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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Hans Wechtlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0011
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Hans Wechtlin.

legen, die Pelzmütze (Pass. 37 und 39), den Fransenbesatz der Achsel (29, 3o, 36, 3g), die Stulpstiefel
(32), das durch zwei sich kreuzende Strichlagen gebildete Muster auf dem Hutbande und dem Gürtel
des Schützen, das, offenbar elsässische Lokalmode, schon bei Schongauer häufig und auch vom jungen
Dürer zuweilen verwendet, auf jedem Blatte der Passion wiederkehrt. Der Flügel als Kopfschmuck
Pass. 36 ist eine Entlehnung aus Dürers Herkules B. 73, bietet also nur zufällig eine Analogie zum
Flügel auf der Mütze des Schützen. Wohl aber lege ich auf die Art Gewicht, wie einige dieser Dinge
zeichnerisch ausgedrückt sind, z. B. die Kontur der haarigen Mütze (die Wolken Pass. 11, die Bäume
11, 18 und 47, der Schwamm 40),
der Flügel auf der Mütze mit sei-
nem von dichtem Flaum besetzten
Buge und den genau umrandeten
Schwungfedern (die Engelflüge],
besonders Pass. 14), die Bildung
des Fransenbehanges (vgl. die
Fransen 36, die schlichten Haare
17 u. 35). Das Markanteste an dem
Bogenschützen ist sein Profil. Mit
umfänglichen Nasen sind die Ge-

stalten Wechtlins oft begabt; die
Nase des Schützen speziell zeigen
Judas und der vor ihm stehende
Scherge 29, Kaiphas 3i und ein
Knecht daselbst, seinen Mund Ju-
das 27 und der Knecht, der Chri-
stus am Haare zerrt 3i. Die sorg-
fältige Angabe der Haarlocken be-
merken wir beim Engel 14, dem
Christus 21 und öfter. Betreffs der
Faltenbildung mache ich auf die
röhrenförmigen Falten des Kittels
des Schützen (vgl. Pass. 35, 38, be-
sonders 40) und auf die Knitter-
falten seines Hemdärmels aufmerk-
sam (16, 27 bei Johannes etc.).
Form und Stellung seiner Beine
finden wir an dem das Kreuz mit
der Stange stützenden Schergen
im Vordergrunde von Pass. 3g wie-
der. Besonders deutliche Analogien bieten die Strichlagen der Modellierung etwa am Körper Christi
Pas, 2i und an den Be.nen des Schützen, an seinem linken Unterarme und dem rechten Oberschenkel
Christi 3 . W„ treffen hier wie dort auf d:eselben den Formen schmiegsam sich anschließenden

Schraffenlagen, die in den Passionsblättern natürlirh nur or. oc .

„• •*> •; . . . ,1ranaturiicn nur an den großfigungen und besseren Darstellun-

gen vollständig durchgeführt sind (z. B. Pass 1^ Kren**^™« 1

5 , 0 5 k S- I4> Kreuzscbraffen gelangen nur beschränkt zur An-

wendung.

Alle diese zeichnerischen Eigentümlichkeiten wird man unverkürzt an dem 1502 datierten Lanzen-
reiter der Budapester Nationalgallene (Fig. 3)* wiederfinden. Es ist unverkennbar dieselbe Hand,

Fig. 3. Lanzenreiter, Federzeichnung.
Budapest, Nationalmuseum.

1 Bisterfeder auf weißem Papier: Meders Handzeichnungen alter Meister aus der Albertina und anderen Samml
IX, 1014 : cDürer-Schule.»
 
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