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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Hans Wechtlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0045
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Hans Wechtlin. 4

3g

er, als Illustrator des Birgittenbuches beginnend, als Zeichner die Blätter der Benediktlegende entwarf
als Maler nut Durer verwechselt werden konnte, seinem Meister sogar als Kupferstecher nachfolgte an'
einem Bebele wenigstens dargetan, wie er später auch in Straßburg noch als Maler tätig war. Die Kol-
ner Tafeln dürfen als Proben aus der
letzten Periode seiner künstlerischen Tä-
tigkeit angesehen werden, keinesfalls die
Schnitte zum Birgittenbuche als Proben
aus seiner ersten. Vielmehr läßt sich
seine Wirksamkeit ein gutes Stück noch
ins XV. Jahrhundert zurückverfolgen.
Unmittelbar vor seiner Nürnberger Pe-
riode entstandene Schöpfungen seiner
Hand sind uns in den Werken erhalten,
deren Urheber bisher der Meister der
Bergmannschen Offizin genannt worden
war1 (Fig. 34 und 35). Wiederholt wa-
ren mit den Schnitten dieses Meisters
Werke in Zusammenhang gebracht wor-
den, die ich als Werke Wechtlins erwie-
sen habe. Rieffei2 hatte auf die Überein-
stimmung hingewiesen, die jene Schnitte
mit dem Dominikusaltar verbindet, Fried-
länder 3 und Jaro Springer 4 auf die zwi-
schen ihnen und den Illustrationen der
Revelationes bestehende. Beide Hin-
weise sind völlig begründet. Nur hatte
den Dominikusaltar nicht Grünewald
gemalt, wie Rieffel wollte, die Birgitten-
schnitte nicht Dürer entworfen, welche
Annahme Friedländer und Springer ver-
traten, sondern beide Zyklen entstam-
men Wechtlins Hand. Nicht Grünewald
noch Dürer ist also der Name des Meis-
ters der Bergmannschen Offizin sondern
Hans Wechtlin.

Der Nachweis dieser Tatsache wird
nicht sorgfältig genug geführt werden

können und, zumal da die feinsten Bezüge kaum mehr in Worten andeutbar sind, stets den für Holz
schnitte des XV. Jahrhunderts so gew.chtigen Einwand zu gewärtigen haben, die aufgezeigten Über
einstimmungen wären hinlänglich durch Stoff, Zeitstil und Schulzusammenhang erklärt Ich will ver

Fig. 35. Der Endkrist und sant peters schifflin,
Holzschnitt aus Seb. Brants Narrenschiff, Cap. io3.

2, und Werner Weisbachs
Neuest ens
der

1 Vgl. Daniel Burckhardt, Albrecht Dürers Aufenthalt in Basel i4Q2_
Erwiderung: Der Meister der Bergmannschen Offizin, Straßburg 1806 (St !r M"nchen 1

handelte über das Thema abermals Daniel Burckhardt: Dürer und d deutschen Kunstgeschichte 6).— Neue;

kgl. preuß. Kunstsammlungen XXVIII (1907), S. 168 ff.; sodann Hans K" .|ter der Bergmannschen Offizin: Jahrbuch
für Kunstwissenschaft XXX (1907), S. 195fr. Diese beiden Arbeiten könnt ^ AufenthaIt in BaseI: Repertorium

sichtigen. Einen bisher unbekannnten Schnitt wies dem Meister W L sV I mei"en Ausführungen nicht mehr berück-
hunderts in den fürstl. Fürstenbergischen Sammlungen zu Donauesch in „» ola!* Se'nen Hol2schn'"<=n des XV. Jahr-

■ A. a. O., Sp. 108. g StraßburS Wi Taf- 20.

3 Repertorium für Kunstwissenschaft XIX (1896), S. 387.

4 Sitzungsbericht der kunstgeschichtlichen Gesellschaft in Berlin vom i3. Mai 1904
 
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