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Francesco Furini.

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Bestes nicht genügt, um ihn als Schöpfer dieses Kleinodes auszuweisen. Wäre es nicht so durchaus
italienisch in der Form, wir würden an Van der Meer von Delft als Autor denken. Aber auch in den
Zeichnungen treffen wir Furini oftmals zu guten Stunden, die ihn in lichte Höhen führen, auf denen
stets zu weilen ihm nicht vergönnt war. Seine Art wird man unschwer erkennen, wenngleich er diesmal
vor ungewohnter Aufgabe steht. Die empfundene Linie der Wange, die zarte Schwingung des Mundes,
seine Perlen, seine Bändchen; und wieder die blauweiße Haut, noch verriebener diesmal auf Kupfer
denn sonst auf der Leinwand; und in den Augen der Kleinen wieder das Kindliche, rührend Naive, das
er so sehr liebte, daß bei ihm keine Magdalena die Schwelle des Mädchenalters überschreiten kann,
dieses Warum ans Leben, das leise Flehen um Erklärung (vgl. Taf. VII).

So ist sein Wesen, deshalb ist auch die Ekstase, die er malt, so grundverschieden von der der Zeit-
genossen. Seine Frauen haben gar nichts verbrochen, die römische Ekstase ist die ganz großer Sünde-
rinnen; sie übertrifft an Sündigkeit die Taten ihres Vorlebens.

Die Bestellung eines «S. Sebastiano» gibt ihm Gelegenheit, einen nackten Jüngling von großer
Formschönheit in reichster Bewegung wiederzugeben. Die Wunden haben sich geschlossen und un-
versehrt und strahlend verläßt der heilige Knabe den Richtpflock, in der erhobenen Hand die Werkzeuge
seiner Marter — Pfeil und Bogen — dem Himmel weisend, Lohn heischend für sein Martyrium. Die
beigegebenen beiden Zeichnungen in Rom und Florenz (Figg. 16 und 17) sind Entwurf, beziehungs-
weise Vorzeichnung zum Bilde, auch zur — endlich — veränderten Hand mit dem Bogen ist eine Studie
in den Uffizien. Diesen Studien ist zeichnerisch der Vorzug dem Bilde gegenüber einzuräumen, sie sind
bestimmter, köstlich in der Leidenschaft der Kontur. Im Bilde (Taf. VIII) ist manches nicht vollgeglückt,
wie die Verkürzung des linken Fußes. Malerisch aber ist dies Werk der feinsten eines; mit erstaun-

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