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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Bürkel, Ludwig von: Francesco Furini
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0065
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Ludwig v. Buerkel.

Vitelli, seinen Pinsel allzusehr in Anspruch nahmen. Von großen Bildern sah er darum nach Möglich-
keit ab und begann jene Ovate mit zumeist nackten weiblichen Halbfiguren zu malen, die eigentlich
seinen Ruf begründet haben. Sie durften in keinem guten Florentiner Hause fehlen und in alten Flo-
rentiner Führern werden sie in den meisten bedeutenden Palästen als Sehenswürdigkeiten erwähnt. Und
so verderblich der Besitz so unkeuscber Bilder für die guten Sitten war, — meint Baldinucci — so viel
Beifall fanden sie. Dazwischen entstanden einige große Bilder: «Der Jüngling Hylas und das Bad
der Nymphen» für das Haus Galli in lebensgroßen Figuren, «Adam und Eva» in gleicher Art für
das Haus Gerini.1

Ein Parfumeur in Venedig, der eifriger Bildersammler war, machte Furini ein glänzendes Angebot,

für ihn in Venedig als Gegenstück zu einer Europa
des Guido Reni eine Thetis zu malen. Der Maler
verließ Florenz und hielt sich zu dem Zwecke sechs
Monate in Venedig auf. Ein Bild Adam und Eva
nahm er dorthin mit. Heftige Zahnschmerzen ver-
hinderten ihn, viel mehr zu tun, als seinen Auf-
trag zu erfüllen. Dann kehrte er zurück, malte
für den Kaiser eine Andromeda2 und für den
Duca Jacopo Salviati eine Geschichte des Hau-
ses Medici.

Für die folgenden Bilder ist Baldinucci die
Reihenfolge nicht bekannt. Seine Aufzählung ist
also historisch unverbindlich. Gargani gibt die Be-
merkung, daß Furini in seinem ersten Stil von
Giovanni da S. Giovanni abhängig war; er kenne
aus dieser Zeit ein Bild: Amor und Psyche,
früher in Casa Gerini, von dem Lorenzo Lorenzi
einen Druck gefertigt hat, der Giovanni Manozzi
als Autor nennt.

Am 16. Oktober 1625 zahlt Furini der Acca-
demia del disegno «lire cinque e mezzo, tanti sono
per riconoscimento di matricola da Filippo suo
padre».3

Im Jahre i633 empfand Furini tiefe Reue
über sein verwerfliches Leben, das nur der Wiedergabe weiblicher Nacktheit gewidmet war, und be-
schloß, Pfarrer zu werden, «um sich von den Verführungen der Welt zu entfernen und sich in der Ein-
samkeit seiner Arbeit widmen zu können». «Es war eine leichte Sache, ihm die Pflege von S. Ansano
im Mugello zu übertragen, einer Kirche von ansehnlicher Rente.» 4 Hier lebte er einige Zeit und malte

Fig. 4. Cleopatra aus Casa Galli.
Fiesole, Sammlung von Buerkel.

1 Das Bild ist heute im Palazzo Pitti mit einem gleichzeitigen Ovat aus derselben Familie Besitz.

2 Eine Andromeda in den Magazinen der Galerie Corsini (Fig. 6) dürfte mit diesem Bilde nicht identisch sein. Wicar
gibt in seinem Florentiner Galeriewerke eine Andromeda im Stiche wieder (Fig. 7), die aber trotz Nachsuchungen in den
Uffizien und im Palazzo Pitti nicht zu finden war.

3 Mr. Herbert Home hat mir liebenswürdigerweise diese Stelle aus dem Archivo del' Accademia del Disegno Nr. 57,
Matricola dal 1594—1627, Segnato 8, fol. 173, Firenze, R. Archivio di stato, mitgeteilt.

4 Nach Baldinucci wäre die Übernahme der Pflege etwa im 40. Lebensjahre, also zirka 1640, erfolgt. Brocchi «De-
scrizioni del Mugello 1748» gibt nach archivalischen Forschungen die Daten anders. Nach ihm ist Furini l633—1646 Prior
von S. Ansano gewesen. 1646 ist sein Todesjahr, auch entgegen Baldinuccis Angabe, nach der Furini 1649 gestorben wäre.
Die Keuchhustenepidemie, der Furini zum Opfer fiel, war 1645—1646, sein Todestag der 19. August 1646. Die Eintragung
im Pfarrbuche von S. Lorenzo in Florenz lautet: «Mortorio del Rev. Signor Francesco di Filippo Furini di via delle Ruote
scpolto in Chiesa nostra con 20 preti.» Er ist also auch mit allen Ehren bestattet worden, nicht «assai poveramente», wie Bal-
dinucci mit Vorliebe Künstler beerdigen läßt. Da er als Reverendo bestattet wurde, hatte er die Würde bis zum Tode inne.
Die Arbeit am Palazzo Pitti fällt also bereits in seine Prioratszeit.
 
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