Francesco Furini.
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sie auch hier nicht, aber sie schickt sich dank ihrer körperlichen Vorzüge auch hier mit Anstand in die
Rolle. Die Perlen und die Bändchen im Haar passen zwar nicht zum Vorgang, erfreuen aber doppelt
den, der vom Gegenstande absieht. Auf diesem Bilde ist die Handform besonders typisch. Lange Fin-
ger mit schwellenden Gelenken liebt das Seicento überhaupt, infolge des Geschmackes an gestreckten
vollen Körpern; die Art von wollüstiger Kontur aber, von zeichnerischer und malerischer Belebung
ist allein Furini eigen.
In zwei Exemplaren (in
Wien und Siena) existiert das
Bild einer fast lebensgroßen bü-
ßenden Magdalena (Taf. VI).
Die bedenklich junge Sünderin
sitzt auf dem Rasen inmitten
eines Parkes, vor sich Buch und
Kette, neben sich einen blauen
Mantel, für den sie keine Ver-
wendung hat. Ihr langes, brau-
nes Haar umschlingt ihre Formen,
sich am Boden sammelnd. Mit
vieler Freude legt es sich zwi-
schen die Brüste, umspielt es die
Arme und die Schenkel des Mäd-
chens. Beleuchtung von halb-
links, wie gewohnt; Landschafts-
dekoration ohne Bedeutung. Der
Körper ist fester als auf dem Pa-
radiesbilde. Die Konturen ohne
große Hingebung gezogen, Hände
und Füße nicht ohne Härten.
Gar weich und ölig dagegen
geriet ihm ein anderes Bild der-
selben Zeit, ein Ovat im Palazzo
Pitti, «Allegorie» genannt, das
Brustbild eines Mädchens mit
einem Kelch in der Hand (Fig. 13).
Das Bild ist schwül infolge sei-
ner Flaumigkeit, ich liebe es nicht,
auch stört mich die schwarze
Hand, die kaum aus der Unter-
malung herausgeholt ist. Dage-
gen ist von ausgesuchter Delika-
tesse die Linie des Nackens und
der Brust. Die Bildform ist die
Furini günstigste, da sie Kompositionskenntnisse unnötig macht, so daß in solchen Bildern vieles vom
sonst Störenden fehlen kann.
Endlich ist von einem kleinen Bildchen zu sprechen, das die Galleria Feroni zu Florenz als einziges
echtes Werk unseres Malers unter vielen anderen bewahrt, die seinen Namen tragen. Es ist das Brust-
bild eines sehr jungen Mädchens, dem das Haar über die Schultern fällt, die bedeckt sind mit
einem einfachen rosa Kleidchen, über das ein Spitzenkragen gelegt ist (Fig. 14). Das Bild ist auf Kupfer
gemalt und bei aller Einfachheit von einem farbigen Raffinement von so köstlicher Weichheit, daß Furinis
XXVII. . II
Fig. 17- Rötelstudien zum heil. Sebastian.
Florenz, Offizien.
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sie auch hier nicht, aber sie schickt sich dank ihrer körperlichen Vorzüge auch hier mit Anstand in die
Rolle. Die Perlen und die Bändchen im Haar passen zwar nicht zum Vorgang, erfreuen aber doppelt
den, der vom Gegenstande absieht. Auf diesem Bilde ist die Handform besonders typisch. Lange Fin-
ger mit schwellenden Gelenken liebt das Seicento überhaupt, infolge des Geschmackes an gestreckten
vollen Körpern; die Art von wollüstiger Kontur aber, von zeichnerischer und malerischer Belebung
ist allein Furini eigen.
In zwei Exemplaren (in
Wien und Siena) existiert das
Bild einer fast lebensgroßen bü-
ßenden Magdalena (Taf. VI).
Die bedenklich junge Sünderin
sitzt auf dem Rasen inmitten
eines Parkes, vor sich Buch und
Kette, neben sich einen blauen
Mantel, für den sie keine Ver-
wendung hat. Ihr langes, brau-
nes Haar umschlingt ihre Formen,
sich am Boden sammelnd. Mit
vieler Freude legt es sich zwi-
schen die Brüste, umspielt es die
Arme und die Schenkel des Mäd-
chens. Beleuchtung von halb-
links, wie gewohnt; Landschafts-
dekoration ohne Bedeutung. Der
Körper ist fester als auf dem Pa-
radiesbilde. Die Konturen ohne
große Hingebung gezogen, Hände
und Füße nicht ohne Härten.
Gar weich und ölig dagegen
geriet ihm ein anderes Bild der-
selben Zeit, ein Ovat im Palazzo
Pitti, «Allegorie» genannt, das
Brustbild eines Mädchens mit
einem Kelch in der Hand (Fig. 13).
Das Bild ist schwül infolge sei-
ner Flaumigkeit, ich liebe es nicht,
auch stört mich die schwarze
Hand, die kaum aus der Unter-
malung herausgeholt ist. Dage-
gen ist von ausgesuchter Delika-
tesse die Linie des Nackens und
der Brust. Die Bildform ist die
Furini günstigste, da sie Kompositionskenntnisse unnötig macht, so daß in solchen Bildern vieles vom
sonst Störenden fehlen kann.
Endlich ist von einem kleinen Bildchen zu sprechen, das die Galleria Feroni zu Florenz als einziges
echtes Werk unseres Malers unter vielen anderen bewahrt, die seinen Namen tragen. Es ist das Brust-
bild eines sehr jungen Mädchens, dem das Haar über die Schultern fällt, die bedeckt sind mit
einem einfachen rosa Kleidchen, über das ein Spitzenkragen gelegt ist (Fig. 14). Das Bild ist auf Kupfer
gemalt und bei aller Einfachheit von einem farbigen Raffinement von so köstlicher Weichheit, daß Furinis
XXVII. . II
Fig. 17- Rötelstudien zum heil. Sebastian.
Florenz, Offizien.