338
Julius von Schlosser. Zur Kenntnis der künstlerischen Ueberlieferung im späten Mittelalter.
bis ins späte Mittelalter in vielem Betracht zu erklären; das Simile, die gemalte Predigt, hatte in den
Klöstern noch lange eine feste Stütze, auch als um diese alten Horte und Schulen der Kunst, die deren
Kindheit behütet und gegängelt hatten, ein neues weltliches Kunstleben mit individueller Anschauung
und Arbeitsweise entstanden war, das freilich noch lange die Erinnerung an seine mönchische Jugend-
erziehung nicht verleugnen konnte und wollte.1
1 Die vorausgehende Abhandlung war schon im Druck vollendet, als ich durch eine Notiz im jüngsten Heft der
römischen »Arte« (fasc. IX—X, 1902) erfuhr, dass Venturi in dem soeben ausgegebenen V. Bande der Gallerie nazionali Ita-
liane das angebliche Skizzenbuch des Giusto nochmals, und zwar diesmal vollständig, publiciert hat. Ich möchte dabei
wenigstens nachträglich darauf verweisen; aus jener kurzen Nachricht geht hervor, dass Venturi inzwischen mit der Hand-
schrift von Chantilly bekannt gemacht wurde, ohne dass er jedoch seine frühere Ansicht verlassen zu haben scheint.
Julius von Schlosser. Zur Kenntnis der künstlerischen Ueberlieferung im späten Mittelalter.
bis ins späte Mittelalter in vielem Betracht zu erklären; das Simile, die gemalte Predigt, hatte in den
Klöstern noch lange eine feste Stütze, auch als um diese alten Horte und Schulen der Kunst, die deren
Kindheit behütet und gegängelt hatten, ein neues weltliches Kunstleben mit individueller Anschauung
und Arbeitsweise entstanden war, das freilich noch lange die Erinnerung an seine mönchische Jugend-
erziehung nicht verleugnen konnte und wollte.1
1 Die vorausgehende Abhandlung war schon im Druck vollendet, als ich durch eine Notiz im jüngsten Heft der
römischen »Arte« (fasc. IX—X, 1902) erfuhr, dass Venturi in dem soeben ausgegebenen V. Bande der Gallerie nazionali Ita-
liane das angebliche Skizzenbuch des Giusto nochmals, und zwar diesmal vollständig, publiciert hat. Ich möchte dabei
wenigstens nachträglich darauf verweisen; aus jener kurzen Nachricht geht hervor, dass Venturi inzwischen mit der Hand-
schrift von Chantilly bekannt gemacht wurde, ohne dass er jedoch seine frühere Ansicht verlassen zu haben scheint.