Hans Wechtlin.
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muß. Die Zusammengehörigkeit der Zeichnungen ist augenfällig; von den früheren unterscheidet sie
eine gewisse Flüchtigkeit der Ausführung. Trotzdem sind die Übereinstimmungen mit den älteren
Blättern noch zahlreich genug. Man vergleiche die Haarbehandlung der beiden Heiligen mit der des
heil. Martin; die höchst bezeichnenden Faltentrichter links vom rechten Fuße des heil. Johannes konnten
wir ebenso beim heil. Benedikt des
Scheibenrisses wie beim Berliner Dio-
nys unter der linken Hand beob-
achten.
Wie eine sorgfältig ausgeführte
Zeichnung der Straßburger Meister-
jahre aussieht, lehrt uns der von Franz
Bock Wechtlin zugeteilte Christus am
Kreuze der Albertina.1 In der Um-
rahmung treffen wir auf die Engel-
chen, welche Wechtlin in den Ein-
fassungen seiner Helldunkelschnitte
zuweilen anbrachte. Die architektoni-
schen Formen der Umrahmung der
Zeichnung sind gotische, die dem
Künstler gleich geläufig wie die Re-
naissanceformen waren (B. i und 3).
Im allgemeinen kennzeichnet das Blatt
eine gewisse Kleinlichkeit der land-
schaftlichen Motive, deren Formen
jedoch die alten sind, und eine leichte
Steifheit der Faltengebung: der kühne
Federzug der Nürnberger Tage scheint
Wechtlin abhanden gekommen zu
sein. Bei der Bildung des Antlitzes
Christi erlag Dürers Schule dem Ein-
flüsse Baidungs. Übrigens sind die
alten Züge alle noch lebendig: das
Haar des Jobannes ist noch ganz wie
das des heil. Martin behandelt, für
seine Gewandmotive ist noch immer
ein Vergleich mit der entsprechenden
Figur des Kanonbildes der Revelatio-
nes ergiebig. Den offenkundigen Ein-
flüssen Baidungs, der erst seit 1517
wieder dauernd - Straßburg lebte, zufolge wird die Zeichnung in oder nach diesem Jahre entstanden sein.
_ Gleichfalls der Straßburger Meisterzeit gehört endlich die Helldunkelzeichnung mit dem musi-
zierenden Paare der Sammlung Lanna in Prag (ehedem Sammlung Lippmann) an/ Sie ist mit der
Tuschfeder auf rotbraun grundiertes Papier gezeichnet, weiß gehöht, mit dem Monogramme M. S. ver-
sehen und mißt 192 X H7 mm. Der Dame mit dem großen Kopf bunde sind wir in der Straßburger
Passion (Magdalena) und auf den Gothaer «Freuden der Welt, begegnet, den Faltenwurf ihres Kleides
kennen wir aus Pass. 19. Mit dem unerfreulichen Typus des Jünglings mit der Knopfnase ist Pyramus
Fis
24. Apollo, Holzschnitt aus des Gunther Ligurinus
De gestis Friderici I. libri X. Augsburg, 1507.
1 Franz Bock, a. a. 0., S. 155. Bisterfederzeichnung, 400 X 270. Abb. bei MederVIl
2 Abb. Meder XII, l386.
727: Dichtung des Hans Baidung»
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muß. Die Zusammengehörigkeit der Zeichnungen ist augenfällig; von den früheren unterscheidet sie
eine gewisse Flüchtigkeit der Ausführung. Trotzdem sind die Übereinstimmungen mit den älteren
Blättern noch zahlreich genug. Man vergleiche die Haarbehandlung der beiden Heiligen mit der des
heil. Martin; die höchst bezeichnenden Faltentrichter links vom rechten Fuße des heil. Johannes konnten
wir ebenso beim heil. Benedikt des
Scheibenrisses wie beim Berliner Dio-
nys unter der linken Hand beob-
achten.
Wie eine sorgfältig ausgeführte
Zeichnung der Straßburger Meister-
jahre aussieht, lehrt uns der von Franz
Bock Wechtlin zugeteilte Christus am
Kreuze der Albertina.1 In der Um-
rahmung treffen wir auf die Engel-
chen, welche Wechtlin in den Ein-
fassungen seiner Helldunkelschnitte
zuweilen anbrachte. Die architektoni-
schen Formen der Umrahmung der
Zeichnung sind gotische, die dem
Künstler gleich geläufig wie die Re-
naissanceformen waren (B. i und 3).
Im allgemeinen kennzeichnet das Blatt
eine gewisse Kleinlichkeit der land-
schaftlichen Motive, deren Formen
jedoch die alten sind, und eine leichte
Steifheit der Faltengebung: der kühne
Federzug der Nürnberger Tage scheint
Wechtlin abhanden gekommen zu
sein. Bei der Bildung des Antlitzes
Christi erlag Dürers Schule dem Ein-
flüsse Baidungs. Übrigens sind die
alten Züge alle noch lebendig: das
Haar des Jobannes ist noch ganz wie
das des heil. Martin behandelt, für
seine Gewandmotive ist noch immer
ein Vergleich mit der entsprechenden
Figur des Kanonbildes der Revelatio-
nes ergiebig. Den offenkundigen Ein-
flüssen Baidungs, der erst seit 1517
wieder dauernd - Straßburg lebte, zufolge wird die Zeichnung in oder nach diesem Jahre entstanden sein.
_ Gleichfalls der Straßburger Meisterzeit gehört endlich die Helldunkelzeichnung mit dem musi-
zierenden Paare der Sammlung Lanna in Prag (ehedem Sammlung Lippmann) an/ Sie ist mit der
Tuschfeder auf rotbraun grundiertes Papier gezeichnet, weiß gehöht, mit dem Monogramme M. S. ver-
sehen und mißt 192 X H7 mm. Der Dame mit dem großen Kopf bunde sind wir in der Straßburger
Passion (Magdalena) und auf den Gothaer «Freuden der Welt, begegnet, den Faltenwurf ihres Kleides
kennen wir aus Pass. 19. Mit dem unerfreulichen Typus des Jünglings mit der Knopfnase ist Pyramus
Fis
24. Apollo, Holzschnitt aus des Gunther Ligurinus
De gestis Friderici I. libri X. Augsburg, 1507.
1 Franz Bock, a. a. 0., S. 155. Bisterfederzeichnung, 400 X 270. Abb. bei MederVIl
2 Abb. Meder XII, l386.
727: Dichtung des Hans Baidung»