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Francesco Furini.

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Eine liebenswürdige Naivität1 macht Furinis Bilder auch dann erträglich, wenn sie ein Übermaß
von Sinnlichkeit enthalten. Die Natur hat ihm versagt, tiefer zu dringen, darum vermag er nur Oberfläch-
liches zu erfassen. Die Welt der Pflanzen wird für ihn Dekoration, der Schmerz eines Wesens wirkt
gequält, Furcht oder Reue unterhaltend, die Andacht übertrieben im Aufwände von Mitteln des Leibes.
Seine Frauen schauen zu Gott ebenso auf wie zum sinnlich geliebten Manne. In Höhepunkten vermag
er einiges vom Bestialischen in der Frauennatur wiederzugeben oder in ihre Augen jenen weltverachten-

Fig. 9. Adam und Eva.
Florenz, Palazzo Pitti.

den Zug zu bannen, der am Beginne von neuen Abenteuern steht. Keine von seinen Frauen hat ab-
geschlossen, alle warten auf den, der da kommen wird, die einen ergeben, die anderen begierig.

Auch geistige Fähigkeiten läßt er vermissen; er vermag Vorgänge nicht zu binden, weniger noch,
weil ihm auch künstlerische Kompositionsmittel fehlen. Dafür besitzt er Vorzüge der Farbe und reiz-
volle Bildgestaltung von Einz'elfiguren. Das Fleisch seiner Frauen ist zart, blendend und durch-
scheinend, die Anordnung leichter Stoffe und Tücher zeugt von höchstem Geschmack. Man begegnet
Farbharmonien, die köstlich sind. Viele seiner Schöpfungen machen an Van der Meer von Delft den-
ken. In weicher, öliger Weise war er Meister wie dieser; dabei hebt seine Farbe die angenehme
florentinische Kühle.

1 Seine Naivität erscheint noch klarer in seinen Dichtungen. Gargagni druckt unter anderem einen 123 Terzinen langen
Hymnus «an den Bart» ab. Es gehört viel überflüssige Zeit dazu, den Stoff so breitzutreten, wie er es tat. Auch in der
Bibliotheca Magliabecchiana kann man Gedichte von ihm finden. '■"

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