Hans Wechtlin.
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erin
auf. Durchgehende Faltenberge werden in fast regelmäßiger Abfolge durch kleine Querfalten auf ihren
Rücken verbreitert und durch aus den Tälern vorstoßende Querfalten verengert. Die auf dem Bod
aufliegenden Kleidersäume bilden häufig Schlingen: Pariser Benedikt, die Darmstädter Versuch
— Pass. 16, 19, 40 und öfter.
Von der Höhe des für Wechtlin gewonnenen Benediktzyklus bietet sich uns ein Ausblick von
überraschender Weite. Ehedem natürlich unter Dürers Namen gehend, hatten die Zeichnungen Jahr-
zehnte hindurch im Gesichtskreise der Fachgelehrten gestanden. Thausing * hatte in ihrem Urheber den-
selben Meister erkannt, von dem die Illustrationen der Revelationes Birgittae von 1500 stammen, Jaro
Springer diesen den Titelholzschnitt zu des heil. Lu-
kas von Narni Spiritualium personarum feminei sexus
facta admiratione digna (Nürnberg, Holzel, 1501) zu-
gesellt.2 Ihm schloß sich in der Bereicherung der
Gruppe Werner Weisbach mit vier Schnitten zur
Passion Christi an.3 Dörnhöffer endlich stattete das
Werk des Benediktmeisters durch eine ganze Reihe
überraschender Zuteilungen aus, indem er ihm eine
Reihe von nicht näher genannten Zeichnungen in
Berlin und Wien, die sogenannte Karthäusermadonna
(Pass. III, Dürer 180, S. 179), die vielbesprochenen
sieben Tafeln des Dresdener Marienlebens, die Pre-
della des Sebaldusaltares in Schwäbisch-Gmünd und
dubitativ die Holzschuhersche Beweinung im Ger-
manischen Museum in Nürnberg zuteilte.4 Der Zu-
sammenhang der meisten dieser hier aufgeführten
Werke mit dem Benediktzyklus ist vollständig sicher;
ich beschränke mich daher darauf, ihre Übereinstim-
mung mit den seit alters als Schöpfungen Wechtlins
bekannten Arbeiten zu erweisen, und beginne mit
dem Birgittenbuche.
Der Druck der Revelationes Sanctae Birgittae5
war laut Kolophon am 21. September 1500 voll-
endet worden. Die Straßburger Passion Wechtlins
ist, da das älteste Blatt derselben, die Auferstehung
Christi, 1506 in einem Druckwerke verwendet worden war, mindestens sechs Jahre später entstanden.
Diese Zeitdifferenz wird bei einem Vergleiche der beiden Folgen ebensowohl zu berücksichtigen sein
wie der Unterschied in der Ausführung der eilfertig entworfenen Passion und der eingehend gearbeiteten
Birgittenschnitte. Dann aber erweisen sich ihre Beziehungen zu einander als die engsten. Außer auf
Fig. 9. Benedikt sich kasteiend, Zeichnung.
Darmstadt, Museum.
1 Dürer, 2. Aufl., I, 277.
* Sitzungsbericht der kunstgeschichtlichen Gesellschaft in Berlin vom i3. Mai 1904, S. 29- Abb Dürer Society IX
Taf. 32, als Dürer mit ausführlichem Text von Campbell Dodgson. '
3 Der junge Dürer, Leipzig 1906, S. 77 ff.
4 Kunstgeschichtliche Anzeigen 1906, S. 87 f.
' Das Birgittenbuch, gedruckt von Anthoni Koberger, enthält 58 Schnitte von 3o Stöcken. Sechs füllen allein, die an-
deren zu zwei bis acht in wechselnder Grupp.erung eine ganze Folioseite. Die Schnitte, welche ich nach ihrer Numerierung
bei Pass. III, S. 184 ff., zitiere, schließen inhaltlich an die der Lübecker Ausgabe Gothans von 1492 an. Eine deutsche Aus-
gabe erschien 1502, eine dritte 1504. Hier erscheint in dem Schnitte 2 rechts oben das Monogramm Dürers mit der Jahres-
zahl 1504 angebracht. Thausing (I, 277) hatte darin «eine kleine Licentia des befreundeten Druckers» vermutet, wogegen
O.Hase in seinem Buche «DieKoberger», 2. Aufl., S. 123, mit gutem Grunde bemerkt, Dürer müsse doch irgendwelchen Zu-
sammenhang mit dem Werke gehabt haben, zumal die Künstlerzeichen zugleich auch als Haus- und Geschäftsmarken gedient
hätten. Vgl. über das Birgittenbuch auch Campbell Dodgsons Catalogue of early German and Flemish woodcuts in the British
Museum I, 263 f. und 276 f.
XXVII.
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auf. Durchgehende Faltenberge werden in fast regelmäßiger Abfolge durch kleine Querfalten auf ihren
Rücken verbreitert und durch aus den Tälern vorstoßende Querfalten verengert. Die auf dem Bod
aufliegenden Kleidersäume bilden häufig Schlingen: Pariser Benedikt, die Darmstädter Versuch
— Pass. 16, 19, 40 und öfter.
Von der Höhe des für Wechtlin gewonnenen Benediktzyklus bietet sich uns ein Ausblick von
überraschender Weite. Ehedem natürlich unter Dürers Namen gehend, hatten die Zeichnungen Jahr-
zehnte hindurch im Gesichtskreise der Fachgelehrten gestanden. Thausing * hatte in ihrem Urheber den-
selben Meister erkannt, von dem die Illustrationen der Revelationes Birgittae von 1500 stammen, Jaro
Springer diesen den Titelholzschnitt zu des heil. Lu-
kas von Narni Spiritualium personarum feminei sexus
facta admiratione digna (Nürnberg, Holzel, 1501) zu-
gesellt.2 Ihm schloß sich in der Bereicherung der
Gruppe Werner Weisbach mit vier Schnitten zur
Passion Christi an.3 Dörnhöffer endlich stattete das
Werk des Benediktmeisters durch eine ganze Reihe
überraschender Zuteilungen aus, indem er ihm eine
Reihe von nicht näher genannten Zeichnungen in
Berlin und Wien, die sogenannte Karthäusermadonna
(Pass. III, Dürer 180, S. 179), die vielbesprochenen
sieben Tafeln des Dresdener Marienlebens, die Pre-
della des Sebaldusaltares in Schwäbisch-Gmünd und
dubitativ die Holzschuhersche Beweinung im Ger-
manischen Museum in Nürnberg zuteilte.4 Der Zu-
sammenhang der meisten dieser hier aufgeführten
Werke mit dem Benediktzyklus ist vollständig sicher;
ich beschränke mich daher darauf, ihre Übereinstim-
mung mit den seit alters als Schöpfungen Wechtlins
bekannten Arbeiten zu erweisen, und beginne mit
dem Birgittenbuche.
Der Druck der Revelationes Sanctae Birgittae5
war laut Kolophon am 21. September 1500 voll-
endet worden. Die Straßburger Passion Wechtlins
ist, da das älteste Blatt derselben, die Auferstehung
Christi, 1506 in einem Druckwerke verwendet worden war, mindestens sechs Jahre später entstanden.
Diese Zeitdifferenz wird bei einem Vergleiche der beiden Folgen ebensowohl zu berücksichtigen sein
wie der Unterschied in der Ausführung der eilfertig entworfenen Passion und der eingehend gearbeiteten
Birgittenschnitte. Dann aber erweisen sich ihre Beziehungen zu einander als die engsten. Außer auf
Fig. 9. Benedikt sich kasteiend, Zeichnung.
Darmstadt, Museum.
1 Dürer, 2. Aufl., I, 277.
* Sitzungsbericht der kunstgeschichtlichen Gesellschaft in Berlin vom i3. Mai 1904, S. 29- Abb Dürer Society IX
Taf. 32, als Dürer mit ausführlichem Text von Campbell Dodgson. '
3 Der junge Dürer, Leipzig 1906, S. 77 ff.
4 Kunstgeschichtliche Anzeigen 1906, S. 87 f.
' Das Birgittenbuch, gedruckt von Anthoni Koberger, enthält 58 Schnitte von 3o Stöcken. Sechs füllen allein, die an-
deren zu zwei bis acht in wechselnder Grupp.erung eine ganze Folioseite. Die Schnitte, welche ich nach ihrer Numerierung
bei Pass. III, S. 184 ff., zitiere, schließen inhaltlich an die der Lübecker Ausgabe Gothans von 1492 an. Eine deutsche Aus-
gabe erschien 1502, eine dritte 1504. Hier erscheint in dem Schnitte 2 rechts oben das Monogramm Dürers mit der Jahres-
zahl 1504 angebracht. Thausing (I, 277) hatte darin «eine kleine Licentia des befreundeten Druckers» vermutet, wogegen
O.Hase in seinem Buche «DieKoberger», 2. Aufl., S. 123, mit gutem Grunde bemerkt, Dürer müsse doch irgendwelchen Zu-
sammenhang mit dem Werke gehabt haben, zumal die Künstlerzeichen zugleich auch als Haus- und Geschäftsmarken gedient
hätten. Vgl. über das Birgittenbuch auch Campbell Dodgsons Catalogue of early German and Flemish woodcuts in the British
Museum I, 263 f. und 276 f.
XXVII.