Antonis Mor als Hofmaler Karls V. und Philipps II.
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entstandenen zweiten Porträt, das leider nur in dem schönen Stich von Lambert Suavius für die Nach-
welt erhalten ist, erscheint er weltlich gekleidet. Willem Key hatte den Erzbischof von Mecheln im
Kardinalsornat, also nach i56i und wahrscheinlich während seiner Kaltstellung in Besancon gemalt
und dafür, ohne es zu fordern, 20 Reichstaler erhalten:* ein Bild, das noch in der Kopie von Scipione
Gaetano wundervoll wirkt.2 F
Auch aus dem folgenden Jahre
besitzen wir ein datiertes Bildnis
von Mor, das, unmittelbar vor seiner
Reise ins Ausland entstanden, in der
Malweise, besonders in den dünnen
Lasuren des Inkarnats, noch an Sco-
rel erinnernd, gewissermaßen den
Schlußstein der ersten Periode sei-
nes künstlerischen Schaffens bildet.
Thomas Gresham war kurz vorher
als Ersatz für Sir William Dartell,
der sich auf dem verantwortlichen
Posten nicht bewährt hatte, als Ver-
treter englischer Handelsinteressen
nach Antwerpen gekommen und
hatte während zehn Jahren mit eini-
gen Unterbrechungen einem König
und zwei Königinnen treffliche
Dienste geleistet, die ihm Elisabeth
mit der Ritterwürde lohnte. Auf
dem Bilde der Petersburger Eremi-
tage'3 erscheint der 151g Geborene
älter als seine Jahre; das gab A. Se-
menow, dem sich die Galeriever-
waltung anschloß, Veranlassung, in
diesem Manne einen Unbekannten
zu sehen und als Ersatz ein anderes
gleich schönes Bild der kaiserlichen
Sammlung auf Gresham zu taufen,
indem er uns zugleich mit dem Por-
trät der Gattin des Begründers der Londoner Börse beschenkte/ Beide Bildnisse stellen dieselbe Per-
sönlichkeit dar. Um zehn Jahre ist der Mann auf dem zweiten gealtert, aber alle charakteristischen
Züge findet man bei einer Vergleichung in beiden wieder. Das eine wie das andere galt auch von alters-
her als Porträt des Sir Thomas. Der stehende Mann im Hausrock vom Jahre 1550 fand sich früher
in Horace Walpoles Galerie in Hangton und wurde als Gresham im Jahre 1779 gestochen Eine Re
plik des späteren Porträts, die jetzt die Familie Leveson Gower in Titsey Place besitzt ist auf einem
Stich von R. Thew aus dem Jahre i792 als Gresham bezeichnet/ Diesem zweiten Porträt steht noch
ein drittes zeitlich und in der Auffassung nahe. Es zeigt den großen Finanzmann stehend, ganz ähnlich
gekleidet wie Mor auf seinem Selbstbildnis in den Uffizien, mit einer Orange in der Hand, die er in Eng-
1 Karel van Mander, a. a. O. I, p. 253.
2 Musee de Besancon.
s Nr. 482.
4 Nr. 480 und 481.
1 From the original Picture in the possession of Lady Northampton.
Fig. 4. Antonis Mor, Königin Catalina von Portugal.
Madrid, Museo del Prado.
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entstandenen zweiten Porträt, das leider nur in dem schönen Stich von Lambert Suavius für die Nach-
welt erhalten ist, erscheint er weltlich gekleidet. Willem Key hatte den Erzbischof von Mecheln im
Kardinalsornat, also nach i56i und wahrscheinlich während seiner Kaltstellung in Besancon gemalt
und dafür, ohne es zu fordern, 20 Reichstaler erhalten:* ein Bild, das noch in der Kopie von Scipione
Gaetano wundervoll wirkt.2 F
Auch aus dem folgenden Jahre
besitzen wir ein datiertes Bildnis
von Mor, das, unmittelbar vor seiner
Reise ins Ausland entstanden, in der
Malweise, besonders in den dünnen
Lasuren des Inkarnats, noch an Sco-
rel erinnernd, gewissermaßen den
Schlußstein der ersten Periode sei-
nes künstlerischen Schaffens bildet.
Thomas Gresham war kurz vorher
als Ersatz für Sir William Dartell,
der sich auf dem verantwortlichen
Posten nicht bewährt hatte, als Ver-
treter englischer Handelsinteressen
nach Antwerpen gekommen und
hatte während zehn Jahren mit eini-
gen Unterbrechungen einem König
und zwei Königinnen treffliche
Dienste geleistet, die ihm Elisabeth
mit der Ritterwürde lohnte. Auf
dem Bilde der Petersburger Eremi-
tage'3 erscheint der 151g Geborene
älter als seine Jahre; das gab A. Se-
menow, dem sich die Galeriever-
waltung anschloß, Veranlassung, in
diesem Manne einen Unbekannten
zu sehen und als Ersatz ein anderes
gleich schönes Bild der kaiserlichen
Sammlung auf Gresham zu taufen,
indem er uns zugleich mit dem Por-
trät der Gattin des Begründers der Londoner Börse beschenkte/ Beide Bildnisse stellen dieselbe Per-
sönlichkeit dar. Um zehn Jahre ist der Mann auf dem zweiten gealtert, aber alle charakteristischen
Züge findet man bei einer Vergleichung in beiden wieder. Das eine wie das andere galt auch von alters-
her als Porträt des Sir Thomas. Der stehende Mann im Hausrock vom Jahre 1550 fand sich früher
in Horace Walpoles Galerie in Hangton und wurde als Gresham im Jahre 1779 gestochen Eine Re
plik des späteren Porträts, die jetzt die Familie Leveson Gower in Titsey Place besitzt ist auf einem
Stich von R. Thew aus dem Jahre i792 als Gresham bezeichnet/ Diesem zweiten Porträt steht noch
ein drittes zeitlich und in der Auffassung nahe. Es zeigt den großen Finanzmann stehend, ganz ähnlich
gekleidet wie Mor auf seinem Selbstbildnis in den Uffizien, mit einer Orange in der Hand, die er in Eng-
1 Karel van Mander, a. a. O. I, p. 253.
2 Musee de Besancon.
s Nr. 482.
4 Nr. 480 und 481.
1 From the original Picture in the possession of Lady Northampton.
Fig. 4. Antonis Mor, Königin Catalina von Portugal.
Madrid, Museo del Prado.