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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Loga, Valerian von: Antonis Mor als Hofmaler Karls V. und Philipps II.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0122
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Valerian von Loga.

Größenwahn übergeschnappt ist. «Er machte Moro eine heftige Szene, schalt ihn einen hochmütigen
Narren, der keinen guten Meister zu schätzen verstehe, und sagte noch, er tue besser, nach Utrecht zu
gehen, um seine Frau von den Kanonikern zu bewahren, und dergleichen lächerliche Reden mehr. Als
Moro ihn deswegen bedrohte, kroch er unter den Tisch, doch Moro achtete ihn nicht für wert, sich mit
ihm einzulassen.»

Am i3. April des Jahres 1555 ist endlich in Tordesillas Kastiliens Königin gestorben, nachdem

ihr Geist fast fünfzig Jahre um-
nachtet war. Philipp hatte im
August gegen den Willen seiner
verliebten Gemahlin England ver-
lassen und war am 3. September
in Brüssel eingetroffen, wo seine
Anwesenheit die großen histori-
schen Ereignisse, die am 16. Ja-
nuar 1556 mit der Abdankung
Karls V. ihren welterschütternden
Abschluß fanden, dringend ver-
langten. Er kehrte im Jahre 1557
als König von Spanien für kurze
Zeit über den Kanal zurück, aber
der Tod Marias am 17. November
1558 löste bald darauf die so un-
gleiche Ehe.

Moro begleitete wahrschein-
lich schon bei der ersten Reise
nach den Niederlanden seinen Sou-
verän. 1 Gern denken wir ihn uns
als Zeugen der gewaltigen' politi-
schen Umwälzungen unter den
Famiiiaren in Binche, dem Land-
haus seiner Gönnerin Maria von
Ungarn, oder im feierlichen Ka-
pitel des Goldenen Vließes am
Tage Simonis und Judae und bei
Fig. 17. Antonis Mor, Bildnis einer Unbekannten. dem tränenreichen Abschied des

Madrid, Museo dei Prado. Kaisers. Maria und Maximilian

waren damals auch nach den Nie-
derlanden gekommen, um dem Vater und den verehrten Tanten für immer Lebewohl zu sagen.

Von des Hofmalers Tätigkeit in diesem Jahre haben wir in dem Bildnis des großen Staatsmannes,
der alle Fäden der Weltgeschichte in seiner festen Hand hielt, eine unverwehte Spur. Für das verlorene
Original, von dem Rubens wahrscheinlich eine Wiederholung besaß,2 ist der schöne Stich des Lam-
bert Suavius (Fig. 11) nur ein schwacher Ersatz.3 Perrenot trägt den Bart kürzer als sieben Jahre

1 Anders Walpole, Anecdotes of painting in England, Editio Worum I, p. 141: «He remainded in England during the
reign of Mary».

2 Van Mander, Editio Hymans I, p. 281, N. 4.

3 Die Unterschrift lautet: EFFIGIES ■ ILL • AC • RMI D • ANTONII PERRENOT ■ EPI • £TREBATENSIS.
IMP : CAROLI • V ■ PRIMI • CONSILIARII ■ ET • SIGILLORVM • CVSTODIS.

Unten links 1556.
 
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