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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Zur Kenntnis der künstlerischen Überlieferung im späten Mittelalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0296
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Julius von Schlosser.

den illustrierten Handschriften der vorausgehenden Zeit zusammen und sind ein billigeres und leichter
zu verbreitendes Ersatzmittel für diese gewesen.

Als das wichtigste unter diesen Blockbüchern, weil es uns den Namen des Urhebers dieser
sonderbaren Bilderfolge enthüllt und zugleich das künstlerisch bedeutendere ist, steht hier billig
ein Holztafeldruck vom Jahre 1471 voran, der, wie es scheint, ausserordentlich selten wurde. Ich konnte
das schöne altcolorierte Exemplar der herzoglichen Bibliothek zu Gotha (Xylogr. III, Nr. 8, im For-
mat 26 : 17 cm), das in den beiliegenden Tafeln XVIII bis XXIII vollständig wiedergegeben ist,
dank dem Entgegenkommen der Bibliotheksverwaltung durch längere Zeit benützen; ein zweites

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Fig. 5. Aus Waltherns Blockbuch von 1470.

befindet sich im Britischen Museum (Copinger, Supplement to Hain's Repertorium bibliographi-
cum II, p. 206, Nr. 1743); ein drittes unvollständiges im Kupferstichcabinet zu Berlin. Von diesem
letzteren hat W. L. Schreiber in dem Atlas zu seinen Manuel (vol. VIII, Fig. LXXXIV) Proben
gegeben; er nennt überdies ein viertes Exemplar in englischem Privatbesitz, bei Mr. Bennett in Man-
chester.

Eine Vorrede, die den Gedanken ausführt, dass die Wunder der Natur den Menschen auf die
Möglichkeit der jungfräulichen Geburt hinweisen, eröffnet das schmale Büchlein. Es folgen dann auf
fünfzehn mit den Buchstaben des Alphabets bezeichneten Folien die bildlichen Darstellungen, je zwei
auf einer Seite, mit erklärendem Text in gereimten Hexametern und kurzen Citaten. Ihre Reihe ist
(bei Litt. K) ziemlich unvermittelt durch eine blattgrosse Darstellung der heiligen Nacht unterbrochen;
ich komme auf diesen Umstand noch zurück. Den Schluss bildet (Litt. Z. 1—3) eine kurze Abhand-
lung über die Parthenogenesis bei Bienen, Vögeln, Würmern u. s. w., völlig im Stil der mittelalter-
lichen Naturgeschichte. Hier wird uns denn auch der Name des Verfassers sowohl als des Verferti-
 
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