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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Bürkel, Ludwig von: Francesco Furini
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0096
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Francesco Furini.

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Eine «Santa Maria Macidalena nel deserto» ist uns zweimal bekannt. Eines mag einst in der
Sammlung Vitelli gewesen sein. Ein Bild dieser Sammlung endlich, Clorinda, erinnert an die Stoffe,
welche Romanen und Novellen der italienischen Literatur entnommen sind. J.Mac Ardells Schabkunst
hat vieles von künstlerischem Werte in zwei Blättern nach Furini erhalten, deren eines, «Ghismonda»
(Boccaccio, Giornata quarta Novella I),1 im Original einst bei Lady Schaub, deren anderes, «Lisabetta»
(Boccaccio, Giornata quarta Novella V), in Mr. Reynolds Besitz war (Blätter in Dresden und München).
Beide gehören der Zeit des schönen Wiener Bil-
des an, das ihnen sehr verwandt ist.

Die «Cacciata del Paradiso» soll zirka 1900
jahrelang von einem Antiquar der Vigna nuova
in Florenz ausgeboten worden sein, um endlich
für 1000 Fr. einen Käufer zu finden. Den Preis
hat keiner der Händler vergessen, wohl aber
fehlte ihnen jede Erinnerung an das Bild; daher
muß ich als Hypothese anführen, daß wohl die
hier (Fig. 38) abgebildete Zeichnung eine Kopie
nach Furinis Bild ist. Das Blatt ist in den Uffi-
zien. Die sinnliche Zeichnung einer Eva (gleich-
falls in den Uffizien, Fig. 37) mag für dies Bild
bestimmt gewesen sein. Die Cacciata war eines
von den letzten großen Bildern, vom Duca Sal-
viati in Auftrag gegeben. Als Pendant zum
prächtigen Bilde von Lucca wäre die Auffindung
einer «Diana» erfreulich, die Raffael Morghen
gestochen hat (Fig. 33); ich glaube trotz der
Charakterlosigkeit des Stiches die Merkmale
der späten Zeit darin erkennen zu können.
Einige prächtige späte Zeichnungen der Uffizien
(Fig. 34—36) mögen den Schluß bilden.

Die Zeichnungen der Albertina haben mit
Furini nichts zu tun, jene in Berlin sind wahr-
scheinlicher von Matteo Rosselli. Die Bilder in
St. Petersburg (Eremitage) und im Museum von
Montepulciano sind florentinisch und von guter
Klasse, aber nicht von Furini. Näher steht ihm
ein Frauenbild im Museum von Wiesbaden. Die
Märtyrerin ohne Hände in Dresden trägt mit
Unrecht seinen Namen. Eine S. Cecilia und eine
S. Catarina der Sammlung Feroni in Florenz
sind nur Kopien (eine S. Catarina delle ruote,

wie eine Dorotea con rosa in mano erscheinen im Inventar des Kardinals Carlo Medici 1666). An
die Skizze Bagno di Diana ebendort kann ich ebensowenig glauben wie an das Selbstbildnis der
Uffizien. Die älteren Florentiner Führer verzeichnen in allen hervorragenden Privathäusern Bilder
Furinis. Es ist mir nur zum Teile möglich gewesen, Einlaß in diese Häuser zu bekommen. Ein Teil
dieser Galerien ist versteigert oder verkauft worden (Rinuccini, Capponi u.a.). Ob in den Häusern Gua-
dagni, Compagni, del Monte etc. etc. noch Bilder sind, kann ich nicht sagen. Der Marchese Ridolfi hat
noch zwei männliche Gottheiten — unerfreuliche, jedoch eigenhändige Bilder. Am meisten würde ich

Fig. 37.

Studie zur Eva der Vertreibung (?)
Florenz, Uffizien.

1 Als Correggio bezeichnet.

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