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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Hans Wechtlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0028
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Heinrich Röttinger.

sich Pass. 38 und im Hintergrunde des Schnittes mit den Heiligen Kosmas und Damianus in Gerssdorffs
Feldtbuch der Wundartzney. Die Augen des heil. Othmar, das Ringelchen ober seinem Munde und den
Faltenkranz zu seinen Füßen vergleiche man mit den Entsprechungen am Berliner Dionys. Nach Form-
gebung und Technik schließt der heil. Othmar an den Wiener Benediktscheibenriß an.

Eine andere Heiligengestalt des
Künstlers bewahrt das Dresdener Ka-
binett im heil. Paulus.1 Wieder be-
achte man die Bildung des Auges. Das
schlichte Haupt- und Barthaar findet an
den beiden Aposteln rechts, sein Ohr
an den beiden Aposteln links vom Chris-
tus des Pariser Abendmahles Analogien.
Für die Augenbildung der Knitterfalten
ziehe man den Apostel mit den spre-
chenden Händen im Vordergrunde der
zitierten Darstellung heran. Die merk-
würdige, auch dem jungen Dürer ge-
läufige Bildung des umgeschlagenen
Randes der Faltenröhre am Mantel des
Paulus findet sich ebenso links vom
Fuße jenes Apostels wie im Falten-
kranze des heil. Dionys. Die Entste-
hung des routiniert gezeichneten Blattes
ist jedenfalls nach 1507 anzusetzen. Als
letztes Stück füge ich dieser Reihe den
heil. Martin des Britischen Museums
an.2 Die Verwandtschaft seines Pferdes
mit dem des Budapester Reiters ist
deutlich (Kopf, Beine, Schweif), un-
verändert die Art der Modellierung.
Der Schwanenhals ist etwas gemildert,
die Gattung des Pferdes ■— übrigens
auch des Reiters — um eine Nuance
schwerer. Sonst ist dieser insbesondere
in seinen Locken echt Wechtlinisch.
Die Zeichnung wird in die letzten Jahre
seines Nürnberger Aufenthaltes fallen.

Der Spätzeit Wechtlins nach 1514
gehören die Zeichnung des heil. Jo-
hannes in Berlin und die des heil. Georg in Dresden an. Die erstere ist durch die alte Notiz «Die bürger
von Heyligenstein» als für den Elsaß und durch die Datierung 1515 oder 1516 als im Lande entstanden
gesichert.3 Der heil. Georg4 (Fig. 3i) ist eine leicht veränderte Wiederholung des heil. Florian aus
dem Dürer-Schnitte B. 116, an dem übrigens doch wohl Springinklees Hand beteiligt gewesen sein

1 Graulavierte Federzeichnung, Rundbild, Durchmesser 276. Abb. in Tereys Baidungzeichnungen, Nr. 80.

2 Federzeichnung, Rundbild, Durchmesser 332. Abb. bei Terey, Nr. 197, mit leisem Zweifel an Baidungs Urheberschaft
(Text, S. LXV).

a Federzeichnung, 325 X l39- Abb. bei TeVey, Nr. 34; Text, S. XIII.

4 Federzeichnung, 273 X l7&- Abb. bei Woermann, Nr. 44; Text, S. 16: «Schule A.Dürers». — Auf dasselbe Vorbild
weist der heil. Georg auf Baidungs Leipziger Zeichnung Terey 193. Zwischen ihr und dem Georg Wechtlins scheinen leichte
Bezüge zu bestehen.

Fig. 23. Apollo, Oberitalienische Miniaturmalerei aus Codex 277 A. Extr.
der Bibliothek zu Wolfenbüttel.
 
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