Das holländische Gruppenporträt.
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Fig. 71. Die Officiere der Haarlemer Adrians-Schützen, von Hendrik Gerritsz Pot, i63o.
•Haarlem, städtisches Museum.
in Dirk Jacobsz' Ausmarsch von 1563, denn in diesen symbolistischen Bildern arbeiteten die einzelnen
Figuren zum Theil dem gemeinsamen Impulse geradewegs entgegen. In Pots Gruppenporträt von
i63o benimmt sich keine Figur mehr in einer Weise, die innerhalb eines Ausmarsches nicht Platz
hätte; aber anderseits ist auch der einheitliche Willen Aller zum Ausmarschieren nicht so einseitig
und unzweideutig zum Ausdrucke gebracht, dass er die Bedeutung des Bildes völlig erschöpfen würde.
Wie ganz anders schlagend tritt uns der Aufmarsch in Thomas de Keysers Bilde von i632 entgegen,
wo die Schützen auf Commando in Reih und Glied getreten sind, und vollends in der Nachtwache,
wo das Commando selbst zum Hauptgegenstand der Darstellung gemacht wurde.
Bezeichnend für den Haarlemer Gruppenporträtmäler ist auch in Pots Bilde die Einschränkung
der Zahl der Figuren, die mit dem Beschauer in directen Verkehr treten und somit die äussere Einheit
des Bildes herstellen. Diese Function ruht hier eigentlich bei einer einzigen Figur; aber da diese der
Capitän selbst ist, so erscheint durch seine Vermittlung gleichsam das ganze Corps in Verbindung mit
dem unsichtbaren Zuschauerräume gesetzt.
Es ist uns, wie schon früher erwähnt wurde, leider nirgends überliefert, was die Haarlemer dazu ge- Der Ausgang
sagt haben, als ihnen Frans Hals im Jahre 1641 in dem Regentenstück des Elisabethspitals, das dort schon
als Gattung neu war und daher von Haus aus revolutionär erscheinen musste, ein Helldunkelbild mit
geschlossener innerer Einheit producierte. Allein wir können uns die Wirkung des Bildes indirect
aus dem Umstände erschliessen, dass der Meister, der bisher als Gruppenporträtmaler in Haarlem
ausser Mitbewerb gestanden war, nun volle dreiundzwanzig Jahre lang warten musste, bis man ihn
wieder mit einem solchen Auftrage betraute. Die hierauf begründete Vermuthung, dass man in Haar-
lem über die Wandlung im Schaffen des Frans Hals ein ungünstiges Unheil gefällt hat, wird nach-
gerade zur Gewissheit, sobald man der Gruppenporträte ansichtig wird, die kurz nachher in Haarlem
der Haarlemer
Schützenstück-
malerei.
Pictcr Soutman
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Fig. 71. Die Officiere der Haarlemer Adrians-Schützen, von Hendrik Gerritsz Pot, i63o.
•Haarlem, städtisches Museum.
in Dirk Jacobsz' Ausmarsch von 1563, denn in diesen symbolistischen Bildern arbeiteten die einzelnen
Figuren zum Theil dem gemeinsamen Impulse geradewegs entgegen. In Pots Gruppenporträt von
i63o benimmt sich keine Figur mehr in einer Weise, die innerhalb eines Ausmarsches nicht Platz
hätte; aber anderseits ist auch der einheitliche Willen Aller zum Ausmarschieren nicht so einseitig
und unzweideutig zum Ausdrucke gebracht, dass er die Bedeutung des Bildes völlig erschöpfen würde.
Wie ganz anders schlagend tritt uns der Aufmarsch in Thomas de Keysers Bilde von i632 entgegen,
wo die Schützen auf Commando in Reih und Glied getreten sind, und vollends in der Nachtwache,
wo das Commando selbst zum Hauptgegenstand der Darstellung gemacht wurde.
Bezeichnend für den Haarlemer Gruppenporträtmäler ist auch in Pots Bilde die Einschränkung
der Zahl der Figuren, die mit dem Beschauer in directen Verkehr treten und somit die äussere Einheit
des Bildes herstellen. Diese Function ruht hier eigentlich bei einer einzigen Figur; aber da diese der
Capitän selbst ist, so erscheint durch seine Vermittlung gleichsam das ganze Corps in Verbindung mit
dem unsichtbaren Zuschauerräume gesetzt.
Es ist uns, wie schon früher erwähnt wurde, leider nirgends überliefert, was die Haarlemer dazu ge- Der Ausgang
sagt haben, als ihnen Frans Hals im Jahre 1641 in dem Regentenstück des Elisabethspitals, das dort schon
als Gattung neu war und daher von Haus aus revolutionär erscheinen musste, ein Helldunkelbild mit
geschlossener innerer Einheit producierte. Allein wir können uns die Wirkung des Bildes indirect
aus dem Umstände erschliessen, dass der Meister, der bisher als Gruppenporträtmaler in Haarlem
ausser Mitbewerb gestanden war, nun volle dreiundzwanzig Jahre lang warten musste, bis man ihn
wieder mit einem solchen Auftrage betraute. Die hierauf begründete Vermuthung, dass man in Haar-
lem über die Wandlung im Schaffen des Frans Hals ein ungünstiges Unheil gefällt hat, wird nach-
gerade zur Gewissheit, sobald man der Gruppenporträte ansichtig wird, die kurz nachher in Haarlem
der Haarlemer
Schützenstück-
malerei.
Pictcr Soutman