auch auf einer Federzeichnung des H. Blasius in Braunschweig: St. Antonius und Paulus in der Wüste (L. 141),
lesen wir die von fremder Hand geschriebene Notiz: »Daz ist die erste fissierung zu seine gedankh gewest«, und thatsächlich
weist der dazu gehörige Holzschnitt (B. 107) wesentliche Veränderungen auf.

4 Thausing II, S. 11. 5 Ebenda II, S. 26.
 
Annotationen