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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Loga, Valerian von: Antonis Mor als Hofmaler Karls V. und Philipps II.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0107
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Antonis Mor als Hofmaler Karls V. und Philipps II.

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nach der gleichen Richtung angeordnet: der spätere Kaiser in seinem gelben, buntgestickten Koller
über den er die Rüstung anlegen wird, elegant, beweglich; die Infantin dunkel gekleidet, vornehm'
zurückhaltend.1 «Nicht nur den konventionellen, hofmäßigen Anstand wußte Mor zu treffen, er malte'
auch Temperament und Charakter und das eigene, individuelle Leben der Züge. Es sind Personen
denen das Zeremoniell, die Re-
präsentation, die Verschlossenheit
keine Mühe und keine Langeweile
kosten, sie sind ihr Lebenselement.
Aber diese Menschen, die nur ab-
gemessen sprechen und nur vorge-
schriebene Stellungen einnehmen,
die im Leben undurchdringlich
waren, in Mors Bildern scheinen
sie Rede zu stehen, wir glauben
die Empfindungen und Gedanken
zu lesen, die hinter ihren Stirnen
hausen. Und selbst die Karnation,
sein kühler, zarter, silbergrauer,
ins Violett spielender Ton von
schwachem graffitartigen Metall-
glanz paßt zu diesen bleichen, in
Etikette eingeschnürten Prinzes-
sinnen.»2

Auch die jüngere, am 27. Juni
1537 geborene Schwester Juana hat
Mor gemalt. Sie war noch unver-
heiratet, als er an den Hof kam,
aber man hatte Verhandlungen
über ihre Verbindung mit dem
Kronprinzen von Portugal ange-
knüpft. Pantojas Meisterstück3 galt
von altersher als das einer portu-
giesischen Prinzessin. Maria aber
war längst außerhalb Spaniens, als
es entstand. Die fast dreißigjährige
Dame konnte Pantoja, der erst in
demselben Jahre geboren wurde,

als die spätere Kaiserin ihr Vaterland verließ, um erst als Witwe dorthin zurückzukehren, unmöglich
nach dem Leben malen. Es liegt also hier eine jener Kopien vor, die der Künstler nach einem der
beim Brande in Pardo zugrundegegangenen Gemälde Mors* ausführte. Denkt man sich die moder
nisierenden Zusätze der Kleidung fort, - man braucht sich bloß den Mühlsteinkragen die breiten
Spitzenmanschetten und die hohe Frisur in Gedanken zu verkleinern - so bleibt das Kostüm vom
Jahre i553 übrig, und zwar die portugiesische Mode, nach der auch die Infantin Maria/ die ihre Schwä-
gerin werden sollte, gekleidet ist.

Fig. 7.

Kopie nach Antonis Mor, Königin Maria von Ungarn.
Edinburgh, Holyrood Palace.

Juans

1 Museo del Prado, Nr. 1487 und i486.

3 Museo del Prado, Nr. 92.).

4 Argote de Molina, a. a. O., Nr. 6: «Dona Joanna, Princesa de Portugal, hija de Carlo quinto,
wohl nur irrtümlich als Arbeit von Alonso Sanchez bezeichnet.

5 Auch Francisco d'Hollanda hatte Maria gemalt: Vasconcellos, Francisco de Hollanda, Wien 1899, p. XLVII

16

Karl Justi, Philipp II. als Kunstfreund, a. a. O., S..3.I3.

muger del principe Don

XX VII.
 
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