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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Zur Kenntnis der künstlerischen Überlieferung im späten Mittelalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0297
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Zur Kenntnis der künstlerischen Ueberlieferung im späten Mittelalter.

gers des Büchleins genannt;1 der erste ist Dr. Franciscus de Retza aus dem Predigerorden, der zweite
Johannes Eysenhut, der den Druck 1471 vollendet hat. Wir kennen diesen jetzt als einen in Regens-
burg, wo er im selben Jahre den Bürgereid abgelegt hat, ansässigen Meister; das Wappen der Stadt
(zwei Schlüssel) findet sich in der That auf Blatt C seines Blockbuches.2

Nur ein Jahr älter ist ein zweites Blockbuch, das in einer grösseren Zahl von Exemplaren erhalten,
jedoch in der Behandlung viel handwerksmässiger und flüchtiger ist. Auch dürfte es wohl der vor-
auszusetzenden handschriftlichen Vorlage nicht so nahe stehen als der Eysenhut'sche Druck, von dem
es in vielen Einzelheiten abweicht. Vor Allem ist die Anordnung der einzelnen Scenen eine ganz
andere, wie auch hier immer vier auf einem
Blatt vereinigt sind. Es ist mit der Jahreszahl
1470 und dem Monogramm des Holzschnei-
ders F. W. bezeichnet. Man hat dieses wohl mit
Recht auf den Glasmaler Friedrich Walthern
aus Dinkelsbühl bezogen, der 1460 Bürger zu
Nördlingen wurde und mit dem Schreiner
Hans Horning zusammen im selben Jahre 1470
die älteste gedruckte deutsche Armenbibel
herausgegeben hat.3 Es ist genügend bekannt,
dass eine Reihe von Handschriften dieser
Ausgabe vorausgeht (vgl. die Aufzählung bei
Hochegger, Ueber die Entstehung und Be-
deutung der Blockbücher. Beiheft VII zu Hart-
wigs Centralblatt für Bibliothekswesen, Leip-
zig 1891). Ein sehr schönes vollständiges Exem-
plar dieses Defensoriums besitzt die Hof- und
Staatsbibliothek in München (Xyl. 34), interes-
sant auch dadurch, dass es aus Tegernsee
stammt, woher es 1782 übernommen worden
ist.4 Noch zwei weitere Exemplare befinden
sich in München, die durch ihre Provenienzen
aus Klöstern wichtig sind : in der Universitäts-
bibliothek (Xyl. 7), aus der Abtei Roth im Bis-
thum Freising, und im Kupferstichcabinet, aus Kloster Pittrich in Niederbaiern stammend (Schreiber,
a. a. O. IV, 368). Weitere Exemplare sind im Kupferstichcabinet in Berlin5 (unvollständig, aus Naglers
Besitz), im Britischen Museum, in Paris (Nationalbibliothek und bei Baron Edmund von Rothschild),
in der Stuttgarter Bibliothek.

Endlich gibt es noch eine Anzahl von Exemplaren des Defensoriums, die durch den Druck mit
beweglichen Lettern hergestellt sind. Von einem solchen, ehemals zu Paris im Cabinet de M. Girar-

1 Quas ad laudes virginis gloriosae reverendus pater frater Franciscus de Resza ordinis fratrum praedicatorum
sacraeque tlieologiae doctor in unum opusculum redegit, ut subiecta oculis forma animi sit oblectatio, legentibus prae oculis
habita mcmoriae impressio et devote amplexantibus ad vitae aeternae beatitudinem adeptio. Johannes Eysenhut impressor. Anno
ab incarnationis Dominicae M° Quadringentesimo Septuagesimo 1°.

2 W. L. Schreiber, Darf der Holzschnitt als Vorläufer der Buchdruckerkunst betrachtet werden? (im Centralblatt für
Bibliothekswesen XH.[l895J, S. 261 ff.).

3 Sie trägt die Bezeichnung: »Friedrich Walthern, mauler zu Nördlingen, und Hans Horning habent dies buch mit
einander gemacht.« Eine Abbildung des ersten Blattes bei Heinecken, Idfe generale d'une collection d'estampes, p. 3o8. Ueber
Walthern vgl. ausser Schreiber a. a. O.: Nagler, Künstlerlexikon XXI, 208 nach Beyschlag, Beiträge zur Kunstgeschichte der
Reichsstadt Nördlingen, Nördl. 1798—1801. Panzer, Deutsche Annalen, Zusätze S. 3i.

1 Nicht aus Kloster Rott, wie Falckenstein, Geschichte der deutschen Buchdruckerkunst, Leipzig 1840, S. 34, irrig an-
gibt. Gütige Mittheilung des Herrn Dr. Boll.

5 Auch dieses wurde mir von der kgl. Bibliothek in Berlin freundlichst zur Vergleichung überlassen.

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Fig. 6. Aus G. Reysers Druck des Defensorium.
 
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