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Francesco Furini.

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licher Beweglichkeit der Lichtführung ist die Modellierung des Körpers gegeben, der in seiner Zartheit
des Fleisches, in seiner Weichheit der Form einem Jünglingsideale entspricht, das von der Natur des
Weibes nicht allzuweit entfernt ist. Man denkt vor diesem Bilde unwillkürlich an eine Veranlagung
Furinis in diesem Sinne — die für seine Schicksale genügend Erklärung geben würde — man darf aber
nicht vergessen, daß der eigene Körper jedem Künstler noch sein Ideal diktiert hat, und den jungen Fran-
cesco wird man sich schwerlich anders denn als feingliederigen, zarten Menschen mit langen schmalen
Händen vorstellen können. Trägt
das «Selbstbildnis» in der Maler-
galerie der Uffizien, an dessen
Eigenhändigkeit ich nicht glauben
kann, wirklich Francescos Züge,
was kaum anzuzweifeln ist, so ent-
spricht der «Ausbau» des Körpers
diesem träumerischen Köpfchen
von zartester Form; welch merk-
würdiges Paar müssen die beiden:
Giovanni Manozzi — ein Kerl
durch und durch — und Fran-
cesco, das Bürschchen ohne Kno-
chen, in Rom abgegeben haben!

Die Einreihung des Bildes in
dieser Folge ist nicht zu kommen-
tieren; ich kenne kein besser er-
haltenes; auch der Grund ist völlig
unversehrt. Furini wird es wohl
für den Marchese Vitelli gemalt
haben.1

Die reuige Magdalena,
das prächtige Stück der Wiener
kaiserlichen Galerie (Taf. IX), das
eine von Furinis reifsten Leistun-
gen zu nennen ist, kann hier un-
mittelbar angegliedert werden. Der
geistige Gehalt ist bedeutender als
jener der früheren Bilder; die rol-
lenden Tränen entspringen wirk-
licher Trauer: solche Kraft des
Ausdrucks ist sonst nicht Furinis
Gabe. Der Körper der schönen
Frau ist wunderbar gemalt, die
stoffliche Behandlung von größter

Finesse. Schade, daß das Blau des Mantels verdorben ist, das die helle Tönung der belichteten Stellen
wohl noch bedeutend heben würde. Die Art, wie sein Pinsel weich die Züge der Magdalena behandelt,
ist identisch mit der des vorigen Bildes.

Diesem Werke reihten sich mehrere ähnliche an, die wohl heute in englischem Privatbesitze
schlummern und aus englischen Schabkunstblättern der Jahrhundertwende bekannt sind. Sie sind ähn-
lich komponiert und auf Frauengestalten aus Boccaccios Dekameron getauft; auch das eben erwähnte

Fig. 21. Mädchenkopf.
Florenz, Offizien.

1 Im Register der Werke beim Marchese Vitelli ist ein «S. Bastiano, figura intera» verzeichnet.

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