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Valerian von Loga.
Hans II. Tochter Anna in dem Inventar Marias von Ungarn1 aufgeführt wird, wird es wahrscheinlich,
daß alle drei Kinderbildnisse waren.
Das Bildnis Marias von Ungarn2 hat ebenfalls nicht die schrecklichen Feuersbrünste von Pardo
und des Alcazar von Madrid, die für Spaniens Kunstschätze dasselbe, was der Bildersturm für die Nie-
derlande bedeuteten, überdauert.
Unterdessen hatten sich die drohenden Kriegswolken, die gegen Philipps neue Machtstellung
vom Westen heraufzogen, über
St. Quentin entladen. Der König
weilte noch in England, als die
spanischen Truppen unter seines
Vetters Emanuel Philibert von Sa-
voyen Befehl einen ihrer glänzend-
sten Siege erfochten. Nachdem er
das Oberkommando selbst über-
nommen hatte, hielt er sich, statt
in Eilmärschen auf das unbedeckte
Paris loszurücken, mit der Bela-
gerung der vom Admiral Coligny
trefflich verteidigten Festung auf.
Als er bei dem Sturm den Befehl
geben mußte, ein Kloster des heili-
gen Laurentius, in dem der Feind
sich festgesetzt hatte, zu zerstören,
hat er jenes Gelübde getan, dem
Spanien das achte Weltwunder
verdankt. Im Schmuck der ruhm-
reichen Waffen, die er an dem
denkwürdigen Tage trug, ließ er
sich von Moro malen und sah es
gerne, wenn dieses Kunstwerk
durch Kopien verbreitet wurde.3
Das Gemälde im Escorial4
(Taf. XXIII) wird neuerdings wie-
der für das Original in Anspruch
Fig. 19. Antonis Mor, Bildnis einer Unbekannten. genommen,5 das man im Brande
Madrid, Museo dei Prado. Jes Pardo verloren glaubte. Phi-
lipp war zu stolz und selbstbewußt,
um zu posieren. Die Größe des Augenblicks und die Wucht des historischen Ereignisses verstand ein
1 Ebenda Nr. 25: «El retrato de dona Ana, hija de Maximiliano, rey de Bohemia, en tabla,esu moldura dorada, hecho porMoro.»
2 Ebenda Nr. 44: «Maria Reyna de Ungria, muger de Ladislao (muß natürlich Lodovico heißen) rey de Ungria, hija
del Emperador Carlo quinto.» Auch Tizians Bildnis der Königin in ihrem Hauskleid (con su tocado e vestido que traia
ordinario) ist verloren gegangen.
3 «He visto», schreibt Pacheco, «una copia que tiene hoy el duque de Alcalä del que hizo del Rey Felipe II entero
(quando pasö ä San Quintin) el gran retratador suyo Antonio Moro, maestro de Alonso Sanchez»: Arte de la pintura, Editio
Cruzada Villaamil II, p. 142.
4 Im libro de entregas de El Escorial im Archiv des königlichen Hauses findet sich unter dem 1. Juni 1575 einge-
tragen: «Un retrato entero del Rey Don Phelippe nuestro Senor armado con mangas de malla y cosolete con un baston en
la mano y banda roja con botas y espuelas y calcas blancas, de pincel y sobre lienzo, de mano de Antonio Moro, puesto
en su marco de madera dorado y pintado de azul, que tiene dos baras y dos lercias de alto y bara y media de ancho; es
Retrato de la manera que andava quando la guerra de Sant Quintin.»
5 Narciso Sentenach y Cabaüas, La pictura en Madrid, Madrid 1907, p. 17.
Valerian von Loga.
Hans II. Tochter Anna in dem Inventar Marias von Ungarn1 aufgeführt wird, wird es wahrscheinlich,
daß alle drei Kinderbildnisse waren.
Das Bildnis Marias von Ungarn2 hat ebenfalls nicht die schrecklichen Feuersbrünste von Pardo
und des Alcazar von Madrid, die für Spaniens Kunstschätze dasselbe, was der Bildersturm für die Nie-
derlande bedeuteten, überdauert.
Unterdessen hatten sich die drohenden Kriegswolken, die gegen Philipps neue Machtstellung
vom Westen heraufzogen, über
St. Quentin entladen. Der König
weilte noch in England, als die
spanischen Truppen unter seines
Vetters Emanuel Philibert von Sa-
voyen Befehl einen ihrer glänzend-
sten Siege erfochten. Nachdem er
das Oberkommando selbst über-
nommen hatte, hielt er sich, statt
in Eilmärschen auf das unbedeckte
Paris loszurücken, mit der Bela-
gerung der vom Admiral Coligny
trefflich verteidigten Festung auf.
Als er bei dem Sturm den Befehl
geben mußte, ein Kloster des heili-
gen Laurentius, in dem der Feind
sich festgesetzt hatte, zu zerstören,
hat er jenes Gelübde getan, dem
Spanien das achte Weltwunder
verdankt. Im Schmuck der ruhm-
reichen Waffen, die er an dem
denkwürdigen Tage trug, ließ er
sich von Moro malen und sah es
gerne, wenn dieses Kunstwerk
durch Kopien verbreitet wurde.3
Das Gemälde im Escorial4
(Taf. XXIII) wird neuerdings wie-
der für das Original in Anspruch
Fig. 19. Antonis Mor, Bildnis einer Unbekannten. genommen,5 das man im Brande
Madrid, Museo dei Prado. Jes Pardo verloren glaubte. Phi-
lipp war zu stolz und selbstbewußt,
um zu posieren. Die Größe des Augenblicks und die Wucht des historischen Ereignisses verstand ein
1 Ebenda Nr. 25: «El retrato de dona Ana, hija de Maximiliano, rey de Bohemia, en tabla,esu moldura dorada, hecho porMoro.»
2 Ebenda Nr. 44: «Maria Reyna de Ungria, muger de Ladislao (muß natürlich Lodovico heißen) rey de Ungria, hija
del Emperador Carlo quinto.» Auch Tizians Bildnis der Königin in ihrem Hauskleid (con su tocado e vestido que traia
ordinario) ist verloren gegangen.
3 «He visto», schreibt Pacheco, «una copia que tiene hoy el duque de Alcalä del que hizo del Rey Felipe II entero
(quando pasö ä San Quintin) el gran retratador suyo Antonio Moro, maestro de Alonso Sanchez»: Arte de la pintura, Editio
Cruzada Villaamil II, p. 142.
4 Im libro de entregas de El Escorial im Archiv des königlichen Hauses findet sich unter dem 1. Juni 1575 einge-
tragen: «Un retrato entero del Rey Don Phelippe nuestro Senor armado con mangas de malla y cosolete con un baston en
la mano y banda roja con botas y espuelas y calcas blancas, de pincel y sobre lienzo, de mano de Antonio Moro, puesto
en su marco de madera dorado y pintado de azul, que tiene dos baras y dos lercias de alto y bara y media de ancho; es
Retrato de la manera que andava quando la guerra de Sant Quintin.»
5 Narciso Sentenach y Cabaüas, La pictura en Madrid, Madrid 1907, p. 17.