Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Röttinger, Heinrich: Hans Wechtlin
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0042
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
36

Heinrich Röttinger.

völlig den Pferden der Todesreiter. Der Typus des Reiters entspricht im wesentlichen dem des Buda-
pester Lanzenreiters. Dieselbe Blattpflanze findet sich auf der Bekehrung Pauli wieder. Das Wiener

Exemplar des bekanntlich sehr
seltenen Postreiters zeigt die auf
unserer Abbildung nicht erkenn-
bare Spur einer Buchstabenbezeich-
nung: das Zeichen sieht wie ein V
aus, kann aber auch der Rest eines
W sein. Der gelungenste der drei
Stiche ist der Gewalttätige, der
früheste scheint der Postreiter zu
sein, der noch in die letzten Jahre
des XV. Jahrhunderts zu setzen sein
dürfte, in welchen Wechtlin wie
Dürer das Problem des galoppie-
renden Pferdes sehr interessiert zu
haben scheint. Die beiden anderen
werden in der Zeit der Wiener
Todesreiter entstanden sein. Ge-
wiß hat Dürers Beispiel den Künst-
ler bewogen, zum Stichel zu grei-
fen, dessen Handhabung ihm viel-
leicht aus seinen Lehrjahren her
vertraut war. Doch wird Wechtlin
schwerlich außer den drei aufge-
führten noch viele andere Stiche
gearbeitet haben.

Im Anschlüsse an die Dres-
dener Tafeln hatte Rieffei, einer
Andeutung H. A. Schmids1 fol-
gend, auch die sechs Bruchstücke
eines Dominikusaltares 2in der Gale-
rie zu Darmstadt für seinen Grüne-
wald in Anspruch genommen. Ge-
wiß ist, daß die Darmstädter Frag-
mente demselben Künstler ihre
Entstehung verdanken wie die
Dresdener Gemälde und ich reihe
sie ohne Bedenken in das Werk
Wechtlins ein.3

Neu führe ich als Gemälde

Wechtlins die grau in grau gemalte Maria an der Außenseite des linken Flügels des sogenannten Baum-
gartnerschen Altares der Münchener Pinakothek ein. Der Verkündigungsengel des rechten Flügels des

Fig. 31. Der heil. Georg, Zeichnung.
Dresden, kgl. Kupferstichkabinett.

1 Festbuch zur Eröffnung des hist. Museums in Basel, Basel 1894, S. 88.
* Rieffei, a. a. O., Sp. 101 ff. Abbildungen der Gemälde bei F. Bock.

3 Von den vier Tafeln in Alt-St. Peter zu Straßburg, welche Rieffel (a. a. O., Sp. 110) Grunewald zugeteilt hatte,
kenne ich nur zwei nach ihren Abbildungen in Franz Bocks Buch. Die Gemälde sind nicht von Wechtlin, können, da eines
mit 1504 datiert ist, nicht von ihm sein. Aber ich mache auf die große Obereinstimmung aufmerksam, welche ihre nicht
gewöhnlichen Faltenbildungen mit den Faltenbildungen auf der Erweckung des Lazarus in dem Knoblouchschen Drucke von
 
Annotationen