96
Valerian von Log!
land eingeführt haben soll. R. Wodmans Stich aus dem Jahre i83g trägt die Unterschrift: «From the
original painting by Sir A More in the Collection of Joseph Neeld.» Das Bild ist heute noch im Besitz
der Familie.1 In der Zwischenzeit, die die Entstehung dieser Bildnisse trennt, hat Gresham Mor noch
ein drittes Mal zu einem Bildnis gesessen.2 Wir werden später noch darauf zurückkommen.
Im April desselben Jahres 1550 befand sich Antonis in Rom, das Ziel seiner Reise aber war Iberien.
Der Biographen Angabe wird durch eine Brüssler Urkunde ergänzt: hier heißt es, daß ihn der Kaiser
nach Portugal gesendet habe, um dort
die königliche Familie zu malen.3 Es
war nichts Ungewöhnliches in dieser Zeit,
daß man den Weg durch das spanische
Mailand, über Genua oder Neapel nahm.
Im Gefolge seines Herrn kam Mor wohl
nach Augsburg. So verlockend es ist, eine
Begegnung der beiden größten Maler der
damaligen Zeit anzunehmen, diese Hypo-
these bricht unter einigen nüchternen
Daten wie ein Kartenhaus zusammen.
Tizian erschien erst am i3. Dezember
1550 auf jenem denkwürdigen Reichstag,
auf dem der Kaiser vergeblich die Nach-
folge seines Sohnes im Reiche durchzu-
setzen suchte, und der Holländer ist ur-
kundlich am 11. April in Rom nachzu-
weisen.
Bevor wir unsern Helden in den
Süden begleiten, sind wir gezwungen, uns
mit seinen älteren und neueren Biogra-
phen auseinanderzusetzen; denn keiner
weiß etwas Bestimmtes von diesem, wie
wir sehen werden, nicht zu knapp be-
messenen italienischen Aufenthalt.
Fig. 5. Antonis Mor, König Juan III. von Portugal. Hören wir Karel van Mander: «Er
Lissabon, Saö Roque. hat Reisen gemacht und war im Jahre
1552 am Hofe zu Madrid in Spanien, wo
er den König Philipp malte; denn er war infolge Verwendung des Cardinais Granvella in den Dienst
des Kaisers gekommen. Zuerst (Voorerst) sandte ihn der Kaiser nach Portugal, wo er die Infantin
von Portugal, die Braut König Philipps, zu malen hatte . . .»
Palomino: «Paso ä Italia y en Roma estudiö en las mas celebres obras de Michael Angel, y Ra-
phael de Urbino, daba tal vivezza ä lo que executaba, asi en color como en dibujo, y en las mas
esquisitas menudencias, que parecia desmentir el natural. Pasö ä Espana y ä Madrid y retratö el Senor
1 Das reiche Abbildungsmaterial, auf dem sich obige Untersuchungen aufbauen, danke ich der Güte von Mr. Arthur
E. Leveson Gower in London.
2 Sir Algernon W. Neelds Collection, ausgestellt auf der Royal Academy Exhibition 1895, Nr. 120. — Waagen, Trea-
sures of art in Great Britain, London 1854, II, p. 246. Ein Bildnis Greshams, das dem Earl of Stanford gehörte, war 1857
auf der berühmten Manchester Exhibition.
1 « . . . ende scheyde van meester Anthoni midts dien hy moeste een reise doen voer den Keyserlijcke Majesteyt in
Portugaele, om aldaer den coninck ende coninginne ven Portegael te conterfeyten met de kinderen van Portegael en dat vor de
Kayserlycke Majesteyt»: Pinchart, Archives des arts III, p. 202, A. 3.
Valerian von Log!
land eingeführt haben soll. R. Wodmans Stich aus dem Jahre i83g trägt die Unterschrift: «From the
original painting by Sir A More in the Collection of Joseph Neeld.» Das Bild ist heute noch im Besitz
der Familie.1 In der Zwischenzeit, die die Entstehung dieser Bildnisse trennt, hat Gresham Mor noch
ein drittes Mal zu einem Bildnis gesessen.2 Wir werden später noch darauf zurückkommen.
Im April desselben Jahres 1550 befand sich Antonis in Rom, das Ziel seiner Reise aber war Iberien.
Der Biographen Angabe wird durch eine Brüssler Urkunde ergänzt: hier heißt es, daß ihn der Kaiser
nach Portugal gesendet habe, um dort
die königliche Familie zu malen.3 Es
war nichts Ungewöhnliches in dieser Zeit,
daß man den Weg durch das spanische
Mailand, über Genua oder Neapel nahm.
Im Gefolge seines Herrn kam Mor wohl
nach Augsburg. So verlockend es ist, eine
Begegnung der beiden größten Maler der
damaligen Zeit anzunehmen, diese Hypo-
these bricht unter einigen nüchternen
Daten wie ein Kartenhaus zusammen.
Tizian erschien erst am i3. Dezember
1550 auf jenem denkwürdigen Reichstag,
auf dem der Kaiser vergeblich die Nach-
folge seines Sohnes im Reiche durchzu-
setzen suchte, und der Holländer ist ur-
kundlich am 11. April in Rom nachzu-
weisen.
Bevor wir unsern Helden in den
Süden begleiten, sind wir gezwungen, uns
mit seinen älteren und neueren Biogra-
phen auseinanderzusetzen; denn keiner
weiß etwas Bestimmtes von diesem, wie
wir sehen werden, nicht zu knapp be-
messenen italienischen Aufenthalt.
Fig. 5. Antonis Mor, König Juan III. von Portugal. Hören wir Karel van Mander: «Er
Lissabon, Saö Roque. hat Reisen gemacht und war im Jahre
1552 am Hofe zu Madrid in Spanien, wo
er den König Philipp malte; denn er war infolge Verwendung des Cardinais Granvella in den Dienst
des Kaisers gekommen. Zuerst (Voorerst) sandte ihn der Kaiser nach Portugal, wo er die Infantin
von Portugal, die Braut König Philipps, zu malen hatte . . .»
Palomino: «Paso ä Italia y en Roma estudiö en las mas celebres obras de Michael Angel, y Ra-
phael de Urbino, daba tal vivezza ä lo que executaba, asi en color como en dibujo, y en las mas
esquisitas menudencias, que parecia desmentir el natural. Pasö ä Espana y ä Madrid y retratö el Senor
1 Das reiche Abbildungsmaterial, auf dem sich obige Untersuchungen aufbauen, danke ich der Güte von Mr. Arthur
E. Leveson Gower in London.
2 Sir Algernon W. Neelds Collection, ausgestellt auf der Royal Academy Exhibition 1895, Nr. 120. — Waagen, Trea-
sures of art in Great Britain, London 1854, II, p. 246. Ein Bildnis Greshams, das dem Earl of Stanford gehörte, war 1857
auf der berühmten Manchester Exhibition.
1 « . . . ende scheyde van meester Anthoni midts dien hy moeste een reise doen voer den Keyserlijcke Majesteyt in
Portugaele, om aldaer den coninck ende coninginne ven Portegael te conterfeyten met de kinderen van Portegael en dat vor de
Kayserlycke Majesteyt»: Pinchart, Archives des arts III, p. 202, A. 3.