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Ludwig v. Buerkel.
Die Uffizien bewahren die Rötelzeichnung eines Mädchenkopfes, auch überschnitten im Profil ge-
sehen, die wohl im Zusammenhange mit diesem Bilde zu denken ist. Auch ihr Stil weist sie der
frühen Zeit zu.
Das Madrider Bild ist ein Geschenk des Gran Duca Ferdinando von Toskana an den frommen
Kaiser Ferdinand II. Auch diese Tatsache beleuchtet die Denkungsart der Zeit.
Ein ganz verunglücktes Bild:
Der Kentaur Nessus und die
Nymphe Deijanira (Fig. 8), der-
selben Zeit angehörig, im Palazzo
Corsini in Florenz erwähne ich nur
der Vollständigkeit halber.
Furini, auf einem künstleri-
schen Höhepunkte angelangt, zei-
gen die nun folgenden Bilder, voll-
kommene Proben dieser Stilart.
Den Glanzpunkt dieser Zeit be-
zeichnet das Bild mit lebensgroßen
Figuren im Palazzo Pitti: Adam
und Eva (Fig. 9). Das sündige
Paar wird von Gottvater unter
dem Baume gewarnt, von den
Früchten zu naschen. Adam ver-
spricht es hoch und heilig, dem Be-
fehle zu gehorchen. Eva scheint
nicht recht zu verstehen, warum
der Sache so große Wichtigkeit bei-
gelegt wird. Von links oben bricht
helles Licht herein, den Kopf des
Gottes, den Rücken Adams be-
leuchtend. Tausendfältig aber über-
schwemmt es das weiche Körper-
chen der ersten Frau, mit immer
erneuter Freude auf ihren welli-
gen Formen spielend. Kann man's
dem Lichte verdenken? Wollen
wir's Furini nachtragen, daß er
wieder allen Kompositionsregeln
ins Gesicht schlägt, daß er das Pa-
radies als hohlen Raum behandelt?
Fig. 16. Vorzeichnung zum heil. Sebastian. Oder wollen wir uns, alles andere
Rom, Gaiieria Corsini. außeracht lassend, erfreuen an dem
wundervollen Flusse des Pinsels,
an der köstlichen, blaugetränkten Hautfarbe und an den delikaten braunen Strähnen, welche die Wange
der unzurechnungsfähigen kleinen Frau streicheln?
Wir kennen sie schon aus anderen Rollen und werden sie noch öfter begrüßen dürfen; aber so
weich und saftig ist ihr Abbild nicht mehr 'geraten. Die gefühlvolle Kontur der Zeichnung und die
reiche Fülle der Farben, welche diese Eva schufen, konnten auch nicht übertroffen werden.
Als Veritas mit einem roten Buche in Händen, auf dem die Worte «odium parit» zu lesen sind,
erscheint dasselbe Wesen auf einem Bilde meiner Sammlung (Fig. 12). Zu tiefer Ergriffenheit kommt
Ludwig v. Buerkel.
Die Uffizien bewahren die Rötelzeichnung eines Mädchenkopfes, auch überschnitten im Profil ge-
sehen, die wohl im Zusammenhange mit diesem Bilde zu denken ist. Auch ihr Stil weist sie der
frühen Zeit zu.
Das Madrider Bild ist ein Geschenk des Gran Duca Ferdinando von Toskana an den frommen
Kaiser Ferdinand II. Auch diese Tatsache beleuchtet die Denkungsart der Zeit.
Ein ganz verunglücktes Bild:
Der Kentaur Nessus und die
Nymphe Deijanira (Fig. 8), der-
selben Zeit angehörig, im Palazzo
Corsini in Florenz erwähne ich nur
der Vollständigkeit halber.
Furini, auf einem künstleri-
schen Höhepunkte angelangt, zei-
gen die nun folgenden Bilder, voll-
kommene Proben dieser Stilart.
Den Glanzpunkt dieser Zeit be-
zeichnet das Bild mit lebensgroßen
Figuren im Palazzo Pitti: Adam
und Eva (Fig. 9). Das sündige
Paar wird von Gottvater unter
dem Baume gewarnt, von den
Früchten zu naschen. Adam ver-
spricht es hoch und heilig, dem Be-
fehle zu gehorchen. Eva scheint
nicht recht zu verstehen, warum
der Sache so große Wichtigkeit bei-
gelegt wird. Von links oben bricht
helles Licht herein, den Kopf des
Gottes, den Rücken Adams be-
leuchtend. Tausendfältig aber über-
schwemmt es das weiche Körper-
chen der ersten Frau, mit immer
erneuter Freude auf ihren welli-
gen Formen spielend. Kann man's
dem Lichte verdenken? Wollen
wir's Furini nachtragen, daß er
wieder allen Kompositionsregeln
ins Gesicht schlägt, daß er das Pa-
radies als hohlen Raum behandelt?
Fig. 16. Vorzeichnung zum heil. Sebastian. Oder wollen wir uns, alles andere
Rom, Gaiieria Corsini. außeracht lassend, erfreuen an dem
wundervollen Flusse des Pinsels,
an der köstlichen, blaugetränkten Hautfarbe und an den delikaten braunen Strähnen, welche die Wange
der unzurechnungsfähigen kleinen Frau streicheln?
Wir kennen sie schon aus anderen Rollen und werden sie noch öfter begrüßen dürfen; aber so
weich und saftig ist ihr Abbild nicht mehr 'geraten. Die gefühlvolle Kontur der Zeichnung und die
reiche Fülle der Farben, welche diese Eva schufen, konnten auch nicht übertroffen werden.
Als Veritas mit einem roten Buche in Händen, auf dem die Worte «odium parit» zu lesen sind,
erscheint dasselbe Wesen auf einem Bilde meiner Sammlung (Fig. 12). Zu tiefer Ergriffenheit kommt