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Hans Wechtlin.

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der Amores, also die bereits von Thausing als Kopie nach dem Schnitte der Weltchronik Schedels erkannte
Ansicht der Stadt Nürnberg1 inbegriffen, schon die künstlerische Faktur zu einer einheitlichen Reihe
zusammen. Das erleichtert es uns, auch in den sonst ziemlich farblosen Regiones Germaniae Eigenheiten
Wechtlins in der Bildung der Bäume und der Felsen, in den Figürchen der Elsula Alpina und der Ursula
Galla zu erkennen. Die neben den Aufschriften angebrachten Putten mit ihren zum Teile unmöglichen
Stellungen erinnern ohneweiters an die Engelknaben Wechtlinscher Umrahmungen, besonders an jene
Pass. 61. Mit dem schreibenden Celtis der Amores, der aus dem Zusammenhange, der ihn trägt, ausge-
schaltet, ebenfalls sich nur schwer als Arbeit Wechtlins erkennen ließe, — nur die weiblichen Akte2
gestatten einen Vergleich mit denen der Höllenbilder der Revelationes — verbinden den Phöbus mit
den neun Musen der Melopiae des Petrus Tritonius (Augsburg, Oeglin, 1507) so zahlreiche Bezüge, daß
wir auch dieses Blatt Wechtlin zuschreiben dürfen. Daß der heil. Sebald der Libri amorum auf einen

Fig. 26. Der Schutzengel.

Fig. 27. Die heil. Veronica.
Holzschnitte im kgl. Kupferstichkabinett zu Berlin.

Fig. 28. Der heil. Laurentius.

Entwurf Wechtlins zurückgeht, habe ich bereits erwähnt.3 Andererseits ist nicht zu leugnen, daß auf dem
Schnitte die Eigenart des Künstlers nur mehr sehr abgeschwächt zum Ausdrucke kommt, offenbar weil
die Übertragung der Zeichnung auf den Holzstock überaus eilig erfolgte. Die Weinlaubdekoration über-
nahm die damit betraute Mittelsperson aus dem Dürerschen Sebaldus B. App. 20. Da diese bei der Er-
setzung des idealen Kirchenmodells durch ein der Nürnberger Sebaldikirche entsprechendes vergessen
hatte, das neue Modell von der es fassenden Hand überschneiden zu lassen, suchte sie ihm durch einige
unmotivierte Faltenbausche eine festere Unterlage zu geben.

In der Manier der Schnitte des Celtisbuches ist ferner jener gehalten, der den Einblattdruck mit
dem Pronostikon des Stabius für die Jahre 1503 und 1504 ziert.4 Er stellt eine nackte Frauensgestalt
in der Himmelskugel vor und mißt 117x89. Die Ecken der Darstellung füllen Zweige. Zwei weitere
Schnitte Wechtlins enthält das von Johann Weißenburger zu Nürnberg am 3. April 1504 abgeschlossene
Schriftchen Messahalahs De scientia motus orbis: das Titelbild, das den Astronomen bei seiner Arbeit

1 Vgl. V. von Loga im Jahrbuche der kgl. preußischen Kunstsammlungen IX (1888), S. 192 f.

2 Daß für die Cytarea auf dem Schnitte mit dem schreibenden Celtis Wechtlin, wie Rauch (II, 11) will, die Figur des
Sieges auf dem Stiche Barbaris B. 18 «nicht einmal sehr frei» benützte, kann ich mit bestem Willen nicht bemerken.

1 Vgl. C. Dodgson im Jahrbuche der kunsthistorischen Sammlungen des allerh. Kaiserhauses XXIII (1902), S. 50 f.

* Pronosticon Joann : Stabii: Au : vatis : & Poe. Lau. ad annos domini: M : D : III: & IUI. — Divo Maximiliano Cesari Semper
avgvsto dedicatvm. — Impressum Nurmberg. Jo.V. — Folioblatt mit 160 Versen in drei Columnen. Münchener Hof- und Staats-
bibliothek, Einblattdrucke IV, 7. Der Drucker ist Johann Weissenburger.
 
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